Bochum. Nur 2333 Besucher schlossen in der letzten Saison ein Abo ab. Liegt es an der Intendanz? Oder an einem veränderten Kaufverhalten des Publikums?
Die Zahl der Abonnenten gilt in der Kulturszene gemeinhin als ein wichtiger Indikator: Wie treu ist das Publikum? Wie viele Stammgäste lassen sich längerfristig binden? Zum Ende der Spielzeit ist das Fazit am Schauspielhaus Bochum ernüchternd: Die Abozahlen dümpeln auf niedrigem Niveau.
Nur 2333 Besucher schlossen in der Saison 2022/23 ein Abo ab. Das sind nur wenige mehr als in den beiden Spielzeiten zuvor, in denen das Theater wegen der Pandemie teils lange schließen musste (2020/21: 1932 Abos, 2021/22: 1851 Abos).
Abo-Zahlen im Schauspielhaus Bochum auf niedrigem Niveau
Im Vergleich zu früheren Jahren fällt der Rückgang der Abos noch deutlicher aus: In der Spielzeit 2011/12 kauften noch über 7000 Zuschauerinnen und Zuschauer eine Dauerkarte. Als Intendant Johan Simons 2018/19 am Schauspielhaus antrat, waren es 4872 – mehr als doppelt so viele wie heute.
Die Gründe dafür sind vielschichtig: Klar könnten sie auf eine mögliche Unzufriedenheit mit der aktuellen Theaterleitung hindeuten. Durch gleichzeitig sinkende Zuschauerzahlen belegen lässt sich das aber nicht. Nach den Corona-Jahren verzeichnen sie wieder einen Aufwärtstrend und liegen am Ende dieser Spielzeit mit 126.000 Zuschauern nur leicht hinter dem Start der Simons-Intendanz (132.771). Damals begann die Saison wegen der Umbauarbeiten im Schauspielhaus allerdings auch zwei Monate später.
Viele Zuschauer entscheiden sich immer kurzfristiger
Dabei klagen viele Theater, Opern- und Konzerthäusern seit Jahren unter fallenden Abo-Zahlen. Viele Zuschauer entscheiden sich kurzfristig für einen Besuch, statt sich auf starre Frühbuchsysteme einzulassen. „Deutlich mehr Karten als früher werden spontan über die Theaterkasse und den Webshop gekauft“, so Alexander Kruse, Sprecher des Schauspielhauses. Die Corona-Krise habe diese Entwicklung noch verstärkt: „Damals mussten so viele Vorstellungen abgesagt werden, dass manche Abonnenten nicht wussten, wohin mit ihren Gutscheinen.“
Von einem spontaneren Verhalten des Publikums berichten auch andere Kultureinrichtungen wie die Symphoniker: „Ein Großteil der Karten wird bei uns erst in den letzten Wochen vor dem Konzert verkauft, was vor Corona ganz anders war“, sagt Sprecherin Christiane Peters. Für das Prinz-Regent-Theater, das keine Abos anbietet, ist dies zu einem echten Problem geworden: „Das Konsumverhalten der Menschen hat sich deutlich geändert“, sagt Geschäftsführerin Anne Rockenfeller. „Wir können an manchen Abenden kaum noch planen, wie viele Besucher kommen oder nicht.“
Kleinere Abo-Pakete und Schnupper-Abos
Diesem „Trend zum flexibleren Vorstellungsbesuch“ will das Schauspielhaus mit neuen Abo-Modellen begegnen. So werden jetzt kleinere Abo-Pakete mit sechs statt zehn Abo-Scheinen und Premieren-Schnupper-Abos angeboten. „Die wichtigste Nachricht für uns ist aber, dass die Zuschauer zurück sind“, meint Alexander Kruse.