Bochum-Laer. Wirbel beim Fußballclub LFC Laer: Als der Trainer des Frauenteams entlassen wird, folgen ihm fast alle Spielerinnen. Das sind die Hintergründe.
Unruhe beim Fußball-Club LFC Laer in Bochum: Nachdem der Vorstand den Trainer des Frauenteams und der A-Jugend entlassen hatte, kehrten nahezu alle Spielerinnen dem Verein den Rücken. Beide Seiten schieben sich nun gegenseitig die Schuld für den Streit in die Schuhe.
Zoff beim Fußball in Bochum: Warum eine Frauen-Mannschaft ihren Verein verlässt
Alyssa Dittinger, früher Spielführerin des A-Kreisligisten, beklagt fehlende Unterstützung des Frauenteams seitens des Vorstands. „Wir sind 2019 fast komplett von Concordia Wiemelhausen nach Laer gewechselt“, erzählt die 24-Jährige. Man habe bis zuletzt immer noch in den Trikots von damals spielen müssen. „Weiße und durchsichtige Oberteile, die man als Frau bei Regen nicht gerne trägt.“ Vom Vereine habe man nichts bekommen, weder neue Trikots noch Bälle.
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Zudem berichtet Dittinger von frauenfußballfeindlichen Sprüchen innerhalb des Vereins. Da habe es immer wieder doofe Kommentare gegeben. „Wir kämpfen sehr für einen besseren Stellenwert des Frauenfußballs, da ist das schon sehr frustrierend.“ Insgesamt wolle man „einfach nur Fußball spielen“.
Dies jetzt aber nicht mehr beim LFC Laer. Die Trainer-Entlassung habe das Fass aus Sicht der meisten Spielerinnen zum Überlaufen gebracht. „Mit uns hat darüber im Vorfeld auch niemand gesprochen“, sagt Alyssa Dittinger. Bis auf eine Spielerin habe sich daraufhin das gesamte Team mit dem Trainer solidarisch erklärt. Aktuell trainiere man bei der DJK Viktoria Bochum am Lohring.
Fußballverein nennt Kommunikation mit Trainer und Team „sehr holprig“
Dort kommt der Trainer, Maik Schwenkler, auch her. Er hatte beim LFC Laer nicht nur die Frauen, sondern auch eine A-Jugend als Spielgemeinschaft von Viktoria und LFC trainiert. Er bestätigt die Aussagen von Alyssa Dittinger und kritisiert, dass der Frauenfußball im Verein nicht ernstgenommen worden sei. „Keiner hat sich gekümmert.“
Schwenkler wirft dem Verein zudem vor, seine beiden Mannschaften gegeneinander ausgespielt zu haben. Es sei gedroht worden, die A-Jugend abzumelden, wenn das Frauenteam keine Ruhe gebe. Und so sei es dann auch gekommen. „Eine A-Jugend wurde vom Spielbetrieb zurückgezogen“, sagt Maik Schwenkler.
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Das stimme, sagt Frank Gisselmann, zweiter Vorsitzender des LFC Laer. Aber nur, weil das die Mannschaft sei, die nun ohne Trainer dasteht. Von einer Art Erpressung könne keine Rede sein. „Wir bedauern das sehr für die Spieler.“ Ebenso die Entwicklung in der Frauentruppe. Laut Gisselmann sei die „Kommunikation sehr holprig“ gewesen. So sehr, dass zum Ende hin „eine weitere Zusammenarbeit für den Verein nicht mehr darstellbar war“.
LFC Laer weist die Vorwürfe aus der Frauen-Mannschaft zurück
Daher habe man auch nicht mehr bis Saisonende warten wollen und sich dazu entscheiden, sich jetzt von Trainer Schwenkler zu trennen. „Und auch nur von ihm“, stellt Gisselmann klar. „Dass sich so viele Spielerinnen ihm angeschlossen haben, bedauern wir sehr. Neue Trainer standen bereit“
Die Vorwürfe aus dem Frauenteam weist er zurück. „Die stimmen so nicht.“ Neue Trikots seien bestellt, „aber leider falsch geliefert worden“. Bei weiteren Wünschen habe man darum gebeten, sich an den entsprechenden Koordinator im Verein zu wenden. „Alles, was besprochen wurde, haben wir eingehalten.“
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Auch von einer im Raum stehenden Diskriminierung der Spielerinnen distanziert sich der Verein entschieden. „Belege dafür sind zu keiner Zeit an uns herangetragen worden“, heißt es in einer Stellungnahme, die auf Facebook verbreitet wurde. Auch Gisselmann will davon nichts mitbekommen haben. „Das kann ich mir auch nicht vorstellen. Höchstens vielleicht mal vereinzelt von Zuschauerseite. Aber davon kam mir nie etwas zu Ohren.“
Ärger um rechtsextreme Trainer
Zuletzt war der LFC Laer im Sommer 2021 in die Schlagzeilen geraten, weil herausgekommen war, dass ein rechtsextremes Ehepaar ein Jugendteam trainiert hatte. Der Club reagierte umgehend, stellte das Paar frei und überarbeitete in der Folge sein Leitbild, um sich von Rassismus und Diskriminierung ganz klar zu distanzieren.
In seiner Stellungnahme in den Sozialen Medien bezeichnet sich der LFC „als jugend- und familienorientierter Mehrspartenverein“, der „den Stadtteil und damit unsere bunte Gesellschaft mit all ihren Menschen“ abbildet. „Herkunft, Geschlecht, Religionszugehörigkeit noch Alter spielen dabei eine Rolle, um Teil der LFC-Familie zu sein oder zu werden.“
Ein Ausgrenzung der Frauenfußballabteilung von Seiten des Vorstands sieht Frank Gisselmann ebenfalls nicht. Für ihn lag die Situation anders: „Die war eher ein Verein im Verein.“ Man sei ja glücklich gewesen über die Damenmannschaft. „Es ist doch toll, so etwas anbieten zu können.“
LFC Laer will Saison mit „neuer“ Frauen-Mannschaft zu Ende spielen
Das will der LFC Laer auch weiterhin versuchen. Über die Reaktivierung ehemaliger Spielerinnen soll die Saison zu Ende gespielt werden. „Im nächsten Jahr dann rücken viele junge Spielerinnen aus der Jugend nach.“ Auf diese ist man beim LFC Laer sehr stolz. „Wir haben sechs Nachwuchsteams, plus die erste Frauenmannschaft. Das ist schon was“, sagt Gisselmann.
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Maik Schwenkler, die früheren Spielerinnen des LFC Laer und auch die Kicker der abgemeldeten A-Jugend halten sich derweil bei der DJK Viktoria Bochum am Lohring fit. Für Schwenkler und Alyssa Dittinger ist das Kapitel LFC erledigt. „Wir fangen jetzt zwar wieder bei Null an“, sagt die Spielerin. „Aber das ist egal. Hauptsache, wir können einfach wieder spielen.“