Bochum. Neuer Besucherrekord im Tierpark Bochum: Bis Jahresende werden 355.000 Besucher erwartet. Und für 2023 werden schon neue Pläne geschmiedet.
Der Bochumer Tierpark steuert zum Ende des Jahres auf einen weiteren Besucherrekord zu. Im bisherigen Spitzenjahr 2019 waren 345.000 Besucherinnen und Besucher an die Klinikstraße gekommen, danach folgte Corona mit zeitweisen Betriebsschließungen. In diesem Jahr vermutet Zoodirektor Ralf Slabik aber, dass bis Silvester rund 355.000 Menschen den Tierpark besucht haben werden.
Schon im ersten Quartal, nach diversen Corona-Lockerungen, kamen enorm viele Tierfreunde. „Ich will raus, ich will was erleben“ – das werden viele Menschen wohl gedacht haben, glaubt Slabik. Allein bei der Halloween-Veranstaltung seien rund 5000 Besucher gekommen. Der Vorverkauf musste gestoppt werden, weil alles ausverkauft war.
Rund 25.000 Menschen haben die Angebote der Bochumer Zooschule genutzt
Rekordmeldungen gibt es auch in der Zooschule des Tierparks: Rund 25.000 Menschen (Schüler, Kita-Kinder und Erwachsene) haben die Bildungsangebote in diesem Jahr genutzt. Das sind so viele wie nie zuvor in einem Jahr. Auch das „Zoomobil“, mit dem der Tierpark mit lebenden Tieren und Tierpräparaten zum Beispiel in Schulen und Heime kommt, wurde besonders stark nachgefragt.
„Für den Bildungsbereich war es ein sehr erfolgreiches Jahr“, sagt der Zoodirektor. Er weiß sehr gut, wie enorm wichtig eine gute Bildung in den Bereichen Tierwelt und Umwelt für die Zukunft der ganzen Gesellschaft ist. Es gebe eine „erhebliche Naturentfremdung“ bei vielen Menschen, gleichzeitig nehme die Artenvielfalt ab. Und wenn eine Art einmal verloren sei, käme sie nie wieder zurück. Um dieser Entwicklung noch stärker entgegenzusteuern, betreibt der Tierpark jetzt eine „Vision“: Er will auf seinem Gelände ein weiteres Gebäude bauen, das den Arbeitstitel „Umweltbildungszentrum Bochum“ haben soll.
Tierpark Bochum rechnet wirtschaftlich mit einer „schwarzen Null“
Darin sollen Fortbildungen mit den vielen Netzwerkpartnern des Tierparks stattfinden, Labore für Schüler und andere Gruppen betrieben und Ausstellungen aufgebaut werden. Vor allen die junge Generation solle angesprochen, sensibilisiert und begeistert werden. Jetzt wird nach Fördergeldern und anderen Geldquellen für den erhofften Neubau gesucht. „Da gibt es viel zu tun.“
Rein wirtschaftlich gibt es im Tierpark keine Rekordmeldungen. Allerdings sagt Slabik, auf dessen Schreibtisch jede Menge Arbeit liegt: „Berechnungen gehen dahin, dass wir in diesem Jahr mit einer schwarzen Null rechnen können.“ Dies sei „ein sehr schönes Ergebnis für diese Zeit. Das muss man erstmal hinkriegen.“
Für 2023 sind die Aussichten eher ungewiss, denn der Zoodirektor erwartet um rund 60 Prozent höhere Energiekosten. 1,4 Millionen Kilowattstunden (kWh) Strom und 1,2 Millionen kWh Gas verbraucht der Zoo pro Jahr.
Zoo feiert im kommenden Jahr sein 90-jähriges Bestehen
Trotzdem wird im nächsten Jahr an der Klinikstraße etwas gefeiert: Der Tierpark wird 90 Jahre alt. Dazu ist eine Sonderausstellung zu seiner Geschichte geplant. Auch Besucher mit ihren Erinnerungen sollen eingebunden werden. „Das ganze Jahr wird im Zeichen des Jubiläums stehen“, sagt Miriam Kreimeyer, Leiterin der Zookommunikation.
Neues gibt es im Zoo auch auf der Hitliste der beliebtesten Tiere. Die Humboldt-Pinguine haben 2022 die lange Zeit führenden Erdmännchen von der Spitze verdrängt. Gradmesser sind die Tierpatenschaften: Die Vögel aus den Nordseewelten haben jetzt 117 und damit zwei mehr als kleinen wuseligen Raubtiere. Insgesamt haben in diesem Jahr rund 800 Besucher Tierpatenschaften übernommen (Laufzeit jeweils ein Jahr).
Mönchsgeier haben wichtige Funktion im Ökosystem
55 Menschen arbeiten im Tierpark
Im Bochumer Tierpark arbeiten 55 Menschen. Rund 40 Prozent sind in Teilzeit beschäftigt.
Der Zoo wird getragen vom Verein der Tierparkfreunde (74,1 Prozent Anteile) und der Stadt (25,9 Prozent).
Bei seiner Bildungsarbeit stellt der Zoo aber auch gezielt Tierarten vor, die aufgrund ihres Äußeren oder wegen ihres schlechten Rufes nicht zu den Sympathieträgern zählen. Geier etwa – der Zoo hat ein Mönchsgeier-Pärchen – würden „zu Unrecht einen eher schlechten Ruf“ haben, wie Miriam Kreimeyer betont. „Sie erfüllen als Aasfresser die Funktion einer ,Gesundheitspolizei’ in ihrem Ökosystem. Außerdem sind viele Geierarten noch immer in ihrem Bestand gefährdet, weshalb sie unter strengem Schutz stehen.“
Neue Tiere werden 2023 im Tierpark erwartet
Im kommenden Jahr wird eine neue Gruppe Zwergseidenaffen in die Anlage „Zwerge des Amazonas“ ziehen und dort mit dem Kugelgürteltier „Hektor“ leben. Außerdem bekommt die Lebensraumanlage im Aquarien- und Terrarienhaus mit den Schwerpunkten „Asien und Australien“ neue Bewohner. Im November haben bereits die ersten beiden neuen Fischarten, zwei Australische Gabelbärte und ein Kobra-Schlangenkopffisch, das Aquarium bezogen.