Bochum. Die Bochumer FDP startet eine Initiative gegen Antisemitismus im Sport. Zumindest zwei weitere Rats-Parteien wollen dies jetzt unterstützen.
Wie erschreckend nah antisemitische Straftaten sind, zeigte sich zuletzt bei dem wohl eigentlich der Bochumer Synagoge gegoltenen Brandschlag an der benachbarten Hildegardisschule vom November vergangenen Jahres. Auch vor dem Sport macht dies nicht Halt. Die FDP-Fraktion im Bochumer Rathaus regt daher jetzt ein breitgefächertes Bildungsprogramm an, das sich mit der Bekämpfung von Antisemitismus in Bochumer Sportvereinen beschäftigen soll.
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„Der Sport ist dabei oftmals ein Brennglas, welches deutlich die immer wiederkehrende Präsenz von Antisemitismus auf den Sportplätzen Deutschlands zeigt. Nicht zuletzt die Zerstörung der Ausstellungsfiguren jüdischer Sportstars in Bochum im November 2020 zeigt: Auch in Bochum müssen wir nachhaltig und entschieden Antisemitismus bekämpfen“, so Léon Beck, stellv. Vorsitzender der FDP-Ratsfraktion Bochum.
Wanderausstellung war mehrfach Ziel von Antisemitismus
Wie berichtet, hatten Unbekannte damals zwei lebensgroße Plexiglasfiguren mit jüdischen Sportlern in der Bochumer Innenstadt beschädigt. In der Ausstellung mit dem Titel „Zwischen Erfolg und Verfolgung – Jüdische Stars im deutschen Sport bis 1933 und danach“ wurden in der Wanderausstellung 17 Figuren gezeigt. Der Übergriff in Bochum war nicht der erste auf diese Ausstellung. Die Figuren waren bereits zuvor etwa in Frankfurt/Main und in Wetzlar beschädigt oder zerstört worden.
Bei dem jetzt von der FDP vorgeschlagenen Projekt sollten nach Vorstellung der FDP vor allem die Jugendmannschaften der Bochumer Fußballvereine bis zur U-19 im Fokus stehen. Ziel dieses Bildungsprogramms sei eine großflächige Sensibilisierung für antisemitische Handlungen, der Abbau von Vorurteilen und die Bildung von Resilienz (Widerstandskraft) gegenüber jeglicher Form des Antisemitismus sein.
Es geht vor allem um Bochumer Fußballvereine
Auch der VfL Bochum spielt im Antrag der Freien Demokraten eine Rolle. So dient der Bundesligist als Vorbild, denn der VfL ist schon im vergangenen Jahr eine Kooperation mit dem Präventionsbündnis „Zusammen1“ eingegangen. Beck hält dies für einen wichtigen Schritt, den man gemeinsam noch ausbauen sollte: „Eine Erweiterung auf den Amateursport halten wir für dringend notwendig. Etwaige Synergien aus den Erfahrungen des VfL Bochum in Zusammenarbeit mit ‘Zusammen1’ liegen hier nahe.“
Zum anderen soll auch die Aufarbeitung der Rolle des VfL Bochum und seiner handelnden Personen in der NS- und unmittelbaren Nachkriegszeit weiter kritisch und dezidiert fortgeführt werden. Zudem setzt sich die FDP-Fraktion in Zuge dessen für eine Stärkung und Ausbau der Erinnerungskultur an jüdische Sportler und Sportvereine ein. Die bisherige Aktivität des Bochumer Zentrum für Stadtgeschichte soll dazu weiter ausgebaut werden.
Gemeinsame Initiative aus drei Parteien geplant
Die Initiative der FDP wurde am vergangenen Freitag im Ausschuss für Sport, Bewegung und Freizeit diskutiert. Dabei signalisierten die Bochumer Grünen und die SPD als Rathauskoalition, dass sie die Initiative der FDP durchaus begrüßten. Wie Léon Beck berichtet, soll nun für die Mai-Sitzung des Ausschusses ein gemeinsames Papier erarbeitet werden, das dann dort zur Abstimmung gebracht werde. Rein formal zog deshalb die FDP ihren eigenen Antrag zunächst zurück.