Bochum. Eine Woche nach der Explosion haben im Bochumer Südwesten die Aufräumarbeiten begonnen. Für den Bauleiter ist dieser Job alles andere als normal.
Es ist der kälteste Morgen seit einer Woche, dem Tag als eine schwere Explosion den Stadtteil erschütterte. Nur knapp über dem Gefrierpunkt liegen die Temperaturen, als sich kurz nach der Dämmerung am Dienstagmorgen, 17. Januar, der schwere, leuchtend rot lackierte Bagger mit der Kennung „CX 250D“ an der Kreuzung Keilstraße/Auf dem Pfade in Bewegung setzt. Rund 25 Tonnen wiegt der Koloss, der sich ab jetzt durch die Reste des Hauses arbeitet: „Dies ist auch für uns völlig anders als ein normaler Abriss, wir arbeiten sehr langsam“, sagt Bauleiter Slawomir Smolen von dem Abbruchunternehmen und zuckt mit den Schultern.
Behutsam arbeitet sich der Bagger vor
Vor allem äußerst behutsam geht es voran. Immer wieder stellt der Baggerführer den Motor der Maschine aus. Denn während der Bagger mit seiner Riesenschaufel äußerst vorsichtig die Materialien trennt, durchsuchen Mitarbeiter sorgfältig die Trümmer, trennen Dämmmaterial von Ziegeln, zerren verbeulte Kupferrohre hervor und wuchten zersplitterte Balken des Dachstuhls zur Seite.
Das Abriss-Team steht währenddessen in engem Kontakt zu den Angehörigen, denn es gilt, wichtige Dokumente oder Wertsachen zu bergen. Daher greifen immer wieder Hände zwischen die Steine, ziehen etwas hervor und reichen es weiter.
Während der Bagger Schaufel für Schaufel einen ersten Muldenkipper belädt, bestätigt die Polizei ein Detail, was nachvollziehbar macht, warum der 35-jährige Sohn das Unglück mit nur einigen Schürfwunden überhaupt hat überleben können. Während sich dessen 61-jährige Mutter, das spätere Opfer, im Erdgeschoss aufgehalten habe, befand sich der Mann im Obergeschoss des Gebäudes. „Aber dies ist natürlich nur der aktuelle Ermittlungsstand, wie er sich uns heute darstellt“, relativiert Frank Lemanis, Sprecher der Polizeibehörde Bochum.
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Arbeiten dauern rund zwei Wochen
Das Abbruchunternehmen geht davon aus, dass es mindestens zehn bis zum Rand volle solcher Muldenkipper bedarf, bis der Schutt komplett abgetragen ist. Slawomir Smolen: „Es dürfte rund zwei Wochen dauern. Dann steht ja auch noch nicht fest, was mit dem Keller passiert.“
Während die Aufräumarbeiten beginnen, sind parallel Spezialisten vor Ort, die mit Vermessungsarbeiten starten. Zur Rekonstruktion des Unglücks ist es erforderlich, so viele Einzelinformation wie möglich zu erhalten, um später wie bei einem Puzzle ein möglichst umfassendes Bild des Geschehens zu bekommen. Wie lange sich die Ermittlungen noch hinziehen, kann die Polizei derzeit noch nicht beantworten.
Mitarbeiter der Stadtwerke Bochum sind unterdessen bemüht, Restarbeiten zu erledigen. Stadtwerke-Sprecher Kai Krischnak erläutert: „Am Dienstag wurden noch die Leitungsenden isoliert. In der nächsten Woche werden die verschiedenen Baugruben zunächst provisorisch verfüllt.“ Noch sei völlig offen, wann die durchtrennte Gasleitung entlang der Keilstraße wieder repariert werden kann. Die Stelle ist nach wie vor von der Staatsanwaltschaft beschlagnahmt. Veränderungen sind dort nur nach Rücksprache möglich.
Dies gilt auch für das Spezialbohrgerät des Essener Tiefbauunternehmens. Mittlerweile hat das Bohrgestänge deutlich Rost angesetzt. Weder das eigentliche Bohrgerät noch ein schwerer Lastwagen dürfen von der Stelle bewegt werden. Die amtlichen Siegel wurden zwischenzeitlich erneuert. Wer diese entfernt oder beschädigt macht sich strafbar. Die Fahrzeuge sind für die Ermittler wichtige Beweismittel.