Bochum. Bis 2032 soll jeder Haushalt einen digitalen Stromzähler haben. Ein Kunde der Stadtwerke Bochum beklagt, dass er jetzt noch keinen bekommt.

Energiesparen. Das raten die Stadtwerke Bochum ihren Kunden angesichts der immensen Preiserhöhungen für Strom und Gas. Und: Auch das Unternehmen selbst will sparen und reiht sich damit ein in das Bemühen von Stadt und städtischen Unternehmen, den Energieverbrauch um 20 Prozent zu senken. „Schön und gut“, sagt WAZ-Leser Dominik Homberger. Aber die guten Ratschläge des Energieunternehmens allein würden nicht helfen.

  • Der digitale Stromzähler wird von 2025 an Pflicht in allen Haushalten
  • Modernes Messgerät kann zum smarten Messsystem ausgebaut werden
  • Stadtwerke Bochum müssen 190.000 Anschlüsse umrüsten

Von 2025 an wird der digitale Stromzähler Pflicht

Auf den Werbebannern der Stadtwerke werde suggeriert, mit LED und einem Sparduschkopf könne man am besten Energie sparen. Wirklich spare man aber erst mit einem digitalen Stromzähler, den das Energieunternehmen aber nicht einbauen wolle. Dabei werde der digitale Stromzähler doch von 2025 Pflicht in allen Haushalten.

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Worum geht es? Der digitale Stromzähler ersetzt den alten analogen Stromzähler und kann zudem mit einem Kommunikationsmodul verbunden werden. Durch das Modul, auch Smart-Meter-Gateway genannt, können Daten übertragen werden. „Auf diese Weise könnten in Zukunft zum Beispiel auf Wunsch elektrische Geräte in einem Smart Home automatisch an- oder ausgeschaltet werden. Das kann etwa sinnvoll sein, wenn Strom zu manchen Tageszeiten günstiger angeboten wird als zu anderen“, erklärt die Verbraucherzentrale.

Messeinrichtung kann zum Messsystem ausgebaut werden

„Bis 2032 müssen alle Messstellen zumindest mit einer modernen Messeinrichtung (mME) ausgestattet werden, optional auch mit einem Smart-Meter-Gateway, das als intelligentes Messsystem (iMSys) bezeichnet wird“, bestätigt Stadtwerke-Sprecher Christian Seger. Ein mögliches Stromeinsparpotenzial hänge auch dann vom jeweiligen Verbrauchsverhalten des Kunden ab. Für die Nutzung dynamischer Tarife, dem Vernehmen nach von 2025 eine Pflicht für die Energieversorger, sei ein iMSys nötig. Schon jetzt rüste das Unternehmen nach und nach Messstellen im Netzgebiet mit mME oder iMSys aus.

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Umgerüstet werden Anlagen von Kunden mit einem Jahresstromverbrauch von mehr als 6000 Kilowattstunden (kWh) und bei Anlagenbetreibern mit einer installierten Leistung von mehr als 7 kWh. Sollte keine kompletten Messsysteme vorgesehen sein, würden „mindestens moderne Messeinrichtungen eingebaut“ werden. Seger: „Dies erfolgt bei Neubauten und bei Gebäuden, die einer größeren Renovierung unterzogen werden, bis zu deren Fertigstellung – bei allen anderen Gebäuden sukzessive bis zum Jahr 2032.“

Stadtwerke Bochum müssen jedes Jahr durchschnittlich 19.000 Zähler umrüsten

Das heißt für die Stadtwerke, dass sie bei derzeit 190.000 Stromkunden in den nächsten zehn Jahren im Durchschnitt bei 19.000 Kunden pro Jahr den alten, analogen Zähler gegen einen modernen, digitalen Stromzähler austauschen müssen.

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Sparen lässt sich mit den neuen Zählern. Sie kosten aber auch mehr Geld als die alten. „Im Gesetz sind Obergrenzen für die jährlichen Kosten festgesetzt, die Ihnen für den Betrieb eines intelligenten Messsystems oder einer modernen Messeinrichtung entstehen dürfen“, heißt es bei der Verbraucherzentrale. „Ein Durchschnittshaushalt mit vier Personen und einem Verbrauch von 3400 Kilowattstunden pro Jahr kann zum Beispiel mit bis zu 40 Euro zur Kasse gebeten werden.“ Pro Jahr.

Kunden müssen rechtzeitig über Einbau informiert werden

Wer lediglich eine moderne Messeinrichtung habe, der dürfe maximal eine Gebühr von 20 Euro brutto pro Jahre in Rechnung gestellt bekommen. Zum Vergleich: „Im Durchschnitt liegen in NRW die jährlichen Kosten für den Messstellenbetrieb mit einer konventionellen, analogen Messeinrichtung derzeit bei 13 Euro brutto.

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Kunden, die eine moderne Messeinrichtung oder ein intelligentes Messsystem bekommen sollen, „muss der Messstellenbetreiber mindestens drei Monate vor dem Einbau informieren und dabei auf die Wechselmöglichkeit zu einem anderen Betreiber hinweisen“, so die Verbraucherzentrale.

Smarte Lösung gegen Cyberangriffe made in Bochum

Und: Auch das Thema Sicherheit kommt ins Spiel. Digitale Zähler sind auch potenzielle Sicherheitslücken und Angriffspunkt für Cyberkriminalität. Der Schutz dagegen ist längst ein weites Betätigungsfeld. Als eines der ersten Unternehmen hat sich ein Bochumer Startup damit beschäftigt: Physec. „Smarte Wasser- und Stromzähler sind oft ungeschützt im Keller installiert“, so Gründer Heiko Koepke. Mit den in Bochum entwickelten Physec-Sensoren lasse sich „digital überprüfen, ob sie beschädigt oder manipuliert wurden. Das ersetzt die Plombe an herkömmlichen Zählern“.