Bochum-Langendreer. Der VfB Langendreerholz in Bochum setzt die Inklusion ganz oben auf die Agenda. Menschen mit Behinderung können hier bald Fußball spielen.

Als nach eigenen Angaben erster Verein in der Umgebung setzt der VfB Langendreerholz das Thema Inklusion nach ganz oben auf seine Agenda. Er möchte das Fußballspielen auch Menschen mit Behinderungen ermöglichen. Die Vorbereitungen dazu laufen bereits auf Hochtouren.

„Die Idee, in unserem Verein wirklich allen Menschen den Zugang zum Fußball zu gewährleisten, kamen uns Anfang des Jahres bei den Sparkassen Hallenmasters“, blickt die Geschäftsführerin des VfB Langendreerholz, Sandra Brockmann, zurück. „Dort waren zwei Rollstuhlfahrer als Zuschauer und mit denen kam ich ins Gespräch. So wuchs die Idee.“

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Zum einen wolle man ohnehin schon länger weg vom reinen „Bezahlfußball“, berichtet die Geschäftsführerin weiter, zum anderen wolle man diese beliebte Sportart, die so viele Menschen im Geiste verbindet, auch wirklich allen zugänglich machen. Unter den Menschen mit körperlicher Einschränkung seien nicht nur Fans des Fußballs an sich, stattdessen wollen sie den Sport auch aktiv ausführen. „Und genau die wollen wir dort abholen, wo sie sind und ihnen einen Raum bieten, ihre Leidenschaft selbst zu leben“, so Brockmann.

Eine selbstgebaute, behindertengerechte Rampe führt direkt in das Vereinsheim des VfB Langendreerholz.
Eine selbstgebaute, behindertengerechte Rampe führt direkt in das Vereinsheim des VfB Langendreerholz. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

So will der VfB Langendreerholz zum inklusiven Verein werden

In der Vorstandssitzung im Februar wurde die Idee dann erstmals thematisiert und es folgten mehrere Gespräche, wie man sie konkret umsetzen könnte. „Es kommen viele Veränderungen auf uns zu“, erklärt Sandra Beckmann. „Zwar ist unser Vereinsheim schon komplett barrierefrei über eine Metallrampe zu erreichen, aber wir checken gerade noch, inwiefern wir zum Beispiel die Toiletten für Menschen mit Behinderungen umbauen müssen.“ Diese seien zwar schon recht groß, aber nichtsdestotrotz gäbe es ja dahingehend ein paar Anforderungen, die eingehalten werden müssen – wie etwa Abstände zu den Wänden, ausreichend freie Bewegungsfläche und bereitstehende Haltegriffe.

Auch für den aktiven Spielbetrieb würden derzeit vom Verein Konzepte entwickelt, wie die Inklusion erfolgreich gelingen soll. „Zuallererst ist es uns wichtig, dass sich wirklich alle Menschen mit diversen Behinderungen angesprochen fühlen“, betont die Geschäftsführerin.

Sandra Brockmann, Geschäftsführerin, und Winfried Michalski, Präsident des VfB Langendreerholz, haben das Thema Inklusion ganz oben auf die Agenda des Vereins gesetzt.
Sandra Brockmann, Geschäftsführerin, und Winfried Michalski, Präsident des VfB Langendreerholz, haben das Thema Inklusion ganz oben auf die Agenda des Vereins gesetzt. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

„Dabei ist es völlig egal, wie alt sie sind oder welcher körperlichen oder geistigen Einschränkung sie ausgesetzt sind. Wir wollen es erreichen, dass in unserem Verein kleine und große Menschen, die etwa im Rollstuhl sitzen, zum Teil oder komplett erblindet sind, Menschen mit Down-Syndrom oder allen anderen erdenklichen Behinderungen einen Platz finden, um gemeinsam Sport zu betreiben.“ Darum trainieren zu Beginn auch alle gemeinsam in einer Gruppe. Erst nach einer gewissen Eingewöhnungszeit sei die Aufteilung in entsprechende Klassen geplant.

Bochumer holen sich Inspiration bei anderen Vereinen

Inspiration zur erfolgreichen Umsetzung holen sich die Mitglieder des VfB Langendreerholz von den Ibbenbürener Kickers, dem nächstgelegenen inklusiven Fußballverein, der das Konzept schon länger erfolgreich durchführt. „Derzeit besuchen wir viele Turniere und sprechen mit den Verantwortlichen, um ein Gefühl für die Situation bekommen“, sagt Brockmann. „Und auch, wenn wir selbst noch keine Mitglieder mit Einschränkungen haben, wollen wir demnächst als Probelauf ein eigenes Turnier veranstalten.“

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Unterstützt und gefördert wird die Umstellung zu einem inklusiven Fußballverein vom Landessportbund und auch direkt vor Ort werden schon Bande zu Kooperationen geknüpft. „Wir planen etwa, Trainer einzusetzen, die gerade ein freiwilliges soziales Jahr machen oder auch eine Zusammenarbeit mit der LWL-Schule am Haus Langendreer, die bereits eine Fußball-AG hatte, die durch Corona aber wieder eingeschlafen ist“, blickt Sandra Brockmann in die Zukunft. Es gebe auch die Bereitschaft, die entsprechenden Aus- und Weiterbildungen zu absolvieren.

Viele Neuerungen – aber Basis des Vereins bleibt bestehen

„Jetzt brauchen wir nur noch neue Mitglieder“, zeigt sich die Geschäftsführerin euphorisch. „Wir haben schon mit der Werbung in den sozialen Medien begonnen und neue Flyer – natürlich auch in Blindenschrift – sind im Druck. Menschen, die uns bei unserem Plan unterstützen und mit Ideen zur Umsetzung helfen wollen, sind herzlich willkommen.“ Bei den ganzen Neuerungen soll aber keine Sorge der bestehenden Mitglieder aufkommen. „Die Basis unseres Vereins und der Betrieb aller aktuellen Fußball-Klassen bleibt wie bisher bestehen.“