Bochum. Theaterkritiker in NRW setzen das Schauspielhaus Bochum erneut an die Spitze. Derweil überrascht das Theater mit ungewöhnlichen Urlaubsgrüßen.
Das Schauspielhaus Bochum steht seit einigen Wochen recht verlassen da: Sommerpause. Doch die schreckliche, theaterlose Zeit wird von einer frohen Nachricht unterbrochen: Bei einer Umfrage unter Theaterkritikern in NRW, die die „Welt am Sonntag“ jährlich vergibt, wird das Schauspielhaus erneut zum „Theater der Saison“ gekürt, weit vor den anderen großen Häusern etwa in Düsseldorf und Köln.
Bereits 2019 sowie im vergangenen Jahr konnte sich das Haus unter der Intendanz von Johan Simons über diese Auszeichnung freuen. Die befragten Journalisten arbeiten für Radio, Zeitungen, Zeitschriften und online, sieben von acht Kritiker setzten Bochum in der Umfrage an die Spitze.
Schauspielhaus Bochum liegt in NRW-Umfrage an der Spitze
Besonders die Arbeiten des Intendanten scheinen die Befragten beeindruckt zu haben: „Mehrfach wurde Simons, der seit 2018 in Bochum Intendant ist, für seine Arbeit als Regisseur gewürdigt“, schreibt die „Welt am Sonntag“. Allein vier Stimmen erhielt seine Neueinrichtung von Shakespeares „Macbeth“, die Simons im Mai ins Schauspielhaus brachte. Das fulminante Spiel der drei Darsteller riss auch die Zuschauer während der Premiere zu stehenden Ovationen hin, die Vorstellungen sind seither reihenweise ausverkauft.
Jens Harzer, der neben der Titelrolle auch diverse andere Figuren auf der Bühne verkörpert, wird von den Journalisten zum „Schauspieler des Jahres“ gewählt. Auch seine Frau Marina Galic, die mit Harzer schon so manche gemeinsame Theaterabende vor allem am Hamburger Thalia Theater bestritt, wird als „Beste Schauspielerin“ genannt. Im Bochumer Shakespeare-Feuerwerk gibt sie unter anderem die Lady Macbeth. Die Inszenierung wird auch in der kommenden Spielzeit zu erleben sein, die genauen Spieltermine sind noch nicht bekannt.
Trotz aller Preise: Bei den Bochumer Theatergängern ist Simons’ Intendanz nicht unumstritten. Der Vorwurf des „zu kopflastigen“ Theaters verfolgt den Intendanten weiterhin, die eher mäßigen Zuschauerzahlen (126.000 in der vergangenen Spielzeit) sind ausbaufähig.
Schauspielhaus Bochum schickt Urlaubsgrüße vom Mars
Ab dem 8. August wird es am Schauspielhaus wieder lebendiger zugehen: Dann kehrt die ganze Mannschaft aus den Ferien zurück. Ungewöhnliche Urlaubsgrüße schicken die Theatermacher derweil über Facebook. An verschiedenen Orten der Welt, so scheint es, halten sie das neue Spielzeitbuch vor die Kamera: am Strand, am Pool, vor Bergkulisse und auf dem Campingplatz.
Der schaurige Witz dabei: Erstellt wurden die Bilder nicht an fernen Orten, sondern mittels Künstlicher Intelligenz am Schreibtisch. Das soll laut Schauspielhaus im Laufe der kommenden Wochen noch deutlicher werden, wenn sich Fotos vom Mars und aus Hogwarts dazu gesellen.
Neue Spielzeit startet Anfang September mit gleich drei Premieren
Komplett analog und ganz real beginnt die neue Spielzeit am Freitag, 1. September, mit gleich drei Premieren an drei Abenden: Mit „Früchte der Vernunft“ kehrt die finnische Regisseurin Saara Turunen in die Kammerspiele zurück. Vor zwei Jahren zeigte sie mit „Das Gespenst der Normalität“ einen wunderbar verschrobenen Abend, der auf einen treuen Fankreis stieß.
Robert Borgmann dreht daraufhin Büchners „Dantons Tod“ im Schauspielhaus zur „theatralen Installation“ (2. September), ehe in „Freaks“ am 3. September im Oval Office eine waschechte Rock’n’Roll-Band gegründet wird. Und das könnte ziemlich lustig werden.
Junges Schauspielhaus startet mit „Der Struwwelpeter“
Auch das Junge Schauspielhaus steckt mitten in den Vorbereitungen auf die neue Saison: Im Theaterrevier an der Prinz-Regent-Straße beginnt die Spielzeit Anfang September mit der Wiederaufnahme von „Der kleine Prinz“, ehe mit „Der Struwwelpeter“ am 10. September die erste Premiere ansteht.
Der Vorverkauf für alle Vorstellungen im September beginnt am 8. August. Alle Infos: schauspielhausbochum.de