Bochum. Jubel für die Premiere von „Mädchenschrift“ beim Jungen Schauspielhaus Bochum: Romy Vreden spielt eine 13-Jährige mit ihren Sorgen und Ängsten.
Intime Einblicke in das Seelenleben eines jungen Mädchens bietet die Uraufführung von „Mädchenschrift“ im Theaterrevier des Jungen Schauspielhauses in Bochum. Von den plötzlichen Veränderungen des eigenen Körpers bis zu tiefgreifenden Erfahrungen mit sexueller Belästigung: Die Gefühlspalette an diesem Abend ist reich bepackt – und das Publikum im ausverkauften Saal sichtlich gerührt.
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Junges Schauspielhaus Bochum zeigt Premiere
Das Stück stammt aus der Feder der Autorin Özlem Özgul Dündar, die es gemeinsam mit der Drama Control, dem jugendlichen Aufsichtsrat der Bochumer Kinder- und Jugendsparte, entwickelt hat. Aus persönlichen Erinnerungen und Erlebnissen entstand die Geschichte eines namenlosen Mädchens, das die Zuschauer mitnimmt ins turbulente Leben eines von der Pubertät und den Hormonen überforderten Teenagers.
Ohne Vorwarnung wachsen ihr eines Tages Brüste, auch die erste Periode ist Anlass für ein mittelschweres Gefühlschaos: „Zu Hause war ich auf einmal eine Attraktion“, sagt sie und wirft etwas Konfetti über die Bühne. „Voll der Horror!“
Starkes Solo für die Schauspielerin Romy Vreden
All dies tatsächlich von einer 13-Jährigen spielen zu lassen, ohne in Plattitüden und Peinlichkeiten abzurutschen, wäre ein kaum zu bewältigendes Wagnis. So vertraut Regisseurin Selen Kara, ab dem kommenden Jahr neue Co-Intendantin am Schauspiel Essen, ganz auf die Strahlkraft der 28-jährigen Romy Vreden, die sich in ihrem Solo dieser komplizierten Figur mit Witz und Verve stellt und dabei doch wunderbar authentisch bleibt.
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Wie Vreden beinahe kindlich über die Bühne (von Lydia Merkel) tobt, gleichzeitig aber das Porträt einer starken jungen Frau zeichnet, ist absolut bemerkenswert. Erstaunlich auch: Je länger sie von ihrem Heranwachsen erzählt, desto mehr entblößt sie sich. Zunächst noch in dicke Wollkleider gehüllt, steht Romy Vreden am Ende im Nachthemd da.
Lüsterne Blicke, Grapscher an den Po
Der bittere zweite Teil ist von einem lockeren Teenie-Schwank, der die erste halbe Stunde der Aufführung bestimmt, allerdings meilenweit entfernt. Sie erzählt, wie sie regelmäßig belästigt wird – ganz gleich ob durch lüsterne Blicke älterer Männer, die sie als widerwärtig empfindet, oder durch Grapscher an den Po in der Schlange vor dem Eisstand.
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Schonungslos zeigt Dündar hier, wie stark sexuelle Belästigung in unseren Alltag Einzug gehalten hat und wie sehr die zumeist weiblichen Opfer darunter leiden. Gerne hätte man noch etwas mehr aus dem Leben dieser jungen Frau erfahren, doch nach nur 45 Minuten ist schon Schluss. Es gibt donnernden Beifall und eine zu Tränen gerührte Darstellerin.
Geeignet für Zuschauer ab 13 Jahren. Wieder am 31. August und im Oktober. Karten: 0234 / 33 33 55 55.