Bochum-Weitmar. An einer kleinen Wohnstraße in Bochum-Weitmar entsteht ein Neubau. Die Nachbarn kritisieren, dass Schwerlaster dazu einen schmalen Fußweg nutzen.

Ab früh morgens reißen Schwerlaster die Anwohner der Karl-Rawitzki-Straße aus dem Schlaf. Sie liefern Material für den Neubau von 21 Wohnungen und müssen mühevoll rangieren, denn die Baustelle ist nur durch einen schmalen Fußweg erreichbar. Die Nachbarn fühlen sich arg belästigt, sorgen sich aber vor allem um die Sicherheit der Kinder.

Denn der öffentliche Weg hin zu den Hausnummern 30, 32 und 32a, den die Baufahrzeuge nutzen müssen, ist für die Kleinen ihre tägliche Verbindung zur Natorpschule, zur Emmaus-Kita und für die Erwachsenen zum Gemeindehaus. Ninja Wever ist Mutter: „Das Problem ist, dass es keinen zweiten Weg zu Schule und Kita gibt. Seit gebaut wird, bringen wir unsere Kinder oder beobachten ihren Schulweg wegen der Schwerlaster.“ Die Anwohner räumen auch ein, dass die Baufirma ebenfalls ein Auge auf die Kinder hat, wenn die Fahrzeuge rangieren müssen.

Anwohner sind mit Klagen zweimal vor Gericht gescheitert

Mit dem Versuch, das Bauvorhaben in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft zu verhindern, sind die Anwohner der Karl-Rawitzki-Straße mit ihren Klagen gescheitert; erst im März letzten Jahres vor dem Verwaltungsgericht Gelsenkirchen, im November vor dem Oberverwaltungsgericht Hamm. Im Januar dann gingen die Bauarbeiten los.

Auf einer ehemaligen Grünfläche, auf der viele Jahre nur ein einzelnes Haus stand, entsteht nun ein Neubau mit 21 Wohnungen. Das Problem ist, Material zur Baustelle zu fahren.

So mancher Bagger oder Lkw schabt an den beidseitigen Hecken, die zu Privatgrundstücken grenzen, entlang. Damit das überhaupt möglich ist, wurden die Sträucher einfach gekappt. Sophia Waide: „Eines Morgens sah ich, wie Bauarbeiter unsere Hecke beschnitten. Meine Mutter wies darauf hin, dass sie das nicht genehmigt hatte, doch das nützte nichts.“

Die Nachbarinnen und Nachbarn befürchten zudem eine Zunahme des Parkdrucks auf ihrer Straße. Petra Husemann: „Schon jetzt ist alles zugeparkt. Wir wissen, die für das Neubauprojekt geplante Tiefgarage wurde verworfen, weil sonst alle den schmalen Fußweg nutzen müssten. Wo aber sollen dann später die Autos der neuen Bewohner hin?“

Millimeterarbeit: Die schweren Baufahrzeuge können nur einen schmalen Fußweg von und zur Baustelle nutzen.
Millimeterarbeit: Die schweren Baufahrzeuge können nur einen schmalen Fußweg von und zur Baustelle nutzen. © Petra Husemann

Dazu erklärt Stadtsprecher Peter van Dyk: „Es gibt einen rechtsverbindlichen Bebauungsplan für dieses Wohnbaugebiet, der an dieser Stelle die in Rede stehende und genehmigte Bebauung zulässt. Ein Verkehrskonzept für die Baustelle gibt es nicht, das ist auch nicht üblich. Es gelten die Bestimmungen der Straßenverkehrsordnung. Baustellen sind immer eine Belastung, Baugeräusche und zusätzlicher Verkehr sind aber nicht zu vermeiden.“

Anwohnerin steht im regen Austausch mit der Stadt Bochum

Petra Husemann steht im regen Austausch mit der Stadt Bochum. So erklärte ihr das Bauordnungsamt, dass die Zuwegung zum Baugrundstück im Rahmen des Bauantragverfahrens geprüft worden sei: „Es wurden keine Bedenken bei bestimmungsgemäßer Nutzung festgestellt."

Vom Bauunternehmen N. Geci-Bau GmbH war trotz mehrerer Anfragen keine Stellungnahme zu bekommen.

In der nächsten Sitzung der Bezirksvertretung Bochum-Südwest am Mittwoch (30. März) greifen die Grünen das Thema in einer Anfrage auf. Anna Koninks: „In der Karl-Rawitzki-Straße 30 soll das derzeit brachliegende Grundstück mit einem Mehrfamilienhaus für 21 Wohneinheiten bebaut werden. Hierzu ergeben sich folgende Fragen: Hat die Verwaltung aktuell geprüft, ob die Zuwegung an jeder Stelle mindestens drei Meter beträgt, und wie die Zufahrt von Baufahrzeugen sowie die Erreichbarkeit durch USB, Feuerwehr etc. sichergestellt ist?“

Der Fußweg werde derzeit von Kita-und Schulkindern wie auch erwachsenen Anwohnern genutzt. Zu erwarten sei, dass diese Wege künftig mit dem Auto gemacht werden. Nach Baurecht dürfe die Höhe eines neu gebauten Hauses die der anderen Häuser im Bestand wenig bis gar nicht überschreiten. „Wie soll das bei 21 Wohneinheiten auf zwei Geschossen funktionieren?“, will Koninks wissen.