Bochum-Altenbochum. Bei Starkregen ist auf einer Straße in Bochum-Altenbochum immer Land unter. Die Stadt reagiert und erneuert den Kanal – für sehr, sehr viel Geld.

Michael Keespe möchte gerne mal wieder in Ruhe in Urlaub fahren. So ganz entspannt. Kann der 60-Jährige, der an der Goerdtstraße in Bochum-Altenbochum wohnt und einen Holzhandel betreibt, aber nicht. Stets hat er den heimischen Wetterbericht im Blick, immer hoffend, dass bloß kein Starkregen einsetzt. Denn dann ist zu Hause Land unter...

Bochum: Immer Angst bei Starkregen – Neuer Kanal soll helfen

Das Problem bestehe schon seit 30 Jahren, berichtet Keespe. Der Kanal sei kaputt und zum Teil auch zu klein. Da sei es kein Wunder, dass sich das Wasser bei Starkregen den Weg an die Oberfläche sucht. Mit aller Wucht. „Anfangs ist der Kanaldeckel hochgedrückt worden“, erzählt Keespes Tochter Miriam (27), die den Familienbetrieb von 1911 einmal übernehmen soll. „Danach wurde dieser festgeschraubt. Mit der Folge, dass beim nächsten Starkregen die Straße drumherum dem Wasserdruck nicht standgehalten hat.“

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Das Problem mit dem Hochwasser trete bei jedem Starkregen auf, sagen die Keespes und zeigen Aufnahmen von Überflutungen aus den Vorjahren. „Dann stehen wir hier knietief im Wasser“. Aus allen Richtungen käme das Regenwasser in die Senke geschossen, in der sich der Holzhandel und auch das Haus der Keespes befinden.

Michael Keespe und Tochter Miriam Keespe zeigen Aufnahmen von Überflutungen aus den Vorjahren an der Goerdtstraße in Bochum-Altenbochum.
Michael Keespe und Tochter Miriam Keespe zeigen Aufnahmen von Überflutungen aus den Vorjahren an der Goerdtstraße in Bochum-Altenbochum. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

Sobald heftige Regenfälle angekündigt werden, ist alles in der Holzhandlung in Alarmbereitschaft. „Dann gucken wir, dass wir das Material hochgesetzt bekommen und bereiten die Pumpen vor“ Doch das koste alles Geld und Nerven. „Irgendwann hat man auch keine Lust mehr.“

Umso erfreuter sind die Keespes, dass in der Bezirksvertretung Bochum-Mitte nun erneut über Kanalerneuerung entlang der Goerdtstraße diskutiert und diese am Ende auch einstimmig beschlossen wurde. Der vorhandene Kanal soll laut Stadt durch einen neuen ergänzt werden, der als Bypass dienen soll, um die Wassermassen schadlos abzuleiten. Denn auch im Rathaus habe man die Probleme mit dem Hochwasser im Bereich Goerdtstraße registriert.

Teil der Springorum-Trasse in Bochum-Altenbochum muss gesperrt werden

Die Baumaßnahme verläuft vom Lohberg aus parallel zur Goerdtstraße über die Springorum Trasse bis zum Holzhandel Keespe. „Der neue Kanal wird im unterirdischen Verfahren hergestellt, um den Eingriff in den vorhandenen Fuß- und Radweg so gering wie möglich zu halten“, heißt es in der Vorlage der Verwaltung.

Die Springorum-Trasse muss zwischen der Holzhandlung Keespe und der Ausfahrt im Bereich Goerdtstraße während der Baumaßnahme dennoch gesperrt werden. Eine Umleitung für Fußgänger und Radfahrer werde ausgeschildert. „Für die Herstellung des Schachtbauwerkes im Übergangsbereich Am Lohberg / Goerdtstraße muss eine kurzzeitige Vollsperrung eingerichtet werden“, teilt die Stadt weiter mit. Trotz der Vollsperrung sei eine Zufahrt zu den anliegenden Häusern von beiden Seiten möglich, Fußgänger und Radfahrer könnten diese Arbeitsstelle über den Gehweg passieren.

Dass die Radfahrer dennoch Umwege in Kauf nehmen müssen, ist der einige Kritikpunkt der Bezirksvertreter. Michael Kammler vom Tiefbauamt bezeichnet das Vorgehen allerdings als alternativlos. Ein temporäre, provisorische Streckenführung sei nicht möglich.

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Die Bauzeit beträgt laut Stadt ca. 18 Monate. Im Herbst soll es losgehen. Kosten: 4,1 Millionen Euro. Für die Maßnahme müssen Bäume und Bewuchs im Bereich der Baustelle entfernt werden. „Es wurde ein landschaftspflegerischer Begleitplan durch ein Gutachterbüro erstellt“, heißt es in der Verwaltungsmitteilung. Für einen ökologischen Ausgleich werde gesorgt.

Die Keespes zeigen sich vorerst noch verhalten optimistisch. „Wir glauben es erst, wenn auch etwas passiert.“ Vater Michael berichtet, dass im Rathaus schon seit 15 Jahre geplant werde und „es oft hieß, dass es losgeht, ehe die Maßnahme dann wieder verschoben wurde“. Aber es sei wirklich gut, wenn etwas passiere. „Der Schaden geht inzwischen an die 100.000 Euro. Da kriegt man auch nichts mehr versichert.“