Bochum. Gurtsystem und Sitzkissen sollen Reisenden mit Businesskoffern mehr Komfort bieten. Bochumer Startup ist auf der Suche nach finanziellem Anschub.
Volle Züge, volle Bahnsteige, volle Hände. Irgendwann war es Jürgen Lindstädt leid, dass die Dienstreisen viel umständlicher waren als sie es aus seiner Sicht sein müssen. 2019 kam dem IT-Berater auf der Zugfahrt von Wanne-Eickel nach Frankfurt/Main eine zündende Idee. Kurzerhand hat er ein Gurtsystem für Businesskoffer entwickelt und es patentieren lassen. Jetzt ist er mit seinen Geschäftspartnern noch einen Schritt weiter. Sie bringen das mittlerweile bereits verbesserte System auf den Markt.
Crowdfunding des Bochumer Startup soll mindestens 17.000 Euro einbringen
Um das nötige Kapital für eine Serienproduktion aufzutreiben, will die „fokus-m GmbH“, so der Name des Bochumer Startups, im März auf der Plattform Kickstarter eine Crowdfundingaktion einstellen. Möglichst binnen 48 Stunden wollen sie dazu mindestens 17.000 Euro einsammeln. Besser noch wären 60.000 Euro, heißt es, weil sich damit die technisch noch raffiniertere Variante ihres Systems produzieren ließe.
Die Idee ist gleichermaßen einfach wie elegant. Mit dem von Jürgen Lindstädt entwickelten Gurtsystem „easyUp“ lassen sich Businesskoffer der gängigen Größe auf den Rücken schnallen. „Es hat mich immer wieder gestört, dass ich auf Dienstreisen den E-Scooter für die Fahrt zum und vom Bahnhof nicht nutzen konnte, weil ich nicht wusste, wo ich meinen Koffer lassen sollte“, sagt der 58-jährige Herner. Und nicht nur das. Oft fehlten in Zügen und auf Bahnhöfen Sitzgelegenheiten. Und wer möchte schon gerne auf dem Boden sitzen. Nun sind die Koffer, die mit dem Gurt getragen werden können, auch noch mit einem Kissen samt integrierten Klettsystem ausgestattet, so dass der Koffer auch als Sitzplatz genutzt werden kann.
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Steiniger Weg von der Idee bis zur Serienreife
Etwa 100 Euro werden Gurt und Kissen kosten, so Rainer Grempe (69; für das Marketing zuständig), der ebenso wie Ulrich Kopetzki (59; Vertragsmanagement) gemeinsam mit Tüftler Lindstädt das Startup gegründet hat. Vertreiben will das Trio seine Produkte zunächst online über einen Webshop.
Der Weg von der Idee zum serienreifen Produkt war steiniger und kurvenreicher als es die drei Gründer für möglich gehalten haben. Beachtet werden müssen nicht nur Normen und andere Vorschriften. Vor allem müssen die richtigen Partner für die Produktion gefunden werden. Das habe gedauert. Hergestellt wird der Gurt derzeit in China, das Kissen in Deutschland. Den Prototyp des Gurts hatte noch ein Schneider in Herne zusammengenäht.
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Der nächste Schritt: Koffer mit integriertem Gurt und Kissen
Nun ist das Trio gespannt, ob die Finanzierung für zunächst einige Hundert Gurte und Kissen funktioniert – und ob ihr Produkt am Markt bestehen kann. Genügend Geschäftsreisende gibt es in Deutschland sicherlich. Die Frage ist: Lassen sie sich vom Nutzen der findigen Idee überzeugen? „Entdecker glauben ja oft, die Welt könne nicht mehr ohne ihre Entdeckung leben“, sagt Rainer Grempe und schmunzelt.
Wie auch immer. Während die Markteinführung von Gurtsystem und Kissen bevorsteht, tüfteln die drei Gründer schon an ihrer nächsten Idee: einem Koffer, der die Funktionen von „easyUp“, nämlich Rucksack und Sitz, integriert – und der noch einiges mehr kann, wie sie verraten. Allerdings: Von dieser Idee bis zur Serienreife ist es vor allem finanziell noch ein weiter Weg. „500.000 Euro sind nötig, um so einen Koffer zu entwickeln“, sagen sie.