Bochum-Langendreer. Seit August 2022 hat das Parkhaus am Knappschaftskrankenhaus in Bochum geöffnet. Lindert es den Parkdruck im Viertel? Das sagen die Beteiligten.
Seit vielen Jahren ist die Parksituation am und rund um das Knappschaftskrankenhaus in Bochum-Langendreer angespannt. Um den Parkdruck zu lindern, wurde in weniger als einem Jahr ein Parkhaus mit mehr als 600 Stellplätzen für Besucher und Mitarbeiter hochgezogen. Seit August 2022 ist es geöffnet. Aber was hat das gebracht? Zeit, um ein erstes Fazit zu ziehen und mit allen Beteiligten zu reden.
Zugeparktes Wohnviertel in Bochum: Was bringt das neue Parkhaus?
Mit dem Parkhaus hat das Uni-Klinikum nach eigenen Angaben die Zahl der Stellplätzen verdoppelt. Das entsprechendes Parkplatz-Angebot sei auch existenziell für weitere Projekte, die man auf der Komplex an der Straße In der Schornau anstoßen will. Man wolle weiter investieren und für weitere Bauvorhaben seien immer auch Stellplatz-Nachweise erforderlich.
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Aber das ist nicht der einzige Grund gewesen. „Aus unserer Sicht ist es mitunter eine Herausforderung, einen freien Parkplatz an der Straße zu bekommen“, sagt Sprecherin Bianca Braunschweig. „Um diese Situation zu entspannen, haben wir die Notwendigkeit gesehen, ein Parkhaus zu bauen und damit genügend Parkmöglichkeiten für Mitarbeitende, Patientinnen und Patienten sowie Besucherinnen und Besucher zu schaffen.“
Aber wird dieses auch angenommen? Dazu liefert das Uni-Klinikum Zahlen. „Unser Parkhaus ist werktags zu ca. 60 Prozent ausgelastet, am Wochenende ist die Auslastung geringer“, so Braunschweig. Der etablierte Besucherparkplatz am Tumorzentrum, Haus E, mit seinen rund 80 Parkplätzen werde auch weiterhin gut angenommen. „Im Schnitt nutzen werktäglich rund 230 Mitarbeitende das Parkhaus und rund 130 Besucherinnen und Besucher.“
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Damit gerade Mitarbeiter nach Möglichkeit nicht im Umfeld parken, weise man im Intranet explizit auf die Parkmöglichkeiten auf dem Klinikgelände hin. „Es weiß also jeder bei uns, dass es Parkplätze gibt“, sagt Bianca Braunschweig. Insgesamt seien im Knappschaftskrankenhaus derzeit rund 2000 Mitarbeiter beschäftigt. „Aber es sind ja nicht immer alle da.“ Das Parkhaus werde gut genutzt. Und auch die kleineren Parkplätze seien immer voll.
Parkhaus: Für Angestellte gelten Sonderkonditionen
„Wir haben derzeit 174 feste Stellplätze auf unseren Parkplätzen, von denen aktuell 15 Parkplätze nicht vergeben sind“, rechnet Bianca Braunschweig vor und erklärt: „Einerseits haben sich die entsprechenden Mitarbeitenden dazu entschlossen, künftig variabel zu parken und ihren festen Stellplatz abzugeben, andererseits werden die entsprechenden Stellplätze im Rahmen von Neubesetzungen/Stellungswechsel zeitnah neu vergeben.“
Im Parkhaus selbst gebe es keine festen Stellplätze. Braunschweig: „Dort bieten wir nur variables Parken an. Für unsere Mitarbeitenden haben wir derzeit 116 variable Stellplätze auf den Parkplätzen und 315 variable Stellplätze im Parkhaus.“
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Für die Angestellten des Knappschaftskrankenhauses gelten beim Parken Sonderkonditionen. „Mitarbeitende zahlen für einen festen Parkplatz 30 Euro im Monat und für die Nutzung eines variablen Stellplatzes auf dem Parkplatz oder im Parkhaus 1,50 Euro am Tag“, sagt Bianca Braunschweig. Die Parkgebühren für Besucher liegen sowohl im Parkhaus als auch auf dem Parkplatz bei 1,50 Euro pro Stunde, maximal 10 Euro am Tag.
Neues Parkhaus: Anwohner sehen nur wenig Verbesserung
Doch wie wird der Nutzen des Parkhauses im Umfeld bewertet? Für die meisten Anwohner, die wir zu unterschiedlichen Tageszeiten befragt haben, ist die Lage im Wohnviertel immer noch sehr angespannt. Während hier und da von einer „minimalen Verbesserung“ die Rede ist, heißt es überwiegend, dass nach wie vor viele Mitarbeiter des Knappschaftskrankenhauses die Straßen zuparken würden, speziell zwischen 7.30 und 16 Uhr. „Tagsüber ist alles dicht“, heißt es in der Klinik-Nachbarschaft unverändert.
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„Das ist keinen Deut besser geworden“, sagt ein Hausbesitzer, dessen Zufahrt an der Bömmerstraße ständig halb zugeparkt werde. Ein Anderer ärgert sich, dass man von „Auf dem Jäger“ kaum auf die Langendreerstraße abbiegen könne, weil tagsüber bis in die Kurve alles voll sei.
Elektronisches Parksystem für Mitarbeiter
So funktioniert das Parksystem für Angestellte des Knappschaftskrankenhauses in Langendreer: „Jeder Mitarbeitende erhält zu Beginn seiner Beschäftigung einen sogenannten Token (elektronischer Chip) für die Zeiterfassung“, erklärt Sprecherin Bianca Braunschweig. „Dieser enthält ebenfalls die Berechtigung für unser Parksystem. Auf diesem Token ist grundsätzlich das variable Parken im Parkhaus für alle Mitarbeitende freigeschaltet. Für Inhaber eines festen Stellplatzes ist der Token zusätzlich zum Öffnen der entsprechende Schranke zum Parkplatz programmiert.“
Die Abrechnung der Parkgebühr für einen festen Stellplatz auf einem Parkplatz erfolge über die monatliche Entgeltabrechnung, die Abrechnung der Parkgebühr für einen variablen Stellplatz direkt über den Token, der vorab mit Guthaben (Prepaid-System) aufgeladen werde.
Bei der Umfrage treffen wir auch eine Mitarbeiterin der Knappschaftskrankenhauses, die gerade in ihr an der Bömmerstraße geparktes Auto steigt. Sie sei für 14 Tage Praktikantin und habe daher keinen Parkausweis (siehe Info-Box), sagt sie. Im Parkhaus zu stehen, sei ihr zu teuer. „Da komme ich für die Zeit auf mehr als 100 Euro.“ Aber klar, wenn sie im Umfeld keinen Platz finde, bleibe ihr natürlich keine andere Möglichkeit.
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Dass an Bömmerstraße, Auf dem Jäger, Bömmerdelle, In der Schornau und Friedrich-Geißel-Straße tatsächlich nicht nur Anwohner parken, zeigt ein Blick auf die Kennzeichen der dort abgestellten Autos: Unna, Dortmund, Essen, Castrop-Rauxel… Auch deshalb wird von den Anliegern seit Jahren eine Anwohnerparkregelung gefordert.
Stadt Bochum will die Parksituation rund ums Knappschaftskrankenhaus weiter beobachten
Die Stadt Bochum bewertet die Lage vor Ort aktuell anders: „Wir haben die Situation beobachtet und festgestellt, dass diese sich durch die Öffnung des Parkhauses verbessert hat“, antwortet Stadtsprecherin Charlotte Meitler auf WAZ-Anfrage. Die Frage des Anwohnerparkens werde zunächst noch zurückgestellt. „Da durchaus eine weitere Steigerung der Nutzung des Parkhauses erwartet wird, werden wir die Situation weiterhin beobachten“, so Meitler, die verspricht: „Falls die Verkehrssituation sich nicht weiter entspannen sollte, werden wir mit dem Knappschaftskrankenhaus Maßnahmen abstimmen und auch umsetzen.“