Bochum. Die Ausbildungsmesse in Bochum bot Schülerinnen und Schülern einen Einblick in Handwerksberufe. Was sie erlebten und ausprobieren konnten.
Auf der Azubi-Messe für das Bochumer und Herner Handwerk konnten viele Schülerinnen und Schüler hinter die Kulissen von rund 28 Handwerksbetrieben schauen, selbst Hand anlegen und Fragen zum Ablauf einer Ausbildung stellen. Organisiert wurde die Veranstaltung von der Agentur für Arbeit mit Kooperationspartnern aus den Bereichen Stadtverwaltung, Wirtschaft und Handwerk, Austragungsort war die Diskothek Riff im Bochumer Bermuda-Dreieck.
„Echt wild, dass diese Messe in einer Disko stattfindet, da hat man nicht sofort das Gefühl, dass die ganze Sache so langweilig wird“, sagt die 16-jährige Leni Schmitt, die gemeinsam mit ihrer Klasse zu dem Event anreiste. Sie ist freiwillig da und nicht nur, weil es eine Schulveranstaltung ist? „Auf jeden Fall“, sagt die Schülerin. Es gehe ja schließlich auch um ihre Zukunft und um die wolle sie sich ernsthaft kümmern.
Schüler konnten sich bei Bochums Auszubildendenmesse bewerben
Das haben zumindest einige von den Schülern bereits ganz konkret getan. „Wir haben schon zwei Bewerbungen für ein Praktikum erhalten“, berichtet Henry Vondran von der Firma Vogelsang aus Bochum, der dort selbst gerade eine Ausbildung zum Elektromaschinenbauer macht. Eine weitere Interessensbekundung für ein Praktikum kam von Yusuf Can Özdemir, der gerade mit Henry Vondrans Kollegen Jonas Hoffterheide einen Elektromotor auseinander- und wieder zusammenschraubt. „Eigentlich“, sagt der 16-Jährige, „wollte ich Elektriker werden. Aber das hier kann ich mir auch sehr gut vorstellen.“
Nebenan wechselt Osman Olkan zum ersten Mal in seinem Leben das Rad von einem Auto. Angeleitet wird er von Olivia Zalewska, die in der Werkstatt von Michael Dittmar in Wattenscheid eine Ausbildung zur Kfz-Mechatronikerin macht. Hat er sich gut angestellt? „Ja, er macht das schon ganz ordentlich“, sagt die 16-Jährige, die schon immer ein Herz fürs Schrauben hatte und früher mit ihrem Vater an Autos herumgewerkelt hat. Chef Michael Dittmar wünscht sich übrigens öfter Mädchen, die zu ihm in die Ausbildung kommen. „Junge Frauen strengen sich meist noch mehr an, um in dieser Männerdomäne zu bestehen“, erklärt er. „Und was soll ich sagen: Meistens zeigen sie es den Jungs ganz schön!“
Ausbildungsmesse in Bochum soll „Lanze für das Handwerk brechen“
Dass die Jugendlichen mit echtem Interesse diese Messe besuchen, kann auch Janina Mertes von der Firma Judith/JKL bestätigen, die im Bereich Heizungs- und Klimatechnik arbeitet. „Schon kurz nach Eröffnung der Messe heute Morgen waren Schüler bei uns am Stand, haben sich unser Material sowie Werkzeuge angesehen und interessierte Fragen gestellt.“
Und tatsächlich waren die meisten der rund 28 Stände umringt von Jugendlichen, die darauf warteten, selbst das ein oder andere auszuprobieren. Da wurden Dachziegel zurecht gehämmert, mit Beton Stein auf Stein gespachtelt, auf Probe-Köpfen eine Dauerwelle ins Haar gedreht oder selbst getestet, wie feinfühlig man mit der Steuerung eines echten Baggers umgehen kann.
Letzteres ließ sich auch der Geschäftsführer der Agentur für Arbeit, Frank Neukirchen-Füsers, nicht nehmen, der die Veranstaltung nicht nur besuchte, sondern auch offiziell mit einer Rede eröffnete. Darin erklärte er, warum diese Messe so wichtig ist: „In diesen Zeiten ist es notwendig, bei jungen Leuten eine Lanze für das Handwerk zu brechen, denn wir sind auf gut ausgebildete Fachkräfte angewiesen.“ Denn das, was Deutschland für die Zukunft vorhätte, sei ohne Handwerker und Handwerkerinnen nicht möglich.