Bochum. Drei Millionen Euro schüttet die VBW Bochum aus. Viel zu viel, kritisiert der Mieterverein. Zu den Begünstigten gehört der Wohnungsriese Vonovia.

Als „Wohnraumversorger der Stadt Bochum“ versteht sich die VBW Wohnen. Das überwiegend städtische Unternehmen mit einem Bestand von fast 12.500 Wohnungen ist der größte Anbieter in der Stadt. Quartiersentwicklung und Angebote für alle Bevölkerungsschichten hat es sich u.a. auf die Fahnen geschrieben. Hehre Ziele, die mit einer für das Jahr 2022 vorgesehenen Gewinnausschüttung von drei Millionen Euro aus Sicht des Mietervereins nicht vereinbar sind.

Mieterverein beklagt: VBW schüttet zu hohe Gewinne aus

„Wir möchten, dass sich die VBW wie ein gemeinnütziges Wohnungsunternehmen verhält“, sagt Mieterverein-Sprecher Aichard Hoffmann. „Was bedeuten würde, dass sie keine oder nur eine beschränkte Rendite an die Anteilseigner ausschüttet.“ In der Vergangenheit hatte der Verein mehrfach Kritik an hohen Auszahlungen an die Eigentümer geübt.

Mehrheitlich an der VBW beteiligt ist die Stadt Bochum über ihre Stadtwerke (68,89 Prozent) und die Sparkasse (10,65). Größter privater Anteilseigner ist der Wohnungsriese Vonovia (19,87). Genehmigt der Stadtrat nächste Woche die geplante Ausschüttung, würde Vonovia davon etwa 600.000 Euro erhalten. 2,4 Millionen Euro würden in den städtischen Haushalt fließen.

Verein räumt ein, die VBW treibe nicht mehr die Mieten nach oben

Dabei war der Gewinn des städtischen Wohnungsunternehmens im vergangenen Jahr sogar noch viel höher. 10,7 Millionen Euro beträgt das Plus, nach 7,4 Millionen Euro ein Jahr zuvor. Begünstigt wurde dieses gute Ergebnis u.a. auch durch den Verkauf von 33 Einfamilienhäusern in Querenburg, Grumme und Riemke sowie den „außerplanmäßigen Verkauf“, wie es heißt, von Wohnungen an die VBW-Stiftung. In den nun 34 Wohnungen der Stiftung werden, so VBW-Sprecher Dominik Neugebauer, „Menschen mit besonderen, sozialen Herausforderungen untergebracht“.

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Diese soziale Komponente kommt aus Sicht des Mietervereins bei der VBW noch zu kurz. Gleichwohl räumt Sprecher Aichard Hoffman ein: „Es hat sich schon einiges gebessert. Die VBW ist seit ein, zwei Jahren nicht mehr die große Mietentreiberin, die sie lange Zeit war. Wir haben uns auch sehr darüber gefreut, dass sie in diesem Jahr die Grand-City-Property-Wohnungen in Werne übernommen hat.“ Insgesamt 283 Wohnungen, 95 Prozent davon öffentlich gefördert, hat das Unternehmen 2023 in Altenbochum und Werne gekauft.

7,7 Millionen Euro fließen in die Rücklagen

Trotzdem stimmt die Ausrichtung des Unternehmens nach Ansicht des Mietervereins nicht. 7,7 Millionen Euro des Jahresgewinns 2022 sollen zwar in die Rücklagen fließen. Aus Sicht des Mietervereins ist das aber nicht genug.

Hoher Krankenstand und offene Stellen

Um 919.000 Euro geringer als geplant sind die Personalkosten bei der VBW im vergangenen Jahr ausgefallen. Begründet wird dies mit „Langzeiterkrankungen und Verzögerungen in der Besetzung vorgesehener Stellen“, wie es in einer Verwaltungsvorlage heißt.

„Der Krankenstand für 2022 lag über dem durchschnittlichen Krankenstand innerhalb NRW, jedoch für 2023 deutlich unter Vorjahresniveau“, sagt Sprecher Dominik Neugebauer. Eine konkrete Prozentzahl der krankheitsbedingten Ausfälle könne er nicht nennen.

„Wir haben nichts dagegen, dass das Unternehmen Gewinn macht. Ein gutes Unternehmen wirtschaftet so, dass es auf sicheren Füßen steht“, argumentiert der Mieterverein-Sprecher. Aber der Gewinn müsse zum überwiegenden Teil im Unternehmen bleiben. „Wir haben mal ausgerechnet, dass jede frei finanzierte Miete bei der VBW 50 Cent pro Quadratmeter niedriger sein könnte, wenn diese Gewinnausschüttung nicht stattfinden würde.“. Bei einer 60-Quadratmeter-Wohnung etwa wären dies 30 Euro pro Monat und 360 Euro im Jahr weniger.

Weniger Neubauten und mehr Sanierungen

Derweil richtet das städtische Wohnungsunternehmen seine Strategie neu aus. Angesichts der zum Teil dramatischen Kostensteigerung hat es entschieden, dass „zahlreiche zukünftige Neubauten in energetische Vollmodernisierungen umgewandelt“ werden, wie es heißt. Sprich: An einigen Stellen werden Altbauten modernisiert, statt sie abzureißen und durch Neubauten zu ersetzen. Das betrifft, so Sprecher Neugebauer, zum Beispiel Wohnungen an der Wasserstraße, am Sanderweg, an der Blankensteiner Straße und an der Fischerstraße/Kirchharpener Straße.

Fortsetzen will das Unternehmen nach eigenem Bekunden seine Wachstumsstrategie trotzdem. Für Neubauten sind 60 Millionen Euro eingeplant.