Bochum. Unbekannte haben in der Bochumer Innenstadt zwei Figuren jüdischer Sportler zerstört – ausgerechnet in der Nacht vom 9. auf den 10. November.
Unbekannte haben in der Nacht vom 9. auf den 10. November die lebensgroßen Plexiglasfiguren der Leichtathletin Lilli Hennoch und der Turnolympiasieger Alfred und Gustav Felix Flatow in der Bochumer Innenstadt zerstört. Beide Figuren waren Teil der Ausstellung „Zwischen Erfolg und Verfolgung - Jüdische Stars im deutschen Sport bis 1933 und danach“, die seit Anfang Oktober in der Fußgängerzone zu sehen war und die am Dienstag abgebaut wurde.
Schon zuvor waren nach Angaben des Deutschen Fußball Bundes (DFB) die Figur von Walther Bensemann beschädigt sowie die Stele der Brüder Flatow mit antisemitischen Parolen beschmiert worden. „Wir sind entsetzt und beschämt über die Nachricht der gezielten Zerstörung mehrerer Figuren der Ausstellung“, sagt Göttrick Wewer, der Vorsitzende der DFB-Kulturstiftung, auf deren Initiative die Ausstellung 2015 in Rahmen der Europäischen Makkabi Games entstanden war. Bereits vor drei Jahren in Dortmund waren Teile der Ausstellung beschädigt worden.
Veranstalter erstattet Anzeige gegen Unbekannt
„Das Datum - der Jahrestag der Reichspogromnacht - und eine zuvor verbrochene Schmiererei auf einer der Figuren legen ein antisemitisches Motiv nahe“, sagt Göttrick Wewer vom DFB. Gerade gegen diese menschenverachtende Einstellung setzten DFB und Kulturstaatsministerin seit fünf Jahren ein Ausrufezeichen. „Und wir werden es weiter tun, trotz oder gerade weil es offenbar Menschen gibt, die aus der Geschichte nichts gelernt haben.“ Die Veranstalter haben Anzeige gegen Unbekannt erstattet. Am Abend vor der Zerstörung der Figuren hatte auch Bochum auf dem Dr.-Ruer-Platz der Opfer der Pogromnacht vom 9. November 1938 gedacht.
„Die mutwillige Zerstörung der Figuren dieser wichtigen Ausstellung macht uns fassungslos. Das ist das Allerletzte“, sagt Bochums Oberbürgermeister Thomas Eiskirch (SPD). Er hatte die Ausstellung eröffnet. Eiskirch: „Bochum war und wird eine weltoffene und tolerante Stadt bleiben, in der Erinnerungskultur immer einen Platz hat.“
„Jude“ wird immer häufiger als Schimpfwort benutzt
Schockiert zeigt sich auch Alexander Chraga, der Geschäftsführer der Jüdischen Gemeinde, über die Zerstörungen. Vor Jahren hatte es schon Schmierereien auf dem jüdischen Friedhof gegeben. In jüngster Zeit werde ihm häufiger berichtet, dass gerade unter Jugendlichen das Wort „Jude“ als Schimpfwort benutzt werde. Er kündigt ein Projekt der jüdischen Gemeinde an, das sich u. a. mit Diskriminierung und Rassismus beschäftigen wird.
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