Bochum. Gas ist knapp und teuer. Die Stadtwerke Bochum regen Verbraucher an, Energie zu sparen. Das schone den Geldbeutel – und sichere die Gasversorgung.
Mit einer Kampagne möchten die Stadtwerke Bochum die Verbraucher dazu animieren, Energie zu sparen. Mit verhältnismäßig einfachen Maßnahmen und „ohne groß den Komfort einzuschränken“, so Stadtwerke-Geschäftsführer Frank Thiel, seien spürbare Einsparungen möglich. „Wir wissen, das ist nicht sehr sexy, aber kann sehr wirkungsvoll sein.“
Nutzen würde das Sparen nicht nur jedem Einzelnen, da auf diese Weise der Anstieg der Energiekosten abgefedert werde. Außerdem trage es dazu bei, das drohende Abschalten von Industriebetrieben von der Gasversorgung zu verhindern. Dazu käme es nämlich, wenn der Bund den Notfall ausrufen würde und nicht geschützte Kunden, in erster Linie Unternehmen, der Gashahn abgedreht werden würde.
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Raumtemperatur um ein Grad senken, spart sechs Prozent Energie
„Es macht viel aus, wenn Du viel ausmachst“, so lautet das Motto der Kampagne. „Jede Kilowattstunde zählt“, sagt Dietmar Spohn, Sprecher der Stadtwerke-Geschäftsführung, bei der Vorstellung der Kampagne. „Wir müssen bereits heute die Vorsorge für die Wintermonate treffen und weniger Energie verbrauchen, damit die Gasspeicher ausreichend gefüllt werden können.“ Mehr als 90 Prozent soll der Füllstand zu Beginn der Heizperiode betragen. Derzeit sind die Speicher zu etwa 75 Prozent gefüllt.
Besonders wirksam ist es, die Raumtemperatur in Gebäuden zu senken. Wenn sie nur um ein Grad Celsius abgesenkt wird, werden bereits etwa sechs Prozent weniger Energie verbraucht. Falsch wäre es, Heizlüfter oder andere strombetriebene Heizgeräte als Ersatz für Gasheizungen einzusetzen. „Davor raten wir eindringlich ab“, so Frank Thiel. Mit Strom zu heizen sei nicht nur teurer, sondern könnte auch, falls es im großen Stil passierte, das Netz überlasten.
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Stadtwerke selbst wollen 300.000 kw/h Erdgas sparen
Weitere Tipps finden Verbraucher auf der Seite des Energieversorgers im Internet – www.stadtwerke-bochum.de. Dazu gehört etwa: 30 Prozent weniger Energie wird verbraucht, wenn man beim Duschen einen Energiesparkduschkopf verwendet. Sogar 65 Prozent weniger wird verbraucht, wenn beim Kochen der Topf mit einem Deckel abgedeckt wird.
Auch die Stadtwerke selbst sparen: Sie haben bereits ihr Gebäude am Ostring beinahe komplett mit LED-Beleuchtung ausgestattet, verwenden Präsenzmelder bei der Beleuchtung und steuern ihre Gebäudetechnik mit Künstlicher-Intelligenz-Software. Die nächtliche Beleuchtung aller Gebäude wird auf das Notwendigste beschränkt. Mit Beginn der kommenden Heizperiode wird die Raumtemperatur in den Stadtwerkegebäuden zentral auf 19 Grad Celsius begrenzt. Der eigene Wärmebedarf werde so um etwa zwölf Prozent gesenkt – umgerechnet sind das mindestens 300.000 Kilowattstunden Erdgas pro Jahr.
Gasumlage kann sich alle drei Monate ändern
Oberstes Ziel des städtischen Unternehmens ist es, so Geschäftsführer Dietmar Spohn, die Versorgung der Kunden mit Gas sicherzustellen. Aber: „Die Versorgungslage ist weiterhin ernst. Sollte es zur sogenannten Gasmangellage kommen, würden in einem ersten Schritt die eigenen Anlagen von Gas- auf Ölbetrieb umgestellt. Das gelte auch für einige der 62 Industriekunden, deren Belieferung – anders als bei den privaten Haushalten und sozialen Einrichtungen – nicht geschützt sei. Einige Firmen halten ölbetriebene Reserveanlagen vor. In einem zweiten Schritt müssten die Industriekunden von der Versorgung ausgeschlossen werden. Das möchte niemand.
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Stadt stellt nächste Woche ihre Maßnahmen vor
Ebenso wie die Stadtwerke haben auch andere Tochterunternehmen der Stadt und die Stadtverwaltung selbst zahlreiche Maßnahmen erarbeitet, um Energie zu sparen. Sie reichen von Raumtemperaturen in städtischen Gebäuden, über die Beleuchtung im öffentlichen Raum bis zur Warmwasseraufbereitung in Verwaltungsgebäuden und Sporthallen.
Oberbürgermeister Thomas Eiskirch (SPD) und Kämmerin Eva Hubbert wollen das Maßnahmenpaket am nächsten Dienstag vorstellen.
In der vergangenen Woche hatte die Verwaltung in einer Mitteilung an den Haupt- und Finanzausschuss noch wissen lassen, sie könne eine Anfrage zum „Umgang mit steigenden Energiekosten“ wegen „laufenden, verwaltungsinternen Abstimmungsbedarfen“ vorerst nicht beantworten.
Zuletzt hatten die Stadtwerke den Gaspreis bei ihrer vierten Anhebung binnen nicht einmal zwei Jahren um bis zu 50 Prozent angehoben. Der Preis könne sich, so heißt es, in den nächsten Monaten weiter verändern, da die von der Bundesregierung eingeführte Gasumlage, mit der große Lieferanten wie Uniper gestützt werden sollen, alle drei Monate neu festgelegt wird. Die Umlage liegt jetzt bei 2,419 Cent je Kilowattstunde (kw/h). Dazu kommen noch Speicherumlage und Bilanzierungsumlage, so dass Kunden gut drei Cent/kwh mehr bezahlen müssen. Abgemildert wird diese Preissteigerung durch eine Senkung der Mehrwertsteuer auf den gesamten Preis von 19 auf 7 Prozent. „Dadurch wird die Umlage allerdings nicht ganz ausgeglichen“, so Frank Thiel.
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Weniger Beleuchtung, Temperatur senken – Ruhrpark Bochum will 15 Prozent Energie sparen
Auch der Ruhrpark hat ein umfassendes Paket aufgelegt, um Energie zu sparen. Um 15 Prozent will er seinen Verbrauch senken. „Das ist ein ehrgeiziges, aber realisierbares Ziel, das wir mit Nachdruck verfolgen werden“, sagt Centermanager Andreas Ulmer. Dazu beitragen sollen mehrere Maßnahmen. Sie reichen von der Reduzierung der Parkhausbeleuchtung „auf ein notwendiges Maß“ über das Abschalten der Außenbeleuchtung und Außenwerbeanlagen im Sommer, verkürzte Laufzeiten für Außenbeleuchtung und Außenwerbeanlagen im Herbst bis zu einer geringer Beleuchtung in den Centern und vor allem nach Ladenschluss. Kältemaschinen und Lüftungsanlagen sollen später ein- und früher ausgeschaltet werden. Außerdem wird die Solltemperatur gesenkt.