Bochum-Langendreer. Das geplante Parkhaus am Knappschaftskrankenhaus in Bochum soll den Parkdruck im Wohnviertel lindern. Einige Anwohner bleiben aber skeptisch.

Rund um das Knappschaftskrankenhaus in Bochum-Langendreer herrscht große Parkplatznot. Seit vielen Jahren schon. Für Patienten und Besucher des Universitätsklinikums, aber auch für die Anwohner, die sich über zugeparkte Straßen ärgern. Nun wird ein Parkhaus gebaut. Für die Verantwortlichen ist das die große Lösung. Einige Anwohner aber bleiben skeptisch.

Bochum: Neues Parkhaus soll Parkdruck im Wohnviertel lindern

620 Parkplätze wird das neue Parkhaus bieten. „Das ist dann eine Verdoppelung der jetzigen Zahl an Stellplätzen“, freut sich Bettina am Orde, die Vorsitzende des Klinikum-Aufsichtsrats. Ein entsprechendes Parkplatz-Angebot sei auch existenziell für weitere Projekte, die man an der Schornau anstoßen will. Man wolle weiter investieren, und für weitere Bauvorhaben sind eben immer auch Stellplatz-Nachweise erforderlich.

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Bettina am Orde zeigt großes Verständnis für den Ärger der Anwohner. „Sie haben mit einer täglichen Ausnahmesituation zu kämpfen.“ Und diese verschlimmere sich jetzt zusätzlich, weil für den Bau des Parkhauses der Mitarbeiterparkplatz (184 Stellplätze) wegfällt. Die Angestellten – immerhin 1700 – müssen für die Zeit des Parkhaus-Baus nun mit den beiden kleineren Parkplätzen (zusammen 114 Plätze) am Rande des Klinikums zurechtkommen. Noch schlimmer trifft es die Patienten und Besucher – 70.000 pro Jahr. Für sie steht aktuell allein der Parkplatz am Tumorzentrum zur Verfügung. 80 Plätze, die schnell belegt sind.

Eine typische Szene am Knappschaftskrankenhaus in Bochum-Langendreer: Weil die Straßen oft bis zur letzten Lücke zugeparkt sind, haben es Busse mitunter nicht leicht, durchzukommen. Und die Anwohner finden keinen Parkplatz.
Eine typische Szene am Knappschaftskrankenhaus in Bochum-Langendreer: Weil die Straßen oft bis zur letzten Lücke zugeparkt sind, haben es Busse mitunter nicht leicht, durchzukommen. Und die Anwohner finden keinen Parkplatz. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Dafür soll im Juni 2022, wenn das Parkhaus fertig sein soll, alles besser werden. Bis dahin bittet Bettina am Orde die Anwohner, noch durchzuhalten. Dem Klinikum sei eine gute Nachbarschaft wichtig, und dazu gehöre auch eine angemessene alltäglich Parksituation. Aus diesem Grund würden nun 10 Millionen Euro in die Hand genommen, um mehr Parkraum zu schaffen.

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Das freut auch Bezirksbürgermeisterin Andrea Busche (SPD), die das Park-Chaos in der Schornau, Friedrich-Geißel-Straße, Bömmerdelle, Auf dem Jäger und Langendreerstraße nur zu gut kennt. „Ich habe hier jahrelang gewohnt“, sagt Busche. Und in ihrer Zeit als Bezirksbürgermeisterin habe sie seit 2014 viele, viele Zuschriften von Anwohnern zu diesem Thema bekommen.

Park-Chaos im Wohnviertel: Anwohnerparken-Regelung liegt auf Eis

Den Kontakt zu den Betroffenen will sie weiter halten und nun erstmal schauen, wie sich das neue Parkhaus im nächsten Jahr auswirkt. Erst dann würde auch grundsätzlich überlegt, ob eine Anwohnerparken-Regelung im Viertel Sinn ergibt. „Im Moment sehe ich das nicht, aber wenn das Parkhaus keine Besserung bringt, dann werden wir das noch einmal angehen.“

Mitarbeiter zahlen 1 Euro

Für den Bau des Parkhauses müssen auch diverse Bäume weichen. „Einige der Bäume werden umgepflanzt“, erklärt Architektin Verena Gremme. Zudem gebe es Ersatzpflanzungen. Und das Klinikum will sich verpflichten, einige städtische Obstwiesen immer wieder aufzuforsten. Gremme: „Dazu wird gerade ein Konzept erarbeitet.“

Im künftigen Parkhaus sollen dann auch ausreichend Stellplätze für die Mitarbeiter des Knappschaftskrankenhauses sein. Der Mitarbeitertarif beträgt 1 Euro pro Tag.

So sieht es auch die Stadt Bochum: „Aufgrund der sich noch ändernden Randbedingungen war und ist es bisher nicht sinnvoll, den Bereich um das Knappschaftskrankenhaus auf eine Bewohnerparkregelung zu prüfen“, teilt Sprecherin Nina Christin Menken auf WAZ-Anfrage mit. „Erst wenn das Parkhaus fertiggestellt ist und es eine erste Eingewöhnungsphase gegeben hat, sollte die Parkplatzsituation in dem Bereich noch einmal betrachtet werden. Dann kann entschieden werden, ob eine Bewohnerparkregelung Sinn ergibt oder die Parkplatzsituation in anderer Form geregelt werden kann.“

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Anwohner verfolgen das Ganze skeptisch bis verhalten-optimistisch. Gebhard Weitkamp wohnt seit 80 Jahren an der Straße Auf dem Jäger. An eine Besserung durch das Parkhaus glaubt er nicht. „Die gibt es nur, wenn man hier an einigen Stellen absolutes Halteverbot einführt“, sagt er. Anwohnerparken sei auch eine Möglichkeit, doch dazu gebe es im Viertel unterschiedliche Meinungen.

Schräg gegenüber wohnt Peter Bielefeld. Erst seit drei Monaten zwar, aber schnell habe er gemerkt, dass die Straßen eigentlich ständig zugeparkt sind. „Das ist kein Zustand“, sagt er und freut sich auf das Parkhaus. „Ich hoffe, das bringt was.“