Bochum. Die Ping-Pong-Gallery in Bochum zeigt historische Fotos des Konzerts von 1983. Aufgenommen hat sie Olaf Ballnus, überhaupt kein Bowie-Fan.
Der 15. Juni 1983 war ein gewöhnlicher Mittwoch, und doch wird er für viele Musikfans unvergessen bleiben. An diesem Tag gab David Bowie sein erstes (und einziges) Konzert auf Bochumer Boden. Die „Serious Moonlight Tour“ führte den britischen Superstar bei 96 Auftritten rund um den Erdball, einen frenetisch gefeierten Zwischenstopp gab es vor fast genau 40 Jahren im Ruhrstadion in Bochum. Mit dabei: der Fotograf Olaf Ballnus.
David Bowie spielte 1983 im Ruhrstadion Bochum
Fünfeinhalb Agfapan-400-Filme ließ Ballnus an jenem Abend durch seine Kamera sausen. Zur Feier dieses legendären Bowie-Gigs sind 15 Schwarz-Weiß-Bilder, die dabei entstanden, ab Samstag, 3. Juni, in der Ping-Pong-Gallery (Trinkhalle) zu sehen. So mancher Konzertgänger von damals dürfte jetzt in seligen Erinnerungen schwelgen.
Auch Olaf Ballnus hat den Bochumer Auftritt des „Thin White Duke“ nie vergessen, obwohl es gar nicht seine Musik war. „Ich stand eher auf Punk-Konzerte, zwei Bands für fünf Mark. Die Toten Hosen habe ich damals vor 20 Leuten in einem Jugendzentrum in Marl gesehen“, erzählt er. „Bowie war überhaupt nicht meine Welt.“
Ferienjob bei Opel in der Endmontage
Als Bowie in Bochum spielte, feierte Ballnus seinen 21. Geburtstag. „Ich war Anti-Spießer in Vollzeit und aus Berufung“, erzählt er lächelnd. Das Elternhaus hatte er verlassen, die Schule geschmissen, stattdessen hauste er in einer winzigen Bude an der Von-der-Recke-Straße. „Ich hatte einen Ferienjob bei Opel, der immer länger wurde, weil ich die Kohle brauchte.“ In der Endmontage musste er Fahrzeugteile über dem Kopf montieren: „Später stand ich am Band. Das war wahnsinnig anstrengend.“
Das Faible fürs Fotografieren hatte er von seinem Vater, seine Kenntnisse vertiefte in einem VHS-Kurs. An jenem Mittwochabend 1983 machte er sich zusammen mit Tausenden auf den Weg über die Castroper Straße zum Ruhrstadion, das auf den Konzertplakaten fälschlicherweise als „Ruhrlandstadion“ bezeichnet wurde.
Picknick auf dem Stadionrasen
„Obwohl ich selbst mit der Musik nicht viel anfangen konnte, war das ein absolutes Ereignis, bei dem man dabei sein musste“, erinnert sich Ballnus. „Die Stimmung war super, manche im Stadion machten Picknick auf dem Rasen. Es gab Bier aus Glasflaschen, heute unvorstellbar.“
Ballnus hatte lässig seine Kamera umgehängt und knipste drauflos. „Ich fühlte mich mehr wie ein Fotojournalist und nicht wie ein Fan“, sagt er. „Wenn ich fotografiere, dann bin ich nicht Teil der Party, sondern beobachte das Geschehen von außerhalb. Das ist bis heute so.“ So sieht man David Bowie auf seinen Bildern auch nie aus der Nähe, sondern immer nur von weiter weg – hell erleuchtet wie eine Lichtgestalt.
Dafür sind seine Bilder eindrucksvolle Zeugnisse einer völlig anderen Zeit. Dicht an dicht drängeln sich die Menschen vor der Bühne, niemand hielt ein Handy in der Hand. Für Olaf Ballnus ein beeindruckender Abend, obwohl: „Ich ahnte damals nicht, dass Bowie einer der wichtigsten und einflussreichsten Nachkriegsmusiker war“, sagt er. „Erst als ich 2016 von seinem Tod hörte und dabei zufällig durch Berlin fuhr, fiel der Groschen. Ich hörte dann ‚Space Oddity‘ in Dauerschleife.“
Baluba-Kino schaffte nur drei Monate
Im Jahr des Bowie-Konzerts gründete Ballnus mit Wolfgang Wendland, dem Sänger der „Kassierer“, das Programmkino „Baluba“ in Langendreer, das nur drei Monate später schließen musste. „Wenn ich jungen Leuten einen Tipp geben kann, dann diesen: Eröffnet nie ein Kino im Sommer!“, sagt er. Ab 1989 studierte Ballnus Fotografie an der Folkwang-Uni in Essen. Schon lange ist der 60-Jährige ein angesehener Fotograf, er arbeitet für Agenturen und Magazine in Hamburg und auf Mallorca.
Nicht viele Künstler spielten im Ruhrstadion
Das Ruhrstadion hat nicht viele Rockkonzerte erlebt. Neben David Bowie spielten hier unter anderem Peter Gabriel (1987), Monsters of Rock (1988) und Die Toten Hosen (2013). Daneben natürlich immer wieder Herbert Grönemeyer (ab 1985). Unvergessen bleibt „Künstler für den Frieden“ im September 1982 mit Stars wie Harry Belafonte, Joseph Beuys und Udo Lindenberg.
Die Ausstellung „BOwie 1983“ wird am Samstag, 3. Juni, um 19 Uhr in der Ping-Pong-Gallery (Herner Straße 8) eröffnet. Matthias Schamp hält eine Einführung. Zu sehen bis 30. Juli: Mittwoch bis Sonntag ab 17 Uhr. Eintritt frei.