Bochum. Der September ist der bestbesuchte Monat im Tierpark Bochum. Trotzdem rechnet der Zoo mit Verlusten übers ganze Jahr. Trotz wachsender Spenden.
Wer am vorigen Sonntag durch den Tierpark Bochum schlendern wollte, musste Geduld mitbringen. Vor dem Eingang bildeten sich lange Schlangen, sogar gegen 16 Uhr noch. Grund: Coronabedingt dürfen sich gleichzeitig höchstens 860 Menschen gleichzeitig auf dem Gelände aufhalten. Dazu gibt es eine Ampel: Zeigt sie Rot, darf erst wieder einer rein, wenn ein anderer rausgeht.
Alle in der mehr als 40 Meter langen Warteschlange auf dem Gehweg der Klinikstraße müssen Mundschutz tragen. Trotzdem murrt niemand, weil der Tierpark allein durch die neuen „Asienwelten“ noch attraktiver geworden ist als ohnehin schon. Rund 1600 Menschen waren es allein am Sonntag.
Sieben Wochen war der Tierpark Bochum wegen Corona geschlossen
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In diesem September gab es einen deutlichen Anstieg der Besucherzahlen im Vergleich zum August, alle September-Wochenenden seien „extrem gut besucht“ gewesen“, sagt Zoodirektor Ralf Slabik. Der September ist überhaupt der erste Monat in diesem Jahr, in dem die Gästeanzahl gegenüber dem Vorjahresmonat gesteigert werden konnte.
In fast allen anderen bisherigen Monaten 2020 kamen deutlich weniger als im Jahr davor. Kein Wunder: Von März bis Anfang Mai waren die Tore wegen Corona geschlossen, sieben lange Wochen lang. Dies war eine Jahreszeit, in der normalerweise die meisten Besucher kommen. Bis zu 3000 Menschen besuchen dann an einem Tag den Tierpark, bei Veranstaltungen sind es noch mehr.
Auch nach dem Lockdown, zwischen Mai und den Sommerferien, lagen die Besucherzahlen 30 bis 35 Prozent unter der Frequenz des Vorjahres. Deshalb sagt Slabik: „Wir werden gegenüber dem Vorjahr Verluste machen.“ Nicht nur relativ, sondern auch „unter dem Strich“. Allein im März hatte es im Tierpark Umsatzeinbußen in Höhe von 100.000 Euro gegeben. In dieser Jahreszeit kommen sonst 7500 Menschen pro Woche.
Dabei war der Zoo in den vergangenen Jahren stets auf Wachstumskurs: 2019 war mit 345.000 Besuchern das erfolgreichste Jahr überhaupt.
Spendenbereitschaft hat sich wegen Corona erheblich erhöht
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Wegen Corona hat sich die Spendenbereitschaft der Bochumer Tierpark-Freunde erheblich erhöht. Der mit Abstand größte Sponsor ist die örtliche Sparkasse, über die Jahre hinweg hat sie Millionen in dieses Bochumer Vorzeigeprojekt gesteckt, zuletzt 500.000 Euro in die nagelneuen „Asienwelten“, die 1,1 Millionen Euro gekostet haben. Als zweitstärkster Sponsor unterstützen die Stadtwerke den Zoo, vor allem im Bereich Bildung.
Hinzu kommen zahlreiche Kleinspender. Wegen Corona ist die Anzahl enorm angewachsen. Bei den Tierpatenschaften waren es immer etwa 300 Menschen, die jährlich gespendet haben, ab 20 Euro aufwärts. Mittlerweile sind es rund 1000 Menschen.
„Die ausbleibenden Einnahmen stellen den Tierpark vor eine Herausforderung“
Tierpark hat alle Veranstaltungen abgesagt
Im Tierpark Bochum gibt es pro Jahr bis zu 30 Veranstaltungen, etwa den Mittelaltermarkt, Halloween und den Familientag. Dann kommen mehrere Tausend Besucher.
In diesem Jahr wurden aber alle Veranstaltungen wegen Corona abgesagt, eventuell auch bis Ostern 2021.
Starken Zuspruch erfährt auch die Aktion „Pfoten-Paten“; eine Einzelspende, um die Tierpark kurz nach Beginn des Lockdowns im März gebeten hatte. Spender erhalten eine digitale personalisierte Urkunde. Für 25 Euro gibt es eine Bronze-Urkunde, für 50 Euro eine Silber-Urkunde, für 100 Euro eine Gold-Urkunde, für 1000 eine Platin-Urkunde. Wer Platin hat, wird auf der Homepage des Tierparks namentlich genannt. Inzwischen stehen dort fünf Spender, darunter zwei private.
„Die ausbleibenden Einnahmen stellen den Tierpark vor eine Herausforderung. Deshalb bittet er seine Besucher um Hilfe und sucht ,Pfoten-Paten’, die dem Bochumer Zoo als Zeichen der Solidarität die ,Tatze’ reichen“, hatte Zoo-Sprecherin Miriam Kreimeyer im März erklärt. Slabik spricht von einer „großen Unterstützungsbereitschaft“ und sagt „Großen Dank!“.
Er nennt auch zwei weitere private Einzelspenden von beträchtlicherem Ausmaß in den vergangenen acht Jahren. Es geht um einen fünfstelligen und niedrigen sechsstelligen Betrag - sie stammen aus einem Nachlass und einem Erbe.