Bochum. Bochum hat ein neues Baustellenmanagement. „Alles aus einer Hand“ soll vieles besser werden. Schön und gut, so Kritiker. Das reiche aber nicht.

Bochums Umgang mit Baustellen wirkte bislang selbst wie eine Dauerbaustelle. Es fehlte – sehr zum Ärger von Bürgern und Wirtschaft – an der richtigen und konsequenten Herangehensweise. Diese glaubt die Verwaltung nun eingeschlagen zu haben, nachdem sie gemeinsam mit den großen städtischen Tochterunternehmen Bogestra und Stadtwerke jüngst das Projekt „Baustellenmanagement – Alles aus einer Hand“ vorgestellt hat. Schön und gut, heißt es dazu in Politik und Wirtschaft. Aber das reicht nicht.

Baustellen in Bochum: IHK-Chef spricht von „dramatischer Lage“

„Die Verkehrssituation in und um Bochum ist in einer dramatischen Lage“, sagt Michael Bergmann, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittleres Ruhrgebiet. So sehr die IHK die Initiative der Stadt begrüße. Es müsse unbedingt mehr Tempo in die Baustellenabwicklung.

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Denn: Lange und unnötige Wartezeiten führten „vielfach zu sinkenden Umsätzen“, was gerade im Einzelhandel die ohnehin schwierige Lage verschärfe. „Es ist mehr als ärgerlich, dass Zeitpläne oft nicht eingehalten werden und sich die Fertigstellung bestimmter Maßnahmen auf diese Weise immer wieder verzögert“, so Bergmann.

Kritik an Stadt: Zu wenig Infos, zu wenig Kontrollen

Auch Friedrich Schmidt, Geschäftsführer der Bochumer Bäckerei Schmidtmeier, sieht die Stadt zwar auf einem guten Weg. In Sachen Kommunikation gebe es aber noch deutlichen Verbesserungsbedarf. „Leider muss man immer wieder nachhaken, um über bestimmte Maßnahmen auf dem Laufenden zu sein.“

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Marc Mauer, Einzelhändler und Vorsitzender der Initiative Bochumer City (IBO), vermisst vor allem Kontrollen. „Viele Baustellen wirken ungepflegt und könnten schneller wieder abgebaut werden.“ Das sei etwa an der Hattinger Straße gut zu beobachten: „Obwohl bestimmte Bereiche schon fertig sind, wird Baustellenmüll nicht entsorgt und liegt teilweise wochenlang herum.“

CDU im Bezirk Mitte schlägt Zwei-Schichtbetrieb vor

Auch die CDU-Fraktion im Bezirk Mitte bemängelt, dass Baustellen mitunter unnötig lange Bestand haben. „Uns wird immer wieder berichtet, dass auf Baustellen wiederholt tageweise an Werktagen ohne erkennbare Gründe gar nicht oder nur mit sehr wenig Personal- und Geräteeinsatz gearbeitet werde. Das ist ein echtes Ärgernis“, sagt Susanne Dewender, CDU-Fraktionsvorsitzende im Bezirk Mitte. Aus Sicht ihrer Fraktion müssten in Ausschreibungen ein „Bonus-Malus-System“ und ein Zwei-Schichtbetrieb für stark genutzte Straßen und Stellen verlangt werden. Die von der Stadt angekündigte Aufwertung der Baustellenoptik spiele doch wohl eine untergeordnete Rolle.

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Eigentlich könnte Bochum in Sachen Baustellenmanagement ohnehin schon viel weiter sein, findet die IHK. Sie verweist auf ihr bereits im Frühjahr 2022 angeschaffte Baustellen-Portal, das sie Städten Bochum, Herne, Witten und Hattingen kostenlos zur Verfügung stellt und das eine Übersicht über die Baustellen der Region vorstellt (www.ihk-baustellen-portal.de). Die webbasierte Anwendung werde bereits von anderen Industrie- und Handelskammern in Zusammenarbeit mit verschiedenen Kommunen erfolgreich eingesetzt. „Wir gehen nun davon aus, dass die Stadt Bochum auf unser Angebot eingeht“ , sagt Nicola Henning, die bei der IHK Mittleres Ruhrgebiet zuständige Referentin für Mobilität. Das regionale Portal sollte in den städtischen Baustellenservice integriert werden..

IBO-Chef Mauer sieht Interessen der Wirtschaft zu wenig berücksichtigt

Die Stadt operiert nämlich mit eigenen Mitteln. Zur einfachen Abwicklung von Baustellen und Sondernutzungen hat sie „aus einer Hand“, wie es heißt, die Software „Via Baustelle“ angeschafft, die die digitale Erteilung von Sperrgenehmigungen ermöglicht. Eine zweite Software diene zur Koordinierung und grafischen Darstellung aller Baustellen. Auch seien Strukturen innerhalb der Verwaltung und der beteiligten Tochtergesellschaften der Stadt Bochum neu gestaltet worden. „Im Baustellenmanagement der Stadt Bochum weiß die rechte Hand in Zukunft immer, was die linke tut“, heißt es in einer Pressemitteilung. Über laufende Bauprojekte informiert die neu gestaltete Seite bochum.de/baustellen .

Derweil würde sich IBO-Chef Marc Mauer freuen, wenn nicht nur Baustellen besser kontrolliert und zügiger abgewickelt würden. Er mahnt auch an, Interesse müssten besser abgewogen werden. „Aus Sicht der IBO werden die Anwohnerinteressen aber immer höher bewertet als die des fließenden Verkehrs. Das führt zu unnötigen Staus und Engpässen.“