Bochum. Bochum boomt als Bürostandort – auch dank der Nachfrage nach Co-Working-Räumen von „Work Inn“ und anderen. Wie und warum läuft das Geschäft gut?

Moderne Büros sind in Bochum extrem gefragt, 2022 gab es einen nie dagewesenen Flächenumsatz, 88.000 Quadratmeter Büroräume wurden vermittelt. Und: Es wird weiter viel gebaut. „Die erstaunliche Entwicklung des Bochumer Büromarktes hat ihr Ende noch lange nicht erreicht“, heißt es beim Immobilienvermittler Cubion. Dabei spielt die auch die gestiegene Nachfrage nach Co-Working-Spaces eine Rolle.

„Work Inn“ eröffnet zweiten und bald dritten Standort in Bochum

Wer wüsste das besser als Dörte und Tim Schabsky. Das Ehepaar ist mit seiner Firma „Work Inn“ an mittlerweile elf Stellen im Ruhrgebiet vertreten und eröffnet in Bochum gerade den zweiten Standort, der dritte wird bald folgen. „Work Inn“ vermietet Büroflächen an Selbstständige, an Gründer, an Start-Ups, an Mittelständler und mittlerweile auch an Konzerne.

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Das Prinzip: Alle arbeiten unter einem Dach nebeneinander, bei Bedarf miteinander, profitieren von der zur Verfügung gestellten Büroausstattung, von der Möglichkeit des Austauschs über Branchen hinweg und von flexiblen Konditionen mit einer Kündigungsfrist von in vielen Fällen gerade einmal vier Wochen. „Es ist alles da“, sagt Dörte Schabsky. Räume, Büromöbel, Telefonanlage, schnelle Internetanschlüsse, eine Küche, Kaffee, der Reinigungsservice und ein Standortmanager. „Wer hier arbeitet, muss nur noch seine Tasse selbst wegräumen“, sagt die 38-Jährige. Immer mehr Kunden setzen sich ins gemachte Büro. 2020 hat das 2013 in Dortmund gegründete Unternehmen seinen Umsatz glatt verdoppelt.

Mieter reichen von Gründern über Start-Ups bis zu Konzernen

Das Rundum-Sorglospaket, das so oder in ähnlicher Weise auch Mitbewerber anbieten, hat zu Anfang Selbstständige und Gründer angelockt, die erst einmal zu möglichst günstigen Konditionen ihr Geschäft aufbauen wollten, ehe sie eigene Büros für längere Laufzeiten anmieten. Mittlerweile sind nicht selten kleine und mittlere Unternehmen Kunden; und neuerdings auch Konzerne. Die bieten ihren Mitarbeitern gerade bei Projekten an, sich wohnortnah zusammenzufinden, statt in die Konzernzentrale zu kommen. Es heißt, gerade große Unternehmen haben Schwierigkeiten, ihre Beschäftigten nach Corona wieder in die Büros zu holen. Co-Working-Büros kommen da wie gerufen.

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„Es ist aber vor allem die Flexibilität, die immer mehr nachgefragt wird“, sagt Immobilienvermittler Cedric Vennemann (33) von der Essener Brockhoff GmbH. Sie hilft „Work Inn“ bei der Suche nach passenden Standorten. An der Ecke Viktoriastaße/Südring, also direkt am Bermudadreieck, ist das Unternehmen schon mit 1200 Quadratmetern Bürofläche über mehrere Etagen vertreten. Nun bezieht es zwei Stockwerke im gerade frisch renovierten „Milestone“-Hochhaus an der Wittener Straße. Und noch in diesem Jahr soll an der Wittener Straße, einen Steinwurf vom Wissenschafts- und Wirtschafts-Hotspot Mark 51/7 entfernt, der dritte Bochumer Standort entstehen.

Das Prinzip: mehrere Standorte in jeder Stadt

Das Motto für den dritten Standort in Bochum nahe Mark 51/7 in Laer muss Work-Inn-Chefin Dörte Schabsky noch finden.
Das Motto für den dritten Standort in Bochum nahe Mark 51/7 in Laer muss Work-Inn-Chefin Dörte Schabsky noch finden. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

Das Motto für das nächste neue Haus muss Dörte Schabsky noch finden. Im Bermudadreieck sind die Büros – sinnigerweise – karibisch angehaucht. Im „Milestone“ hat sich die Chefin für das Thema „Sport“ entschieden. Wer ins Büro kommt, betritt zuerst eine rote Fläche mit weißer Trennlinie, beides erinnert unweigerlich an eine Laufbahn im Stadion. Direkt daneben stehen Tisch und Stühle auf einem grünen Teppich in Rasenoptik. Weiter hinten unter der Treppe ist eine kleine Boulderwand zum Klettern angebracht, rund um den Tisch sind überdimensionierte Bälle und Hocker im Design einer Turnhallenmatte als Sitzgelegenheiten drapiert. Die Bilder mit Sportmotiven werden demnächst geliefert.

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„Work Inn“ wächst rasant. „Wir machen im Moment eine Verdichtung im Ruhrgebiet“, sagt Dörte Schabsky.

Flexible Bürostandorte wachsen rasant

Weltweit gibt es bereits etwa 20.000 Co-Working-Spaces. Nächstes Jahr sollen es schon doppelt so viele sein.

„Am Anfang haben wir auf jeder Kirmes getanzt“, erinnert sich Dörte Schabsky an die Gründungsphase von „Work Inn“ vor zehn Jahren. Damals habe gerade bei den Vermietern noch viel Überzeugungsarbeit geleistet werden müssen. Das habe sich längst geändert.

Neben „Work Inn“ gibt es in Bochum weitere Anbieter von Co-Working-Flächen. In der KoFabrik an der Stühmeyerstraße sind „Mitwerk“ und „Stüh33“ vertreten, an der Kortumstraße bietet das „Funkhaus“ Räume an.

Schon bald kommt ein Global Player hinzu. Im Viktoria-Karree hat Regus, ein Tochterunternehmen des weltweit größten Anbieters IWC, 3000 Quadratmeter Bürofläche angemietet. Das Viktoria-Karree wird in diesem Jahr fertiggestellt.

„Es muss so sein, dass die Leute innerhalb von maximal 15 Minuten Autozeit ihren Arbeitsplatz erreichen, und deswegen gehen wir immer an verschiedene Orte in einer Stadt.“ Und über kurz oder lang auch über das Ruhrgebiet hinaus. „Der Markt expandiert weiter. Und wir wollen dabei sein“, sagt die Gründerin. Zumal sich ihr Angebot vor allem in einem Punkt von den Mitbewerbern unterscheide: „Wir legen Wert darauf, dass an den Standorten, aber auch über alle Standorte hinweg eine Community entsteht. So kommen ganz viele unterschiedliche Kompetenzen zusammen.“

Knauf aus Dortmund investiert in „Work Inn“

Möglich macht das Wachstum ein strategischer Partner. Die Dortmunder Unternehmerfamilie Knauf stellt „Work Inn“ Kapital zur Verfügung und verspricht: „Als langfristig agierender Investor wollen wir das junge Unternehmen beim nachhaltigen und beschleunigten Wachstum unterstützen.”

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Die Entwicklung der flexiblen Büros ist noch lange nicht zu Ende, davon sind die Schabskys überzeugt. Auch in ländlichen Gebieten entstehen erste Angebote. Und irgendwann könnte es auch so sein wie in London, „wo an jeder Ecke ein Co-Working-Space zu finden ist“ (O-Ton Dörte Schabksy) und wo sich Kunden sogar nur für zwei Stunden einmieten können. In der britischen Hauptstadt haben sie und ihr Mann einst als Studenten das flexible Büro-Modell entdeckt. „Das müssten wir im Ruhrgebiet auch anbieten“, haben sie damals gedacht. Und gemacht.