Bochum. Das „Eli“ kennt in Bochum jeder: Das St.-Elisabeth-Hospital feiert seinen 175. Geburtstag. Anfangs wurden die Patienten von Nonnen versorgt.
„Achtzehnhundertachtundvierzig, nur damit es jeder weiß!“, singen die Fans bei den Heimspielen im Vonovia Ruhrstadion. Doch nicht nur der VfL Bochum (genauer: der „Turnverein zu Bochum“ als Vorläufer) trägt das Gründungsjahr im Namen. 1848 versteht auch das Katholische Klinikum Bochum (KKB) als Wurzel seiner späteren Entwicklung. Damit gemeint ist: die Eröffnung des St.-Elisabeth-Hospitals.
4000 Einwohner zählte Bochum, als vor 175 Jahren Vertreter der katholischen Kirche und Bürgerschaft den Entschluss fassten, ein Krankenhaus zu bauen. „Einen versorgenden Staat gab es damals ebenso wenig wie eine Sozialversicherung“, heißt es in einer Chronik. Vielmehr galt es, „die wohlhabenden und mildtätig gesinnten Mitglieder der Gemeinde zur Unterzeichnung milder Beträge anzugehen“.
175 Jahre St.-Elisabeth-Hospital: 50 Patienten wurden zum Start versorgt
3000 Taler kamen zusammen. Damit wurde ein Haus im Weilenbrink gekauft (dort steht heute die gleichnamige Grundschule). Benannt wurde die Klinik nach der Heiligen Elisabeth von Thüringen. Nonnen des Vinzentinerinnen-Ordens versorgten die Patienten. 50 waren es zum Start – darunter zwölf Arbeiter, die in Hofstede von einem Gerüst gefallen waren. Der einzige Arzt Theodor Klostermann operierte ehrenamtlich. Auch Kinder zählten zu den ersten Patienten. Das St.-Vinzenz-Kinderheim am Imbuschplatz erinnert daran.
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Konfessionen waren (und sind) der St.-Elisabeth-Stiftung als Träger egal. Die Satzung legte von Beginn an fest: „Die Anstalt soll für alle Kranken ohne Unterschiede der Glaubensrichtung offenstehen.“ In der Tat war die allererste Patientin evangelisch.
Das „Eli“ ist das zweitälteste Krankenhaus im Ruhrgebiet
Im Ruhrgebiet ist nur das Elisabeth-Krankenhaus in Essen älter. Es ging 1844 in Betrieb. KKB-Geschäftsführer Prof. Christoph Hanefeld würdigt das Wirken der Bochumer Pioniere. „Sie haben damit den Aufbau einer Sozialstruktur mitgeprägt.“ Beseelt von einem Zusammenhalt und Gemeinsinn, wie ihn die Stadtgesellschaft noch immer auszeichne.
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Das „Eli“, wie es im Volksmund genannt wird, gewann schnell an Größe und Bedeutung. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Klinik weitgehend zerstört und alsbald wieder aufgebaut. Mit 605 Mitarbeitern und 240 Betten umfasst sie heute Abteilungen u.a. für Innere Medizin, HNO, Chirurgie und die Neugeborenen-Intensivstation. Mit jährlich mehr als 1400 neuen Erdenbürgern ist das Elisabeth-Hospital neben dem Augusta die einzige Geburtsklinik in Bochum.
Krankenhaus ist die Keimzelle des heutigen Katholischen Klinikums Bochum
Was in den bescheidenen Anfangsjahren undenkbar war: Das „Eli“ ist Keimzelle des 1996 gegründeten Katholischen Klinikums, mit sechs Standorten, 5500 Beschäftigten, 600 Ausbildungsplätzen und 1600 Betten eine der größten Universitätskliniken in Deutschland: anfangs mit dem St.-Elisabeth-Hospital und dem St. Josef-Hospital als Haupthaus, später mit dem St.-Maria-Hilf-Krankenhaus in Gerthe und der Klinik Blankenstein.
2014 folgte das Marien-Hospital Wattenscheid, 2019 das Martin-Luther-Krankenhaus. Mit seinen Spezialisierungen sei das KKB wichtiger Bestandteil des Universitätsklinikums der Ruhr-Universität („Bochumer Modell“), betont Uni-Rektor Prof. Martin Paul.
Krankenschwester: „Basisarbeit hat sich kaum verändert“
Spitzenmedizin und wissenschaftliche Forschung bis hin zu High-Tech-Robotern im OP: Petra Mehls-Grineisen hat den Wandel hautnah miterlebt. Seit 33 Jahren arbeitet sie im St.-Elisabeth-Hospital, leitet dort die Innere Station mit 43 Betten.
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Herzlichkeit und Zugewandtheit hält die 54-Jährige bei allen notwendigen Veränderungen weiterhin für die Grundpfeiler ihrer Arbeit – der allgegenwärtigen Personalnot zum Trotz. Die Pflege als „Basisarbeit“ habe sich kaum verändert. Und die ist an der Bleichstraße besonders herausfordernd. Inmitten der City gelegen, ist gerade an Wochenenden oder bei Stadtfesten wie Bochum Total jede helfende Hand vonnöten.
Festakt mit Minister Laumann am 19. Juni im Planetarium
Als verschworene Gemeinschaft lobt Petra Mehls-Grineisen ihre Kolleginnen und Kollegen: wie sie vielfach langjährig im „Eli“ tätig. Die Klinik sei ein „spezielles Haus“, meint die Bochumerin. Familiär gehe es zu. Solidarität werde hochgehalten. So wie in den 90er Jahren, als Personalabbau drohte: „Wir wurden aufgerufen, auf 300 Mark Lohn oder drei Tage Urlaub zu verzichten. Alle haben mitgemacht.“
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Mit einem Festakt im Planetarium wird am Montag, 19. Juni (15 Uhr), der 175. Geburtstag gefeiert. NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann wird zu den Ehrengästen gehören und in seiner Rede auch auf die Krankenhausreform eingehen, für die sich der Bochumer Klinikverbund gut gerüstet sieht.
Obdachlose freuen sich über warme Worte und heißen Tee
Im „Eli“ wird man davon nichts merken. Hier wird normal weiter gearbeitet: „seit 175 Jahren im Dienst am Menschen“, wie es in der Festschrift heißt. Regelmäßig auch mit heißem Tee und warmen Worten für die Obdachlosen, die vorbeikommen. Der Leitsatz von Petra Mehls-Grineisen könnte auch von den Ordensschwestern der ersten Stunde stammen: „Wir schicken niemanden weg.“