Bochum. Seit 1984 zeigt der Bochumer Künstlerbund seine Ausstellungen regelmäßig im Kunstmuseum – bis jetzt. Die neue Museumsleitung hat andere Pläne.
Eine neue Ausstellung auf Haus Kemnade sorgt für Knatsch in der Kunstszene: Unter dem Titel „Spirit“ zeigen 43 Mitglieder des Bochumer Künstlerbundes (BKB) ihre Werke auf dem Wasserschloss. Lieber wären sie damit wohl mitten in die Stadt gezogen, doch erstmals seit über 20 Jahren stehen den Künstlern für ihre sogenannten „Zwischenbilanzen“ nicht mehr die Räume des Kunstmuseums Bochum zur Verfügung.
Künstlerbund in Bochum muss auf Haus Kemnade ausweichen
Unter der Leitung der Direktorin Noor Mertens scheint das Museum andere Prioritäten zu setzen und möchte den teils alteingesessenen Künstlerinnen und Künstler des BKB kein regelmäßiges Forum mehr bieten. „Ich bin enttäuscht“, so fasst es die erste Vorsitzende Jacqueline Kraemer zusammen.
Die Ausstellungen des BKB haben im Kunstmuseum eine lange Tradition: „Zwischenbilanzen“ gibt es seit 2002 in meist dreijährigem Rhythmus. Dazu gesellen sich die großen Übersichtsschauen, die seit 1984 mittlerweile 13-mal im Museum zu sehen waren – und nicht selten auf großes Interesse des Publikums stießen. „Unsere Ausstellungen haben dem Museum viele Besucher gebracht und dabei nie etwas gekostet“, sagt die zweite Vorsitzende Uta Hoffmann.
Kunstmuseum will Haus für viele Gruppen öffnen
Mit offensiver Kritik an der neuen Museumsleitung halten sich die beiden Vorsitzenden zwar zurück, doch eine gewisse Ernüchterung ist ihnen anzumerken. „Früher schlug uns das Museum die Themen für unsere Ausstellungen sogar selbst vor“, berichtet Kraemer. „Doch die Dinge verändern sich eben, und wir sind gespannt, wie es in Zukunft weitergeht.“
Das Kunstmuseum verteidigt auf Nachfrage sein Vorgehen, dem BKB keine eigenen Ausstellungen mehr widmen zu wollen: „Es ist uns daran gelegen, viele verschiedene Menschen und Gruppen in die Aktivitäten des Museums einzubinden“, sagt Direktorin Noor Mertens. „Mit dem Künstlerbund hat es Gespräche gegeben, die in unserer Wahrnehmung sehr gut und mit viel gegenseitigem Verständnis füreinander verlaufen sind.“ Ziel des Museums sei es, sich weiter in die Stadt zu öffnen.
Große Ausstellung mit Bochumer Künstlern im kommenden Jahr
So plant das Kunstmuseum im kommenden Jahr eine große Ausstellung unter dem Titel „Bochumer Künstler*innen“, die als Einladung an alle Künstler der Stadt gedacht sei: „Auch an die Mitglieder des Künstlerbundes.“ In Abstimmung mit dem Kulturausschuss soll eine Jury gefunden werden, die darüber entscheidet, welche Werke in die Ausstellung mit aufgenommen werden. „Uns ist es wichtig, möglichst ein breites Spektrum zu zeigen, um die Vielfalt der Bochumer Kunstszene sichtbar zu machen“, so Mertens.
Der Künstlerbund ist derweil froh, für die „Zwischenbilanz“ das Haus Kemnade als Ersatz gefunden zu haben. „Dafür danken wir dem Kulturbüro außerordentlich“, sagt Uta Hoffmann. 43 Künstler zeigen hier eine lockere Werkschau, die ohne ein spezielles Oberthema entstanden ist. Mit dabei sind Malereien, Videos, Objekte, Installationen, Grafiken und Zeichnungen. Arbeiten jüngerer Mitglieder wie Claudia Karweick und Can Dogan hängen neben Werken der „alten Hasen“ wie Klaus Nixdorf und Bernd Figgemeier.
Das Besondere: Jeder Künstler wurde gebeten, einen kleinen Begleittext zu seiner Arbeit zu schreiben, was nicht jedem leichtgefallen sei. „Wir wollen auch die Menschen hinter den Bildern zeigen, die vielleicht nicht jeder kennt“, sagt Hoffmann. Die Texte findet man direkt neben den Bildern sowie in einem Katalog, der kostenlos mitgenommen werden kann.
Neue Heimat im Kunstbunker
Die Ausstellung „Spirit“ wird am Samstag, 8. Juli, um 15 Uhr auf Haus Kemnade (An der Kemnade 10) eröffnet. Mit dabei: Poetry-Slammerin Jana Goller. Geöffnet bis 8. Oktober: Di. bis So. von 12 bis 18 Uhr. Führungen am 30. Juli, 13. August und 17. September jeweils um 15 Uhr. Eintritt frei.
Im Kunstbunker in Stahlhausen hat der Künstlerbund seine neue Heimat gefunden. Die „Zwischenbilanz“ dort zu zeigen, sei nicht möglich gewesen: „Manche Bilder sind einfach zu groß. Außerdem fehlen uns im Bunker die weißen Wände“, sagt Jacqueline Kraemer.