Essen. Die NRW-Antisemitismusbeauftragte Sabine Leutheusser-Schnarrenberger hat sich nach den Schüssen auf die Alte Synagoge in Essen entsetzt gezeigt.

Die NRW-Antisemitismusbeauftragte Sabine Leutheusser-Schnarrenberger hat sich nach einem Besuch des früheren Rabbinerhauses der Alten Essener Synagoge entsetzt und besorgt über die Schüsse auf das Gebäude vor knapp zwei Wochen gezeigt. „Da ist eindeutig bewusst und gezielt geschossen worden“, sagte die Antisemitismusbeauftragte am Dienstag. „Da wollte jemand zeigen: Wir können das beschädigen. Und wenn wir das können, können wir auch noch ganze andere Dinge tun.“

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In der Nacht zum 18. November war in Essen mindestens dreimal auf das frühere Rabbinerhaus an der Alten Synagoge in der Innenstadt geschossen worden. Vier Einschusslöcher an einer Tür waren am Morgen entdeckt worden. Die Alte Synagoge gehört der Stadt und wird von der jüdischen Gemeinde nicht mehr für Gottesdienste genutzt.

Antisemitische Straftaten: Hohe Dunkelziffer

In Nordrhein-Westfalen seien laut Polizeistatistik im ersten Halbjahr dieses Jahres 146 als antisemitisch eingestufte Delikte erfasst worden - also annähernd an jedem Tag ein Ereignis, sagte die frühere Bundesjustizministerin. Daneben gebe es ein großes Dunkelfeld, weil Ereignisse nicht angezeigt würden. Deswegen sei es besonders wichtig, dass in NRW im Frühjahr Meldestellen für Antisemitismus in Düsseldorf, Dortmund und Köln eröffnet worden sind, an die sich jeder Betroffene oder Zeuge wenden könne.

Auch NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) hatte vergangene Woche das Dunkelfeld bei antisemitischen Straftaten hervorgehoben. Die erfassten Fallzahlen in NRW stagnierten seit 2017 zwischen 280 und 350 pro Jahr. Dabei werde das Dunkelfeld derzeit in einer wissenschaftlichen Studie untersucht. „Antisemitismus stellt weiterhin eine große Gefahr in unserem Land dar“, so Reul am vergangenen Freitag. (dpa)