Bochum. Vor der Kreis-Versammlung der Linken geht ein Parteimitglied in die Offensive und greift Parteikader sowohl vor Ort als auch in Berlin direkt an.

Die Bochumer Linken bleiben nicht nur im Krisenmodus, sondern vor der Kreismitgliederversammlung droht vor Ort sogar eine De-Facto-Spaltung der auch auf Bundesebene taumelnden sozialistischen Alternative. Der im Bundestagswahlprogramm 2021 manifestierte Anspruch der Partei, „Wir stehen für eine Politik der Verlässlichkeit und der Ehrlichkeit“, löst bei etlichen der noch rund 200 Bochumer Mitgliedern nur noch Bitterkeit aus. Auslöser, aber nicht Ursache der lokalen Verwerfungen war die Weigerung der Bochumer Bundestagsabgeordneten Sevim Dagdelen, ihren eigentlich vereinbarten Obolus aus den Abgeordnetenbezügen an die Partei abzugeben.

Frontalangriff gegen Linken-Promis

Doch nicht alle Mitglieder sind vor der für nächsten Donnerstag, 20 Uhr, im Jahrhunderthaus terminierten Mitgliederversammlung in Schockstarre verfallen. Gewohnt kämpferisch gibt sich der ehemalige Richter und Linken-Politiker Ralf Feldmann. „Ich habe der Partei einen Resolutionsentwurf zugesendet und möchte rechtzeitig vor dem Landesparteitag der Linken am 29. April in Dortmund parteiöffentlich und öffentlich und womöglich über den Kreisverband Bochum hinaus landesweit gegen die Spaltungsdrohung von Sahra Wagenknecht mobilisieren.“

Der Entwurf hat es in sich und lässt an Klarheit nichts zu wünschen übrig. Unter der Überschrift: „Wer immer gehen will – Wir bleiben zusammen“, lässt er sich kaum anders lesen, als einen Frontalangriff auf Sahra Wagenknecht und ihre Helfer und Helferinnen, darunter mit Sevim Dagdelen und Christian Leye, zwei Bundestagsabgeordnete mit Bochumer Wurzeln.

Florett in Berlin – Schlammschlacht in Bochum

Was in Berlin sozusagen mit dem Florett ausgetragen wird, kommt in Bochum auf der lokalen Ebene als Schlammschlacht daher, die einen Blick hinter die Kulissen linker Realpolitik erlaubt. Nach zuverlässigen Informationen, treibt ein Teil des Vorstands der Bochumer Linken rechtliche Schritte gegen mindestens vier Lokalpolitiker der Linken voran, die zum Teil ihre Beiträge an die Partei gar nicht oder nur rudimentär geleistet haben sollen.

Dem Vernehmen nach sind diese vier Abgeordneten seit Jahren einen Betrag von rund 30.000 Euro ihrer Partei schuldig geblieben. Wie bereits berichtet, lässt die Kreispartei dies rechtlich prüfen. Den Linken war, so heißt es, gar keine Alternative zu diesem Vorgehen geblieben, da es auf zwei Abmahnungen der säumigen Zahlenden kaum Reaktionen gegeben habe. Es geht also um mehr als ums Prinzip. Wie Kreissprecher Moritz Müller dieser Redaktion versicherte: „Diese Finanzmittel und die Mitgliedsbeiträge sind für eine Partei wie unsere enorm wichtig.“