Bochum-Mitte. Vor 60 Jahren wurde der Élysée-Vertrag unterschrieben. Dank ihm kann man an einer Bochumer Schule ein französisches Abi machen. Warum das so ist.

Vor ziemlich genau 60 Jahren – am 22. Januar 1963 – haben Bundeskanzler Konrad Adenauer und Frankreichs Präsident Charles de Gaulle den Élysée-Vertrag unterschrieben – die Besiegelung der deutsch-französischen Freundschaft. Ohne diesen Vertrag gebe es an der Hildegardis-Schule in Bochum wohl nicht den besonderen bilingualen Zweig. Grund genug für das Gymnasium an der Klinikstraße, den Geburtstag besonders zu feien.

Blaue, weiße und rote Ballons stechen beim Betreten der Hildegardis-Schule an diesem Donnerstag direkt ins Auge. Es duftet nach Crêpes, Schülerinnen und Schüler verteilen selbst gemachte Plätzen in Eiffelturmform oder Cupcakes mit Macarons und Frankreich-Flagge.

Bochumer Gymnasium feiert Geburtstag der deutsch-französischen Freundschaft

Das Programm an diesem Tag ist vielfältig, ein Großteil der Schülerinnen und Schüler ist beteiligt. Eine neunte Klasse stellt sich gerade verschiedenen Quizfragen: „Steigt oder sinkt die Anzahl der Menschen, die weltweit Französisch sprechen?“, lautet eine. Den beantworteten Fragebogen geben die Neuntklässler bei einigen Schülerinnen und Schülern aus der 8c ab, die das Quiz vorbereitet haben und kontrollieren.

Zoé Jolie Lubina hält einen kleinen Eiffelturm in der Hand. Gemeinsam mit ihren Mitschülerinnen und Mitschülern hat sie den deutsch-französischen Tag an der Hildegardis-Schule vorbereitet.
Zoé Jolie Lubina hält einen kleinen Eiffelturm in der Hand. Gemeinsam mit ihren Mitschülerinnen und Mitschülern hat sie den deutsch-französischen Tag an der Hildegardis-Schule vorbereitet. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

„Der Tag heute gefällt uns sehr gut“, sind sich Genny Sikali Kaffo (14) und Zoé Jolie Lubina (13) aus der 8c einig. Bereits seit der fünften Klasse lernen die beiden Französisch, für Genny ist es sogar die Muttersprache. „Ich habe mich für den bilingualen Zweig entschieden, weil ich vorher zwar Französisch sprechen, allerdings nicht schreiben konnte“, erzählt die 14-Jährige. Auch Zoé mag das Schulfach, Fremdsprachen liegen ihr.

So gut, dass sie bereits am Morgen eine besondere Aufgabe hatte: „Ich habe den fünften und sechsten Klassen bereits eine Geschichte auf Französisch vorgelesen“, erzählt Zoé. Es handelte sich dabei um eine typische, französische Geschichte, die durch Bilder visualisiert wurden. Die Schülerinnen und Schüler haben ihr in der ersten und zweiten Stunde gespannt gelauscht.

Viele Hildegardis-Schüler lernen ab der fünften Klasse Französisch

Wer sich für den bilingualen Zweig entscheidet, lernt an der Hildegardis-Schule bereits ab Klasse fünf Französisch. Außerdem besonders ist: Neben dem deutschen Abitur ist es schon seit den 90er-Jahren möglich, gleichzeitig den französischen Abschluss zu machen, das sogenannte AbiBac. „Das hat mit Élysée-Vertrag zutun“, erklärt Daniela Wingenfeld, stellvertretende Schulleiterin und Koordinatorin des bilingualen Zweiges. Dieser wurde bereits im Schuljahr 1978/79 eingeführt.

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Durch den bilingualen Zweig wird die Vereinbarung umgesetzt, eine enge Kooperation zwischen beiden Ländern im Bildungswesen zu fördern und jungen Menschen durch das vertiefte Erlernen der Fremdsprache einen besseren Zugang zum Leben und zur Kultur des Nachbarn zu gewähren.

Anlässlich des 60. Jahrestag ist das France Mobil zu Besuch an der Hildegardis-Schule in Bochum. Lektorin Camélia Michel kommt aus Frankreich und vermittelt den Bochumer Schülern einen Eindruck aus ihrer Heimat.
Anlässlich des 60. Jahrestag ist das France Mobil zu Besuch an der Hildegardis-Schule in Bochum. Lektorin Camélia Michel kommt aus Frankreich und vermittelt den Bochumer Schülern einen Eindruck aus ihrer Heimat. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

Zu Besuch ist deshalb auch das France Mobil des Deutsch-Französischen Jugendwerks. Zwölf französische Lektorinnen und Lektoren im Alter zwischen 20 und 30 Jahren besuchen regelmäßig Schulen in Deutschland, um ein attraktives, aktuelles und authentisches Frankreichbild zu vermitteln. Spielerisch zeigen sie den Schülerinnen und Schülern dabei die Vorteile des Französischlernens.

Französin zu Besuch an der Hildegardis-Schule

Nach Bochum ist Lektorin Camélia Michel gekommen. Im Gepäck hat sie einige Gegenstände, unter anderem einen Schaumstoffwürfel. Je nach Ziffer – eins bis sechs – müssen die Schülerinnen und Schüler von ihr vorgegebene Sätze vervollständigen, auf Französisch. „Außerdem reden wir zusammen über typische französische Dinge oder auch die Möglichkeit, einen Austausch zu machen“, erklärt Michel.

Einen Raum weiter hat außerdem die Jahrgangsstufe Q 2 außerdem einen Stationslauf vorbereitet, es gibt verschiedene Aufgabe, die Schülerinnen und Schüler verschiedener Klassen lösen, alle mit einem spielerischen Bezug. Zudem nehmen einige der Gymnasiasten auch an einem Internetteamwettbewerb teil.

So schnell wie der Schultag begonnen hat, ist er dann auch wieder beendet. Doch anlässlich des runden Geburtstags des Élysée-Vertrags sollen auch in der kommenden Zeit einige französische Akzente im Schulleben gesetzt werden. Und auch im nächsten Jahr wird der Jahrestag des besonderen Vertrags wieder gefeiert