Bochum-Wiemelhausen. Der umstrittene Abriss des Kötterhauses in Bochum-Wiemelhausen rückt näher. Vorab offenbart ein Ortsbesuch letzte Einblicke hinter die Fassade.

Noch steht es da, zeigt den Passanten seine hübsche Natursteinfassade. Lange haben Nachbarn für den Erhalt des Kötterhauses am Ahornweg 2 in Bochum-Wiemelhausen gekämpft, auch in der Bezirksvertretung Süd in der kommenden Woche wird der Fall noch einmal Thema sein. Dabei steht längst fest: Anfang Juni soll der Abriss beginnen, auf dem Grundstück werden anschließend vier Einfamilienhäuser gebaut.

Außen hui, innen – nun ja: Die Natursteinfassade auf der Seite zum Zedernweg versprüht den historischen Charme des Kötterhauses. Die Jahreszahl 1865 ist zu erkennen. Innen ist im späten 20. Jahrhundert allerdings einiges umgebaut worden.
Außen hui, innen – nun ja: Die Natursteinfassade auf der Seite zum Zedernweg versprüht den historischen Charme des Kötterhauses. Die Jahreszahl 1865 ist zu erkennen. Innen ist im späten 20. Jahrhundert allerdings einiges umgebaut worden. © FUNKE Foto Services | Sebastian Sternemann

Dass das Kötterhaus, dessen Geschichte Heimatforschern zufolge bis ins 18. Jahrhundert zurückreicht, fürs Viertel historisch bedeutsam ist, ist unstrittig. Auch als „erhaltenswert“ haben die Denkmalbehörden von Stadt und Landschaftsverband Westfalen-Lippe es wiederholt eingeschätzt. Allein: „Erhaltenswert“ bedeutet nicht „geschützt“. Für die Einstufung zum Baudenkmal seien die An- und Umbauten zu gravierend, urteilten die Behörden.

Wie verändert das Haus im Inneren ist, wollen Yeghishe-Armin Guetsoyan und Lars Wörmann beim Ortsbesuch zeigen. Guetsoyan ist Architekt im Büro Frielinghaus Schüren aus Witten, das mit der Planung der Neubauten auf dem Grundstück betraut ist. Wörmann verwaltet für die Eigentümer das Grundstück und wird auch die Neubauten vermarkten.

Das Kötterhaus, von der Gartenseite aus gesehen: Über die gesamte Breite hat das Gebäude, mutmaßlich in den 1980er-Jahren, einen Anbau bekommen.
Das Kötterhaus, von der Gartenseite aus gesehen: Über die gesamte Breite hat das Gebäude, mutmaßlich in den 1980er-Jahren, einen Anbau bekommen. © FUNKE Foto Services | Sebastian Sternemann

Es ist dunkel im Erdgeschoss – weil es hier keinen Strom mehr gibt, bleiben die elektrischen Rollläden geschlossen. Es riecht muffig, Staub liegt auf den rotbraunen Steinfliesen. Vom historischen Fachwerk ist nichts zu erkennen, stattdessen grüßen Trends des späten 20. Jahrhunderts: Fast alle Decken sind mit Kiefernholz vertäfelt, manche Wand noch dazu. In der Küche hängt noch ein brauner Fliesenspiegel. Im Wohnzimmer erkennt man den Stahlträger, der irgendwann eingezogen wurde, als das Haus auf der Gartenseite einen Anbau bekam. Eine Fußbodenheizung wurde unten offensichtlich ebenfalls einst nachgerüstet.

Die Metall-Holz-Treppe im Inneren ist deutlich jünger als das Haus.
Die Metall-Holz-Treppe im Inneren ist deutlich jünger als das Haus. © FUNKE Foto Services | Sebastian Sternemann

Auch im Obergeschoss: Viel Kiefer, auf den Wänden sieht man noch die Umrisse der Bilder, die hier einst hingen. Unterm Dach ist in einem Raum tatsächlich noch etwas Fachwerk freigelegt. Aber: Das Haus, sagt Architekt Guetsoyan, „ist leider kein Objekt, das man rekonstruieren oder additiv, also teilweise, erhalten kann. Dafür ist es zu verbaut.“

Womöglich war das einmal modisch: eines von zwei Bädern im Obergeschoss des alten Kötterhauses.
Womöglich war das einmal modisch: eines von zwei Bädern im Obergeschoss des alten Kötterhauses. © FUNKE Foto Services | Sebastian Sternemann

Könnte man nicht zumindest die Natursteinfassade erhalten? Wenn etwa 20 Prozent eines Hauses verbaut und 80 Prozent im Originalzustand seien, dann wäre so etwas denkbar, erklärt der Architekt. „Aber hier ist’s andersherum.“ Die Natursteinwand und das Fachwerk innen wären interessant gewesen. Aber viel mehr als das, was man auf der Zedernweg-Seite sehen könne, sei schlicht nicht mehr da.

Der Architekt zeigt eine Skizze der geplanten Bebauung: Vier Einfamilienhäuser sollen sich um die alte Platane gruppieren.
Der Architekt zeigt eine Skizze der geplanten Bebauung: Vier Einfamilienhäuser sollen sich um die alte Platane gruppieren. © FUNKE Foto Services | Sebastian Sternemann

Seit etwa zehn Jahren steht das Kötterhaus leer. Anwohner äußerten wiederholt den Vorwurf, das Haus sei seitdem gezielt dem Verfall preisgegeben worden. Verwalter Lars Wörmann hält dagegen: Die Eigentümer, die nicht in die Öffentlichkeit treten wollten, hätten lange überlegt, was sie mit dem Haus machen. Sie hätten bewusst das Büro Frielinghaus Schüren gewählt, da dieses Erfahrung mit Denkmälern habe – unter anderem zeichnet es für die Sanierung des historischen Hauptbahnhofs von Witten verantwortlich. „Wenn das Haus denkmalwürdig gewesen wäre“, beteuert Yeghishe-Armin Guetsoyan, „dann hätten wir genau dahin beraten.“

Auch Robert Ranft ist zum Ortsbesuch am Ahornweg gekommen. Der Abbruchunternehmer aus Hagen übernimmt schon bald den Abriss. Etwa zwei Wochen werde der Rückbau des Hauses dauern, mit rund 500 Tonnen Bauschutt rechnet der Experte. Ranft blickt emotionslos auf die baldige Baustelle. „Ich kenn’ die Häuser ja vorher nicht.“

Vier Einfamilienhäuser zur Miete geplant

Auf dem Grundstück sollen vier Einfamilienhäuser gebaut und anschließend vermietet werden, je zwei mit 134 bzw. 156 Quadratmetern Wohnfläche. Zur Miethöhe kann Immobilienverwalter Lars Wörmann noch nichts sagen. Diese hänge von der Ausführungsplanung ab, also von Fragen wie etwa: Wird Parkett gelegt oder Laminat, gibt’s eine Gegensprechanlage mit Video oder nicht?

Interessenten können sich bereits jetzt bei Wörmann melden und auf eine Liste setzen lassen. Kontakt: wörmann-immobilien.de