Bochum/Witten. Die Security soll einem Kind mit Kreislaufproblem beim Zeltfestival verwehrt haben, den Notausgang zu nehmen. So reagiert der Sicherheitsdienst.
Es sollte ein schöner Abend werden für eine Bochumerin (44), die gemeinsam mit ihrer Tochter (15) und dem Nachbarsjungen (12) Konzertkarten für Michael Patrick Kelly beim Zeltfestival Ruhr am vergangenen Freitag (18. August) hatte. Aufgrund der Hitze habe der Zwölfjährige Kreislaufprobleme bekommen. Der Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes habe ihr jedoch verwehrt, durch den Notausgang zu gehen. Es sei zu einer bedrohlichen Situation gekommen.
„Bereits nach einer halben Stunde war klar, dass die Wärme im Zelt und die Fülle zu vielen Kreislaufproblemen führten“, berichtet die 44-Jährige, die anonym bleiben möchte. „Da ich mit den Kindern allein vor Ort war, stellten wir uns an die Seite rechts vorne, hinter der Tribüne für behinderte Menschen. Hier war noch etwas mehr Platz, als an anderen Stellen im Zelt und leichte Luftzüge kamen durch die Notausgänge.“
Zeltfestival Ruhr: Besucherin beschreibt bedrohlichen Konflikt mit Security-Mann
Doch gegen 21.15 Uhr sei der Junge auf einmal leichenblass geworden und habe über Schmerzen am ganzen Körper geklagt. „Er kniete sich vor dem Ausgang auf den Boden, so dass ich diesen Weg als kürzesten hielt, um eine Ohnmacht und eine Verletzung zu vermeiden“, meint die Bochumerin.
Sie und ihre Tochter hätten das Kind gestützt und seien auf den linken Ausgang zugegangen. „Hier kam uns direkt ein Angestellter der ,Wolff Sicherheit’ in den Weg. Er versperrte mir den Weg und entfernte grob, durch einen Griff an meinem Handgelenk, meine Hand von dem Türgriff“.“
- Beim Zeltfestival ist ein Kind dehydriert, ohne dass ein Security-Mitarbeiter Hilfe geleistet haben soll. Eine Nachschulung ist als Konsequenz zu wenig, kommentiert Redakteur Jürgen Stahl.
Das Trio hätte den Hinweis erhalten, dass an dieser Stelle kein Ausgang sei und sie den Ausgang auf der komplett anderen Seite nehmen müssten. „Als ich ihm darauf mitteilte, dass wir es nicht mehr bis dahin schaffen würden und das Kind raus müsse, sagte er ,dann kann ihn ein Sanitäter wegschleppen, falls er umkippt’“, schildert die 44-Jährige weiter.
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„Meine Tochter schläft seit Tagen kaum und weint viel“
Nach weiterer Diskussion seien andere Gäste zu Hilfe gekommen, einer von ihnen sei durch den Security-Mitarbeiter weggeschubst worden. Gleichzeitig sei auch die Bochumerin bedroht und beschimpft worden. „Ich schaffte es dann doch noch, meine Kinder sicher durch eine der Türen nach draußen zu führen. Als dies der Sicherheitsmann bemerkte, fasste er mich an meinem Oberteil, um mich zurück in das Zelt zu ziehen, und stellte mir einen Fuß vor mein Bein, so dass ich stolperte.“ Irgendwann habe die Frau es dann geschafft, das Zelt zu verlassen.
Doch der Schock sei geblieben, bei ihr, vor allem aber bei den Kindern. „Meine Tochter schläft seit Tagen kaum und weint viel“, erklärt die 44-Jährige, die bei der Polizei eine Anzeige gestellt hat. „Einen Sicherheitsbeauftragten an eine Tür zu stellen, der nicht in der Lage ist, eine Notsituation zu unterstützen, und Erste-Hilfe-Maßnahmen verweigert, halte ich für fahrlässig.“
Polizei bestätigt Strafanzeige
Dass es eine Strafanzeige gegeben hat, bestätigt die Polizei Bochum auf Anfrage. Es gehe um Nötigung und Beleidigung. „Die Ermittlungen dauern noch an“, so Marina Sablic aus der Pressestelle der Polizei. Der Mitarbeiter müsse noch vernommen werden.
Auch der ZFR Event GmbH, dem Veranstalter, ist der Vorfall bekannt. „Wir stehen in engem Austausch mit unseren Gewerken – darunter auch der beauftragte Sicherheitsdienst, der zum einen bereits mit den betroffenen Besucher:innen in Verbindung steht, zum anderen eine Nachschulung des beteiligten Sicherheitskollegen veranlasst hat, so dass die geschilderte Situationen ein Einzelfall bleibt“, erklärt Sprecherin Jenny Peters, die damit auch stellvertretend für den Sicherheitsdienst spricht.
Auch wenn sich der Hergang nicht im Detail aufklären lasse, sei es im äußersten Sinne der Veranstalter, dass Security-Entscheidungen stets zugunsten der Besucherinnen und Besucher getroffen werden. Man unterstütze die Nachschulungsmaßnahmen des eingesetzten Personals.
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