Bochum-Wiemelhausen. In Bochum soll im „Park-Viertel“ neuer Wohnraum entstehen. Warum Nachbarn schon vor den eigentlichen Bauarbeiten mit den Nerven am Ende sind.
- Auf dem Gelände des künftigen „Park-Viertels“ in Bochum laufen die Vorbereitungsarbeiten
- Für den Rückbau der alten Industrie-Fundamente ist schweres Gerät im Einsatz
- Nachbarn beklagen permanente Lärmbelastung und fühlen sich alleingelassen
Passend zum Ortstermin stehen die Bagger bewegungslos auf ihren Schutthaufen. Still liegt die Baustelle zwischen Hunscheidtstraße und Waldring an diesem Donnerstagmittag da. Vorführeffekt? Die Ruhe ist ungewohnt für Maria Kowalski. Sonst, sagt die 64-Jährige, sei da fast immer dieser Lärm. Von morgens bis abends, seit Monaten.
Ende November haben Rückbau und Flächensanierung auf dem einstigen Jahnel-Kestermann-Gelände begonnen. Bevor hier in Wiemelhausen das „Park-Viertel“ wachsen soll, müssen Kellergebäude und Fundamente der früheren Industriebauten beseitigt werden. Das geht, man kann es sich vorstellen, nicht geräuschlos vonstatten.
Baustellen-Lärm in Bochum: „Seit November geht das jeden Tag“
Maria Kowalski wohnt unweit der Baustelle an der Mozartstraße. „Dass Lärm schädlich ist, weiß man ja“, sagt sie. Aber das Ausmaß habe sie sich nicht vorstellen können. Die 64-Jährige ist in Altersteilzeit – könnte also eigentlich viel Zeit zu Hause verbringen. Aktuell aber bleibe ihr oft nur die Flucht. „Das stresst einfach“, sagt sie. „Ich hab schon morgens schlechte Laune.“
Eine Nachbarin, die ihren Namen nicht veröffentlicht wissen will, zeigt auf ihrem Handy Videos, will damit einen Eindruck vom monotonen Hämmern des Stemmmeißels vermitteln, das durch das Viertel wabert. Auch sie wohnt in der Mozartstraße. „Ich versuche, viel unterwegs zu sein“, sagt die Mutter zweier Kleinkinder. „Seit November geht das unter der Woche jeden Tag.“ Meist werde von kurz nach 7 bis 17 Uhr gearbeitet. „Dementsprechend laut ist es.“
WEG zum Lärm: „Nehmen Anwohnerbeschwerden sehr ernst“
Die beiden Anwohnerinnen fühlen sich alleingelassen, sie vermissen Lärmschutzmaßnahmen zum Wohle der Nachbarn. Sie habe sich deswegen auch schon an die Baufirma Ecosoil gewandt, erzählt Kowalskis Nachbarin. Eine Antwort habe sie nicht bekommen.
„Park-Viertel“ mit rund 250 Wohneinheiten
Auf dem früheren Gelände des Getriebeherstellers Jahnel Kestermann soll mit dem „Park-Viertel“ ein neues Wohnquartier entstehen. Geplant sind auf dem knapp 20.000 Quadratmeter großen Areal rund 250 Wohneinheiten, außerdem Flächen für Kleingewerbe (Büros, Praxen, Quartierscafé) und eine Kita mit vier Gruppen.
Baubeginn soll nach aktuellem Planungsstand voraussichtlich Anfang 2024 sein. Die Fertigstellung ist für Sommer 2027 avisiert.
„Wir sind Auftragnehmer der Wirtschaftsentwicklungsgesellschaft“, heißt es auf Nachfrage bei Ecosoil. Man sei deshalb gehalten, alle Kommunikation über die WEG laufen zu lassen. WEG-Sprecher Marcel Voß sagt: „Wir bedauern die empfundenen Belastungen, nehmen solche Anwohnerbeschwerden sehr ernst.“ Bis auf die jetzige habe es seitens der Anwohner bislang keine Beschwerden gegeben.
Beim Rückbau der alten Industriebauten sei man auf schweres Gerät angewiesen, erklärt Voß. Lärm sei „leider nicht zu vermeiden“. Die WEG „eruiere“ aber momentan „alternative Rückbau-/Zerkleinerungsmethoden der Fundamentierung in diesem Bereich“, um die Lärmbelastung zu mindern. „Das wird möglicherweise kurzfristig zu einem Ergebnis führen.“
Gelände fürs „Park-Viertel“: Rückbau von Fundament nahe Waldring bald beendet
Im nördlichen Bereich der Baustelle, zum Waldring hin, werde zurzeit ein größeres Fundament eines früheren Hallentrakts zurückgebaut, erläutert der WEG-Sprecher weiter. „Der Rückbau dieses Fundaments wird noch auf rund 14 Tage geschätzt.“
Wird es dann ruhiger? Vielleicht. Maria Kowalski und ihre Nachbarin sind dennoch skeptisch. Die Arbeiten seien mit dem Rückbau und der Flächensanierung ja nicht beendet. Dann beginnt der eigentliche Bau des „Park-Viertels“.
Hier werde, sagt WEG-Sprecher Voß, „eine innerstädtische Industriefläche saniert, um ein grünes Viertel mit neuem und attraktivem Wohnraum zu schaffen“. Damit werde auch die Aufwertung des Stadtteils vorangetrieben. „Es wäre einfach grundsätzlich schön“, sagen die beiden Anwohnerinnen, „wenn das Thema Lärmschutz allgemein mehr Raum einnähme.“