Bochum. . Langjähriger Leiter des freien „Theaters der Gezeiten“ starb im Alter von 71 Jahren. Erinnerungen an einen überzeugten Freigeist.

Die Kulturszene trauert um Benno Boudgoust: Der langjährige Leiter des Theaters der Gezeiten starb am Samstag nach kurzer, schwerer Krankheit. Er wurde 71 Jahre alt. „Unser Freund, Mentor und Prinzipal hat die geliebte Bühne für immer verlassen“, teilt das Theater an der Schmechtingstraße 40 mit.

Der leidenschaftliche Schauspieler und Regisseur gründete das Theater der Gezeiten Mitte der 90er Jahre im ehemaligen „Ecce Homo“, einem winzigen Raum hinter einer Kneipe an der Herner Straße – und zog mit der freien Bühne seither quer durch die Stadt. In einer ehemaligen Tankstelle am Nordring wurde ebenso Theater gespielt wie an der Diekampstraße und später in der Speckschweiz. „Sechs Mal sind wir insgesamt umgezogen“, so sein langjähriger Weggefährte, der Schauspieler Giampiero Piria.

Umzüge wegen zu hoher Mieten

Die Gründe für die häufigen Wechsel waren nicht immer künstlerischer Natur. Oftmals waren es schlicht steigende Mietkosten, die Boudgoust dazu zwangen, mit seinem Theater umzusiedeln.

Denn trotz kleiner Förderung durch die Stadt stand die Bühne eigentlich nie auf finanziell sicheren Beinen, was für den hingebungsvollen Theatermacher aber kein Grund zur Aufgabe war. „Benno handelte aus einer tief empfundenen Überzeugung heraus“, sagt Piria. „So etwas trifft man heute nur noch ganz selten.“

„Der kleine Prinz“ am Freitag

In Erinnerung bleiben wird seine Paraderolle als kauziger Einsiedler Krapp in Samuel Becketts „Das letzte Band“: Den Einakter spielte Boudgoust mit einer solchen Wucht und Liebe, die schaudern und jubeln ließen. Auch der Literatur war er eng verbunden und schaffte es immer wieder auf bemerkenswerte Weise, große Romane fürs Theater fit zu machen: darunter Bretons „Lámour fou“. Starke Auftritte erlebte das Theater in den 2000er Jahren, als es hinaus in die Stadt ging. So las Boudgoust den kompletten „Ulysses“ von James Joyce an einem Tag an verschiedenen Orten und inszenierte „Alice im Wunderland“ im Wattenscheider Park.

Zu Ehren von Boudgoust spielt das Theater der Gezeiten am Freitag (2.) den „Kleinen Prinz“ von Antoine de Saint Exupery. Das traumschöne Märchen um Freundschaft, Respekt und Liebe war eines seiner Lieblingsstücke. Auf der Bühne: Markus Kiefer und Giampiero Piria.

www.theater-der-gezeiten.de