Bochum. . Das Traditionsunternehmen Wollschläger hat überraschend Insolvenz angemeldet. Gespräche mit einem Investor scheiterten in letzter Minute.

  • Banken tragen Umsatzverluste nicht mehr mit
  • 580 Mitarbeiter bangen um ihre Jobs
  • Betrieb läuft vorerst aber weiter

In der wohl schwärzesten Stunde des Unternehmens steht der Senior wieder an der Front. „Wir hatten in den letzten vier Jahren schleichende Umsatzverluste, die weh tun, und können nun die Auflagen unserer Banken nicht mehr erfüllen“, begründet Frank Wollschläger am Montag persönlich gegenüber der WAZ den Antrag der Wollschläger GmbH & Co. KG auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens für das Bochumer Traditionsunternehmen. Erst im Herbst 2015 hatte der 69-Jährige sich zurückgezogen und seinem Sohn Carsten (37) die Geschäfte überlassen.

Der Schock sitzt tief, gerade erst wurde die Belegschaft am Verwaltungssitz an der Industriestraße 38c in Langendreer informiert, seit vier Stunden berät der vom Amtsgericht bestellte Insolvenzverwalter Dirk Andres die Wollschlägers. Bis zuletzt hatten sie gehofft, einen finanzstarken „Strategiepartner“ zu finden, der die Pleite hätte abwenden können. „Am Freitag standen die Chancen noch 70 zu 30, am Wochenende aber sind die seit Monaten laufenden Gespräche mit einem Investor endgültig gescheitert“, sagt Wollschläger. Die Juli-Löhne für die 580 Mitarbeiter, 411 davon arbeiten in Bochum, konnten aus eigener Kraft nicht mehr ausgezahlt werden. Der Gang zum Amtsgericht war unausweichlich.

Neuer Standort an der Carolinenglückstraße

Der Insolvenzverwalter hat am Montag alles in die Wege geleitet, das Insolvenzgeld vorzufinanzieren. „Für Juli, August und September sind die Löhne gesichert“, sagt Andres. Seine Aufgabe bestehe nun darin, Ursachen für die gravierenden Umsatzverluste und das überraschende Scheitern der wichtigen Investorengespräche auszumachen und Antworten auf die Fragen „Woran lag es? Wie bringen wir das Unternehmen nach vorn? Und wie können wir einen Investor begeistern, dass sich eine Übernahme lohnt?“ zu finden.

Insbesondere der neue Logistikstandort an der Carolinenglückstraße in Hamme sei attraktiv. Investiert habe man auch in den Onlinehandel und einen neuen Katalog, ergänzt Frank Wollschläger. „Mehrere Millionen“ habe man in die Hand genommen, um den 1937 gegründeten Werkzeug- und Maschinenbauer, der zuletzt einen Jahresumsatz von 140 Millionen Euro erwirtschaftete, fit für die Zukunft zu machen. Möglicherweise aber kamen diese Schritte zu spät.

Millionenauftrag der Deutschen Bahn

Am Ende spielte es auch keine Rolle mehr, dass in den letzten Monaten mit namhaften Unternehmen wichtige Rahmenverträge abgeschlossen wurden. Wollschläger spricht von einem Millionenauftrag mit der Deutschen Bahn und Verträgen mit Daimler-Benz und Siemens sowie einem Kunden in Abu Dhabi.

„Wir wollen die Chance nutzen, mit den Instrumenten der Insolvenzordnung unser Handelsgeschäft so reibungslos wie möglich fortzuführen“, sagt Carsten Wollschläger. Die Arbeit der Wollschläger-Gruppe gehe daher an allen Standorten auch erst einmal unverändert weiter.

„Mir geht es jetzt insbesondere auch um eine Lösung für die Mitarbeiter, das liegt mir besonders am Herzen. Grundsätzlich sehe ich die Lösung im Wachstum und nicht im Sparen. Durchs Sparen ist noch kein Unternehmen saniert worden“, sagt Frank Wollschläger.