Bochum. In Turnhallen hat die Stadt Bochum unbegleitete minderjährige Flüchtlinge untergebracht. Jetzt hat sie eine Alternative gefunden. Vorübergehend.
Die Stadt Bochum hat eine Lösung für die kurzfristige Unterbringung von unbegleiteten minderjährigen Ausländern (UMA) gefunden. Zumindest vorübergehend. Das ehemalige Studentenwohnheim am Sumperkamp in Querenburg soll „schlüsselfertig“, wie es heißt, vom Akademischen Förderungswerk (Akafö) für neun bis zwölf Monate angemietet werden.
Realschule-Halle wird wieder für den Sport genutzt
Derzeit sind junge, unbegleitete Geflüchtete, die in Bochum nach ihrer Ankunft in NRW lediglich registriert werden und die dann auf andere Städte verteilt werden sollen, in der Turnhalle an der Pestalozzistraße untergebracht. Auch die Turnhallen am Westring und der Realschule Höntrop wurden zwischenzeitlich dazu genutzt. Da derzeit weniger junge Geflüchtete nach Bochum kommen als noch vor einigen Wochen, wurde die Realschulhalle am 14. Dezember als Notunterkunft geschlossen. Spätestens zu Beginn des zweiten Schulhalbjahres soll sie wieder der Schule und den Vereinen zur Verfügung stehen. Aktuell halten sich insgesamt 90 UMAs in Bochum auf, davon 57 dauerhaft in Wohn- und Brückenprojekten und 33 in der Notunterkunft. Zwischenzeitlich waren mehr als 150 unbegleitete junge Flüchtlinge in der Stadt.
Ungewiss ist derzeit noch, wann das frühere Studentenwohnheim als Flüchtlingsunterkunft genutzt werden kann. Eine Eröffnung sei erst dann möglich, wenn alle „Ertüchtigungsmaßnahmen“ durch den Vermieter durchgeführt wurden. Die Stadt ist auch noch auf der Suche nach einem geeigneten Träger für die nötige Rund-um-die –Uhr-Betreuung der Bewohner.
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Akafö übergibt Gebäude Anfang Februar 2023
Vermieter Akafö geht derzeit von einer Übergabe am 1. Februar 2023 aus. Vorher müsse ein Warmwasserkessel neu eingebaut und eine Legionellenprüfung durchgeführt werden. „Die Zimmer werden grundgereinigt und die Böden schamponiert, außerdem erhalten alle Betten neue Matratzen, Wartungsfugen werden erneuert, die Brandmeldeanlage wird wieder aufgeschaltet und Malerarbeiten werden nach Bedarf durchgeführt“, so Akafö-Geschäftsführer Frank Weeke. Auch die Außenanlage werde hergerichtet.
Das Gebäude ist zwar grundsätzlich sanierungsbedürftig. Doch der Eigentümer hat nach eigenen Angaben Mitte des Jahres entschieden, die Planungen dafür zunächst zu stoppen, da die erforderlichen Maßnahmen wie u.a. eine Wärmedämmung, neue Steigleitungen und Fenster das Akafö finanziell überfordert hätte. „Aber die Unterbringung in Einzel- und Doppelappartements mit eigenen Waschgelegenheiten und angemessenen Sanitärräumen, das Vorhandensein von Räumen zum gemeinsamen Essen und auch das Vorhandensein von Gruppenräumen für Freizeitgestaltung stellt meines Erachtens eine erheblich bessere Aufenthaltsqualität dar als alles andere“, so der Akafö-Geschäftsführer. Etwa 120 Apartments sollen hergerichtet werden.
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Sanierung wird teuer, ein Neubau ist möglich
Lange hatte das Förderwerk das mehrstöckige Gebäude unweit des Unicenters für die Unterbringung von Studentinnen und Studenten mit Behinderungen genutzt. Anfang 2022 wurde es geschlossen, „weil ursprünglich geplant war, es vollständig zu entkernen und zu sanieren“, so Frank Weeke. Ob es so kommt, steht noch in den Sternen und hängt auch möglichen Förderungen ab. „Denkbar ist auch ein Abriss und ein Neubau an gleicher Stelle.“
Die ehemaligen Bewohner der Sumperkamp-Anlage wurden in anderen Häusern untergebracht. Aktuell sei die Nachfrage nach dem entsprechenden Wohnraum nicht größer als das Angebot.
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Grüne begrüßen den Vorschlag
Aus der Politik gibt es die erste Stimme zu den genannten Plänen. „Auch wenn die Zahl der unbegleiteten minderjährigen Geflüchteten, die in Bochum in Obhut genommen wurden, im Dezember kurzzeitig gesunken ist, wollen wir vorbereitet sein“, sagt Grünen-Ratsfrau Anna di Bari, die den Ausschuss für Arbeit, Gesundheit und Soziales leitet. „Die Umnutzung des ehemaligen Studierendenwohnheims ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung.“ Erfreut habe die Politik zur Kenntnis genommen, dass es Sozialamt und Jugendhilfeträger in Gesprächen mit dem Land geschafft haben, die mehrstufige Registrierung der Jugendlichen in Bochum und die Weitergabe an andere Städte zu beschleunigen.
Bereits zu Beginn der großen Flüchtlingszuwanderung 2015 hatte Bochum ein Studentenwohnheim angemietet. Damals konnte im ehemaligen Priesterseminar „Am Kalwes“ 121 Personen untergebracht werden.