Bochum. Der Klassiker „Wer hat Angst vor Virginia Woolf?“ kommt ins Schauspielhaus. Über 20 Jahre wurde das bittere Drama nicht mehr in Bochum gespielt.

Eine der schillerndsten Beziehungskisten der Literaturgeschichte steht ab Samstag, 28. Januar, auf dem Spielplan im Schauspielhaus Bochum: „Wer hat Angst vor Virginia Woolf?“ gilt als Mutter aller Ehedramen, unvergessen verfilmt mit dem Hollywood-Traumpaar Elizabeth Taylor und Richard Burton. Die Vorfreude der Bochumer Theatergänger ist riesig, die Premiere fast ausverkauft.

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Theaterklassiker kommt ins Schauspielhaus Bochum

Wer wissen möchte, wann die gewaltige Eheschlacht zuletzt im Schauspielhaus tobte, muss eine Weile zurückdenken: Im Jahr 1999 brachte Regisseur Jürgen Kruse das Drama in die Kammerspiele. Das streitsüchtige Ehepaar Martha und George spielten Traute Hoess und Jürgen Rohe. „Eigentlich ist es unverständlich, warum es in Bochum so lange nicht gespielt wurde“, sagt Chefdramaturg Vasco Boenisch.

Restkarten für die Premiere

In Edward Albees Stück sind George und Martha etwa Ende 40. In der Verfilmung waren sie weitaus jünger: Als George war Richard Burton 41 Jahre alt sein, seine eigentlich ältere Frau Martha wurde von Elizabeth Taylor mit nur 34 Jahren gespielt. „Da sind wir mit unserer Besetzung wesentlich näher dran am Original“, sagt Vasco Boenisch.

„Wer hat Angst vor Virginia Woolf?“ feiert am Samstag, 28. Januar, um 19.30 Uhr, Premiere im Schauspielhaus (es gibt noch Restkarten). Wieder am 1., 9. und 21. Februar. Dauer: ca. zwei Stunden und 15 Minuten ohne Pause.

In seinem Bühnenklassiker aus dem Jahr 1962 erzählt der amerikanische Dramatiker Edward Albee den unheilvollen Verlauf einer langen, ausschweifenden Nacht. Gegen zwei Uhr morgens kehren der Geschichtsprofessor George (diesmal gespielt von Konstantin Bühler) und seine etwas ältere Frau Martha (Jele Brückner) von einer Party heim. Während George hundemüde am liebsten ins Bett möchte, ist seine Frau noch überraschend unternehmungslustig.

Unheilvoller Verlauf einer langen, ausschweifenden Nacht

Spontan lädt sie ein junges Paar zu sich nach Hause ein: Biologieprofessor Nick (Victor IJdens) und seine Liebste Honey (Anne Rietmeijer). Während Nick sich von dem Treffen einen Karriereschub erhofft, weil Marthas Vater der Dekan der Universität ist, kommt es zwischen Martha und George zu immer offeneren Feindseligkeiten.

Die Stimmung zwischen ihnen ist ruppig, der Alkohol fließt üppig. „Die Schwächen des anderen bloßzustellen, ist für Martha und George zu einer Art Spiel geworden“, beschreibt es Boenisch. „Das hat zwischen ihnen etwas Schmerzvolles, aber auch Lustvolles. Das junge Pärchen wird in diesen Strudel mit hineingezogen. Es geht richtig ans Eingemachte.“

Regisseur Guy Clemens startet die Wiederentdeckung des Stücks in Bochum

Edward Albees messerscharf formulierter Dreiakter ist ein Fest für jeden talentierten Schauspieler. In Bochum startet Guy Clemens die große Wiederentdeckung dieser beinhart ausgetragenen Selbstzerfleischung. Nach „Der Kissenmann“ vor zwei Jahren in den Kammerspielen ist es seine zweite Regiearbeit. Der 41-jährige Clemens ist eigentlich als Schauspieler bekannt, zuletzt spielte er die Hauptrollen in „Kinder der Sonne“ und „Der große Gatsby“.

Guy Clemens spielte am Schauspielhaus zuletzt die Hauptrollen in „Kinder der Sonne“ und „Der große Gatsby“. Der Klassiker „Wer hat Angst vor Virginia Woolf?“ ist seine zweite Regiearbeit.
Guy Clemens spielte am Schauspielhaus zuletzt die Hauptrollen in „Kinder der Sonne“ und „Der große Gatsby“. Der Klassiker „Wer hat Angst vor Virginia Woolf?“ ist seine zweite Regiearbeit. © Fatih Kurceren

„Das Stück ist ein zeitloser Klassiker und für mich auch eine berührende Liebesgeschichte“, sagt Clemens. Krampfhaft aktualisieren möchte er die Vorlage nicht, das 60er-Jahre-Ambiente soll weitgehend beibehalten werden. Wie genau das Bühnenbild aussehen wird, daraus macht er noch ein kleines Geheimnis: „Es wird ein weiter, offener Raum sein“, verrät er vage.

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Einiger Respekt vor der Vorlage

Der Regisseur hat während der Proben offenkundig einigen Respekt vor der Vorlage entwickelt: „Der Text ist so toll geschrieben: Es macht großen Spaß, das einzustudieren. Wenn man das Stück ernst nimmt, dann gibt es einem unendlich viel zurück.“ Allerdings: Was am Ende auf der Bühne leicht und flüssig daherkommt, sei harte Arbeit. „Das ist nicht einfach zu inszenieren, aber wenn es klappt, sieht es ganz einfach aus.“

Wie auch immer das Ergebnis am Samstag aussehen wird: Den vier Schauspielern verlangt Albees Klassiker einiges ab. Guy Clemens ist stolz auf sein Ensemble: „Für mich ist das die Idealbesetzung“, sagt er.