Bochum. Vom Opel-Werk zum High-Tech-Hotspot. Zehn Jahre wird der Umbau des Werksgeländes in Bochum dauern. Bald beginnt die letzte große Herausforderung.

Vor sieben Jahren ist in Bochum der letzte Opel Zafira vom Band gelaufen. In drei Jahren, Ende 2024, wird die Umgestaltung des 70 Hektar großen Werksgeländes abgeschlossen sein. „Wir liegen gut in der Zeit“, sagt Ralf Meyer, Geschäftsführer der Bochum Entwicklungsgesellschaft und der Bochum Perspektive, die am 1. Dezember 2014 eigens gegründet wurde, um den Werksumbau zu betreiben.

Keller des früheren Opel-Presswerks wird verfüllt

Alle neuen Gebäude werden auf dem Wissenschafts- und Technologieareal Mark 51/7, wie der High-Tech-Hotspot seit 2016 heißt, dann zwar noch nicht fertiggestellt sein; zumal Investoren einige Stellen als Erweiterungsflächen vorgesehen haben. Die Sanierung und Aufbereitung des gesamten Areals wird aber abgeschlossen sein, sagt Ralf Meyer voraus. Zur Zeit läuft die Ausschreibung für die „Altlastensanierung und Baureifmachung“ des letzten großen Teilstücks. Es geht um eine Fläche von insgesamt 165.000 Quadratmetern im Osten des Areals. Dazu gehört auch der Keller des einst größten Gebäudes, dem 85.000 Quadratmeter großen Presswerk.

Die riesige Halle selbst ist seit langem verschwunden. Der meterhohe Keller aus massivem Beton wird weitgehend stehen bleiben und lediglich verfüllt. „Wenn wir den ausgraben müssten, dann hätten wir ein Problem“, so Wirtschaftsförderer Meyer. Es würde viel Zeit und Geld kosten, zigtausende Kubikmeter Beton auszugraben und vor Ort zu verarbeiten. Tatsächlich muss lediglich an einigen Stellen die etwa 1,20 Meter starke Kellerbodenplatte entfernt werden; und zwar dort, wo Investoren und/oder Bauherren ihre Gebäude auf Pfählen gründen wollen.

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Beeindruckt waren die Besucher, herumgeführt von Perspektive-Geschäftsführer und Ex-Opelaner Enno Fuchs (Zweiter v.r.), vom früheren Presswerk.
Von Andreas Rorowski

Drei weitere Investoren

Im Bereich des Presswerks wird die Harpen Gruppe das Technologiezentrum von Keysight Technologies, einem weltweit agierenden Hersteller von elektronischen Messgeräten, errichten. Auch der Ingenieurdienstleister Zetcon siedelt sich dort an. Niederlassen werden sich auf dem Gelände nach WAZ-Informationen außerdem mindestens drei weitere Unternehmen. Hochbauten haben dem Vernehmen nach geplant das ostwestfälische Bauunternehmen Bremer AG, das das in direkter Nachbarschaft liegende DHL-Megapaketzentrum errichtet hat, der Bochumer Online-Marketing-Dienstleister Quadress und die Immobilien-Beteiligungsgesellschaft Hahn aus Bergisch-Gladbach. „Insgesamt haben wir jetzt 96 Prozent der Fläche vermarket“, so Meyer.

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Vor zwei Jahren wurde das riesige Presswerk (vorne) abgerissen. Im Hintergrund ist das Megapaketzentrum zu sehen; rechts das O-Werk, die frühere Opel-Verwaltung.
Vor zwei Jahren wurde das riesige Presswerk (vorne) abgerissen. Im Hintergrund ist das Megapaketzentrum zu sehen; rechts das O-Werk, die frühere Opel-Verwaltung. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

Der noch nicht feststehende Sieger der laufenden Ausschreibung kann sich derweil darauf einstellen, immense Mengen Material zu bewegen. 50.000 Kubikmeter Stahlbeton müssen abgebrochen und aufbereitet werden, 160.000 Kubikmeter Boden ausgehoben, 170.000 Kubikmeter Boden angeliefert und 400.000 Kubikmeter Boden eingebaut werden.

Altlasten werden vor Ort verfüllt und abgedichtet

Festgestellt hat der Ingenieurdienstleister CDM Smith auch in diesem Bereich „nutzungsbedingte Bodenbelastungen“, wie es heißt; d.h. Rückstände aus Bergbau, Kokereibetrieb und Autowerk. So seien im Rahmen der Voruntersuchungen „insbesondere Schadstoffe wie polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK), Mineralölkohlenwasserstoffe (MKW), Cyanide (CN), Schwermetalle, leichtflüchtige aromatische Kohlenwasserstoffe (BTEX), leichtflüchtige halogenierte Kohlenwasserstoffe (LHKW), polychlorierte Biphenyle (PCB) und Grubengase wie Methan (CH4) und Kohlendioxid (CO2) nachgewiesen worden, aus denen sich Gefährdungen ableiten lassen“, wie es im Arbeits- und Sicherheitsplan heißt. Die Schadstoffe bleiben, so wie aus den anderen Bereichen des Werks auch, so Ralf Meyer, auf dem Gelände und werden verfüllt und abgedichtet.

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Aber das Areal mit den vermutlich meisten Gefahrenstoffen, so Ralf Meyer, sei bereits saniert worden; nämlich die vor dem O-Werk liegenden Flächen des Landmarken-Campus und des künftigen Technologiezentrums von Volkswagen Infotainment. Meyer: „Dort stand früher die Kokerei.“

Bombenverdachtsfall an der Alten Wittener Straßen

Zu Verzögerungen der Arbeiten könnte es kommen, sollten Weltkriegsbomben im Erdreich gefunden werden. Laut der Luftbildauswertung sind Teile des Geländes in die Kategorie “mittlere Bombardierung“ einzustufen. Ein Verdachtsfall besteht etwa an der Alten Wittener Straße zwischen dem frühen Neuwagen-Parkplatz von Opel und dem künftigen Office-Campus von Harpen. Dort ist der Bau eines Regenrückhaltebeckens geplant.