Bochum. Bochum braucht Wohnungen, in Weitmar sollen etwa 300 auf einer Freifläche entstehen. Zu viel, sagen Anwohner. Die Planungen gehen dennoch weiter.

Eine „traumhafte Grünlage“ und ein „zeitgemäßes Wohnquartier mit Einheiten von 2,5-Zimmer bis hin zu familienfreundlichen 4,5-Zimmern“ verheißt das Essener Unternehmen Eckehard Adams Wohnungsbau auf seiner Internetseite. Die Rede ist von dem Projekt Schloßpark Weitmar, der Bebauung eines 3,7 Hektar großen Grüngeländes. In Bochum haben die Planungen für das Projekt nun die nächste Hürde genommen. Die öffentliche Auslegung des Bebauungsplans wurde beschlossen.

Initiative drängt vergeblich auf geringere Bebauung

Und das zum Leidwesen von Anwohnern, die u.a. wegen einer aus ihrer Sicht zu dichten Wohnbebauung und bislang nicht berücksichtiger Auswirkungen auf den Verkehr große Bedenken gegen die Pläne haben. „Wir sind keine Totalverweigerer“, sagt Kai Krämer von der „Initiative Schloßpark“. Vor der Entscheidung im Planungsausschuss hat er die Bedenken der Bürgerinnen und Bürger vorgetragen. Statt bis zu 310 Wohnungen sollten, so die Vorstellung der Anwohner, lediglich 150 bis 200 Wohneinheiten errichtet werden. Alles darüber hinaus würde den Stadtteil zu sehr und womöglich überlasten.

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Zumindest prüfen lassen wollte die CDU-Fraktion, ob auch eine abgespeckte Bebauung noch wirtschaftlich tragfähig für den Investor sein könnte. Das jedoch lehnt die Koalition von SPD und Grünen ab. Auch Stadtbaurat Markus Bradtke äußert Bedenken: Die Politik habe im städtebaulichen Entwurf einen Rahmen vorgegeben, an dem sich der Investor orientiere. Diesen nun zu ändern, sei problematisch – noch dazu in einer Zeit, in der Investoren vor dem Hintergrund extrem steigender Preise ohnehin ihre Projekte überprüfen.

Grüne plädieren für optimale Nutzung bebauter Freiflächen

Die „Initiative Schloßpark“ hat vergeblich darauf gepocht, dass erst die laufende Überprüfung des Handlungskonzepts Wohnen abgewartet werden müsse, bevor über neue Wohnprojekte und ihre Dimension entschieden werde. Besagtes Konzept sieht u.a. den Bau von jährlich 800 neuen Wohnungen vor. Bei der Überprüfung geht es u.a. um die Frage, ob diese Größenordnung tatsächlich notwendig ist. Die Mehrheit der Politik sieht offenbar keinen Grund, noch zu warten.

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Auch die Frage, wie verträglich die Bebauung von Flächen ist, bewertet sie anders. Wenn schon Freiflächen versiegelt werden, so Ratsmitglied Martina Foltys-Banning (Grüne), müsse darauf auch eine angemessene Zahl an Wohnraum entstehen. Auch der Stadtbaurat argumentiert: „Die Verdichtung ist absolut vertretbar.“ Birgit Venske, Abteilungsleiterin im Amt für Stadtplanung und Wohnen, verweist auf einen hohen ökologischen Standard des Projekts; u.a. sind begrünte Dächer und Photovoltaikanlagen vorgesehen. Regenwasser soll über einen offenen Graben abgeleitet werden.

Neue Verkehrszählung und nachhaltige Wärmeversorgung

Aufgegriffen haben die Mitglieder des Planungsausschusses die Anregung der Bezirksvertretung, „eine aktualisierte Verkehrszählung des Knotens Schloßstraße/Hattinger Straße vorzunehmen, unter besonderer Berücksichtigung des Fuß- und Radverkehrs, des nahen Bogestra-Betriebshofs sowie der neuen Feuer- und Rettungswache“ vorzunehmen. Und: Auf Antrag von SPD und Grünen soll im weiteren Bebauungsplanverfahren u.a. darauf geachtet werden, dass weitgehend nachhaltige Baustoffe verwendet werden, die geplante Mobilitätsstation eine zukunftssichere Größe habe und Erdwärme für eine nachhaltige Wärmeversorgung genutzt werde.

70 Millionen Euro will die Eckehard Adams Wohnungsbau nach eigenen Angaben in Weitmar investieren. Bis zum Baubeginn müssen aber noch weitere planungsrechtliche Hürden genommen werden.