Bochum. 580 Beschäftigte verloren 2016 ihren Job, als das Bochumer Handelshaus Wollschläger Insolvenz anmelden musste. Das Verfahren läuft immer noch.

Mit einem Paukenschlag kam das Aus für die Wollschläger GmbH & Co. KG. Ende Juli 2016 meldete das Familienunternehmen aus Bochum Insolvenz an. Sechseinhalb Jahre später ist das Schlusskapitel des Werkzeughändlers und Industriedienstleisters immer noch nicht beendet.

Insolvenzverfahren gegen vier Wollschläger-Firmen

„Alle Verfahren laufen noch“, sagt Thomas Feldmann, der Sprecher des zuständigen Insolvenzverwalters Dirk Andres. Sie betreffen insgesamt vier Firmen: die FBW Verwaltungs GmbH, die Frank Wollschläger GmbH, die Wollschläger GmbH & Co. KG sowie die BAS GmbH. Nach Angaben von Creditreform dauert ein Insolvenzverfahren gegen ein Unternehmen in der Regel lediglich vier Jahre.

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Da gab es noch Hoffnung. Mit Hilfe von Insolvenzverwalter Dirk Andres (M.) wollten Carsten (l.) und Frank Wollschläger (r.) versuchen, ihr Unternehmen zu sanieren.
Da gab es noch Hoffnung. Mit Hilfe von Insolvenzverwalter Dirk Andres (M.) wollten Carsten (l.) und Frank Wollschläger (r.) versuchen, ihr Unternehmen zu sanieren. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Zumindest ein Insolvenzverfahren steht aber offenbar unmittelbar vor dem Abschluss. In dem Verfahren gegen die FBW Verwaltungs GmbH wurde der Schlussverteilung zugestimmt. Als Insolvenzmasse stehen dabei 9,5 Millionen Euro zur Verfügung, wie den Insolvenzbekanntmachungen zu entnehmen ist. Die Frage, wie hoch die Insolvenzquote ist, also der Anteil der mit der Masse befriedigenden Forderungen der Gläubiger, lässt der Insolvenzverwalter ebenso unbeantwortet wie die Höhe der Forderungen, die die Gläubiger haben.

580 Beschäftigte von der Insolvenz betroffen

Betroffen vom Aus waren damals etwa 580 Beschäftigte. 100 von ihnen waren in den Wochen nach der Schließung des Hauptstandorts an der Carolinenglückstraße im Stadtteil Hamme noch damit beschäftigt, das Unternehmen abzuwickeln. Zerschlagen hatte sich zu diesem Zeitpunkt die Übernahme von Wollschläger durch ein anderes Unternehmen. Das börsennotierte Handelsunternehmen Sanistaal aus dem dänischen Aalborg hatte sein Übernahmeangebot kurzfristig zurückgezogen.

Die Dänen waren der letzte verbliebene Interessent an dem Unternehmen, das 1946 gegründet wurde und das Gründersohn Frank Wollschläger von einem kleinen Betrieb mit 25 Beschäftigten zu einem europaweit tätigen Unternehmen entwickelte. Die gesamte Gruppe, zu der auch die nicht von der Insolvenz betroffene Vertriebs- und Servicegesellschaft Hommel gehört, hatte 2014 einen Umsatz von 243 Millionen Euro erzielt, davon allein 222 Millionen Euro in Deutschland. Allerdings hat sie das Geschäftsjahr mit einem Minus von 32,5 Millionen Euro abgeschlossen. Für die Jahre 2015 und 2016 hatte es „ein positives Ergebnis angestrebt“, wie es im Mitte Juli 2015 erstellten Jahresabschluss für 2014 heißt. Zu diesem Zeitpunkt waren noch 1040 Mitarbeiter im Unternehmen beschäftigt.

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Vorgänger in Hamme waren Quelle und Nokia

Eines der nach eigenen Angaben „größten Handelshäuser in Deutschland für qualitativ hochwertige Produktgruppen der Werkzeug- und Schweißtechnik, Arbeitsschutz, Betriebseinrichtungen und Antriebstechnik“ mit 80.000 gelagerten Artikeln war Anfang 2015 von der Industriestraße in Langendreer zum neuen Firmensitz an der Carolinenglückstraße in Hamme gezogen und hatte angestrebt, so Firmenchef Frank Wollschläger damals, vor allem international zu wachsen. Am neuen Standort hatten vorher erst Quelle und dann Nokia ein großes Lager unterhalten. Heute betreibt der Großhändler Zander die Logistik-Immobilie.

ss