Bochum-Hamme. Das Theater der Gezeiten bietet Platz für 30 Zuschauer. Und doch ist der kleine Saal zu einer festen Adresse im Bochumer Kulturleben geworden.

Wer das Märchen von den Bremer Stadtmusikanten einmal ganz neu erleben möchte, der ist dafür bei der Premiere am Sonntag, 12. Februar, um 15.30 Uhr im Theater der Gezeiten in Bochum goldrichtig. Die Figurenspielerin Desiree Baier erzählt die zeitlos schöne Geschichte von Freundschaft und Zusammenhalt für Kinder ab vier Jahren. Doch auch sonst hat Bochums wohl kleinstes Theater in diesem Jahr einiges zu bieten.

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Theater der Gezeiten in Bochum hat viele Pläne

Nur 30 Plätze, eine winzige Bühne und eine dagegen fast schon verschwenderisch große Holztheke: In einer ehemaligen Kneipe an der Schmechtingstraße mitten in der Speckschweiz ist das Theater der Gezeiten seit 2016 heimisch. Zunächst noch unter der Leitung von Benno Boudgoust, der vor fast genau fünf Jahren starb, wurde das Haus seither zu einer unverzichtbaren Adresse für freie Kultur in Bochum.

Hommage an Jim Morrison

Theaterleiter Giampiero Piria will in diesem Jahr seinen erfolgreichen Abend mit Texten von Edgar Allan Poe wieder aufleben lassen. Die genauen Termine stehen noch nicht fest. Daneben bringt er voraussichtlich im Herbst seine schon länger geplante Hommage an den exzentrischen Sänger Jim Morrison auf die Bühne. Der Frontmann der „Doors“ war auch ein begnadeter Lyriker: „Aber das sind schon auch sperrige, abgefahrene Texte“, so Piria.

Im Theater der Gezeiten (Schmechtingstraße 40) gibt es keine festen Eintrittspreise. Jeder zahlt, soviel wie ihm die Aufführung wert ist. Alle Infos auch zur Vermietung des Saals: 0157 33 69 71 39 und theaterdergezeiten.de

Kindertheater in familiärer Atmosphäre, aber auch Musik, Literatur und sogar Tanz sind hier zu Hause: „Das Thema ‚Lyrik‘ wollen wir künftig stärker in den Vordergrund rücken“, erzählt Theaterleiter Giampiero Piria. „Denn schließlich verstehen wir uns schon immer als Literaturtheater.“

Ein echtes Stammpublikum erspielt

Nicht ohne Stolz berichtet Piria, dass sich das Theater der Gezeiten mittlerweile ein echtes Stammpublikum erspielt hat. Viele kommen aus der direkten Nachbarschaft, es gibt bestens besuchte Heimatabende mit dem Bochumer Historiker Hans H. Hanke. Auch die Treffen des SPD-Ortsvereins finden hier statt. „Doch wir werden auch von kulturell interessierten Zuschauern aus ganz Bochum besucht“, erzählt Desiree Baier, die mit ihrem Figurentheater „Daisy Blau“ zu einer festen Größe im Repertoire geworden ist. „Es kam sogar mal eine Zuschauerin extra aus Duisburg zu uns.“

Die Corona-Pandemie und die Energiekrise hat auch das Theater der Gezeiten getroffen, aber nicht in existenzielle Nöte gebracht. „Dank einer Förderung durch die Stadt können wir die Betriebskosten gut abdecken“, sagt Giampiero Piria. Durch Vermietungen (auch Geburtstage können im Theater der Gezeiten gefeiert werden), Spenden und Eintrittsgelder wird der Spielbetrieb gesichert. Sorgen bereiten vor allem die hohen Heizkosten: „Das merken wir total“, sagt der Techniker André Feller. „Größere Anschaffungen müssen wir deshalb erstmal hintanstellen.“

Für ihre fantasievollen Figurentheaterstück für die Allerkleinsten ist die Schauspielerin Desiree Baier (alias „Daisy Blau“) bekannt. Hier eine Szene aus „Prinzessin Kröte“ im Theater der Gezeiten.
Für ihre fantasievollen Figurentheaterstück für die Allerkleinsten ist die Schauspielerin Desiree Baier (alias „Daisy Blau“) bekannt. Hier eine Szene aus „Prinzessin Kröte“ im Theater der Gezeiten. © Frank Kurczyk

Beim Theater-Tresen-Treffen bringt jeder seine Schallplatten mit

Um die vielfältige Singer-Songwriter-Szene im Ruhrgebiet stärker zu unterstützen, hat das Theater der Gezeiten seit diesem Jahr eine neue Reihe im Programm: In „Der gute Ton“ sollen sich künftig einmal im Monat talentierte Musiker und Songpoeten vorstellen. Den Auftakt macht am Samstag, 11. Februar, um 19.30 Uhr die Münsteraner Band „Cabra Adabra“, die Folk, Reggae und Ska unter anderem mit Gitarre, Saxofon und Akkordeon spielt.

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Erfolgreiche Formate sollen fortgesetzt werden: In der „Lausch-Bar“ treffen sich einmal im Monat die Besucher, um gemeinsam in entspannter Atmosphäre ein Hörspiel zu verfolgen, dazu gibt es ein Live-Programm (wieder am Donnerstag, 16. Februar, um 19 Uhr). Beim Theater-Tresen-Treffen kommt man an jedem dritten Freitag im Monat an der Theke zusammen: Jeder bringt seine Schallplatten mit, gemeinsam wird Musik auf Vinyl gehört und eine schöne Zeit erlebt (wieder am Freitag, 17. Februar, um 19 Uhr).