Bochum. Für einen Bochumer im Rollstuhl sind viele alltägliche Dinge ein Problem. Was ihn vor allem beim Ausgehen in der Stadt dabei häufig stört.
Für die meisten Menschen ist das Laufen auf zwei gesunden Beinen einen Selbstverständlichkeit. Für einen Bochumer geht das nur leider nicht, denn er sitzt im Rollstuhl.
Duncan kann beim Ausgehen in Bochum kaum spontan sein
Duncan Servatius leidet seit seiner Geburt an einer sogenannten „Tetraspastik“. Diese lähmt seine Extremitäten wie Arme und Beine und erhöht die Spannung in den Muskeln. „Ich bin auf den Rollstuhl angewiesen und das sorgt oft genug für einige Probleme im Alltag“, sagt der 23-jährige Bochumer. Alle Bereiche des alltäglichen Lebens sind für ihn deutlich herausfordernder als für gesunde Menschen. Das fängt mit der Planung seiner Freizeit an. Nichts geht bei ihm ohne Vorbereitung. „Ich muss mir immer Gedanken darüber machen, wo ich überhaupt reinkomme“, betont er. „Das klaut mir jegliche Spontaneität und das ist unendlich mühselig.“
Bochum: Bermudadreieck ist an vielen stellen nicht behindertengerecht
Ein konkretes Beispiel dafür ist ein Besuch im Bermudadreieck. Er würde sehr gerne mit seinen Freunden auch öfter hingehen, aber es geht oft einfach nicht. „Viele der Lokale sind nicht behindertengerecht. Entweder komme ich gar nicht erst hinein, oder ich kann mich im Innenraum nicht gut bewegen“, merkt er an. „Gerade im Winter, wenn man drinnen sein muss, ist das blöd.“
Dem müssen auch die Offiziellen dort beipflichten. „Da hat der junge Mann leider vollkommen Recht“, sagt Christian Bickelbacher, Sprecher der ISG Bermudadreieck. „Das passiert aber nicht mit Absicht. Viele der Gebäude am Bermudadreieck sind schon sehr alt und wurden damals ohne Vorgaben für Barrierefreiheit gebaut“, erklärt Bickelbacher. So liegen die Toiletten in dem ein oder anderen Laden leider einfach im Keller. „Wir sind aber alle sehr hilfsbereit und helfen wo wir können, wenn jemand im Rollstuhl in einen Laden rein möchte oder sich drinnen bewegen will“, betont er.
Ähnliches gilt für den ÖPNV. Auch hier dauert es für Duncan in der Regel immer etwas länger. „Das ist in der Vergangenheit aber deutlich besser geworden“, sagt er. So freue er sich darüber, dass gerade die Haltestellen der Bogestra in weiten Teilen niederflurgerecht sind.
Nachgerüstet werden, muss in Gebäuden im Regelfall aber nicht - zumindest nicht gesetzlich. Wie die Stadt Bochum mitteilt, gibt es keine generelle Nachrüstpflicht für Barrierefreiheit in bestehenden Gebäuden. „Wird ein Gebäude mit mehr als drei oberirdischen Geschossen aufgestockt, oder einer Nutzungsänderung unterzogen, so kann unter bestimmten Voraussetzungen der Einbau eines Aufzuges gefordert werden“, schreibt Stadtsprecher Peter van Dyk. Aber auch hier gebe es wieder Ausnahmen.
Bochumer nimmt sein Schicksal selbstbewusst an
Trotzdem sehe Duncan die Sache mit einer gewissen Gelassenheit. Er gehöre nicht zu den Menschen, die sich ihrem Schicksal kampflos ergeben und sich im schlimmsten Fall in Selbstmitleid suhlen. Das würde ihm laut eigener Aussage auch nichts bringen. „Man muss sich mit seinem Schicksal abfinden und es annehmen. Man sollte das Beste daraus machen“, sagt er selbstbewusst.
Er habe wenig davon, sich von seiner Behinderung unterkriegen zu lassen. Dennoch muss auch er zugeben: „Ich habe gute und auch schlechte Tage. Gerade an den Schlechten will ich einfach nur mit dem Finger schnipsen und diese ganze Sache von mir los haben“.
Wenn er aber nicht gerade bei seiner Ausbildung zum Kaufmann für Büromanagement beim Berufsbildungswerk in Volmarstein ist, gibt er sich seiner Leidenschaft hin: Der Musik. Duncan hat zeitweise, so gut es ging, Gitarre gespielt und bringt sich aktuell das Mundharmonikaspielen bei. Außerdem schreibt er auch selber Songs und veröffentlicht sie im Internet.