Bochum. Die Malerin Leonor Fini ist heutzutage eher Experten ein Begriff. Das Kunstmuseum Bochum bietet jetzt eine reizvolle Begegnung mit ihrem Schaffen
Sie war eine gefeierte Malerin, entwarf Bühnenbilder und Kostüme, schuf Romane und Illustrationen und liebte kaum etwas mehr als ihre vielen Katzen: Und doch ist die italienische Künstlerin Leonor Fini (1907-1996) heutzutage eher Kunstexperten ein Begriff. Um ihr Werk und auch ihr Andenken angemessen zu würdigen, widmet ihr das Kunstmuseum Bochum jetzt eine fantasievolle Ausstellung.
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Unter dem Titel „Les Gardiennes“ (Die Wächterinnen) wird keine übliche Retrospektive gezeigt, in der ein Werk an das nächste gereiht wird. Tatsächlich stammen nur acht Lithographien, die im Erdgeschoss des Museums verteilt sind, von Fini selber. Sie sind ohnehin Teil der eigenen Sammlung und mussten deshalb nicht umständlich um die halbe Welt geschifft werden, was im Sinne der Nachhaltigkeit eindeutig für diese Ausstellung spricht.
Bücherflohmarkt im Foyer des Museums
Die Ausstellung „Les Gardiennes“ ist noch bis 19. Februar im Kunstmuseum (Kortumstraße 147) zu sehen. Geöffnet Di. bis So. von 10 bis 17 Uhr, Mi. von 12 bis 20 Uhr. Es gibt auch Führungen, die genauen Termine stehen aber noch nicht fest. Info: 0234 9104230.
Noch bis Ende Dezember findet im Foyer ein Bücherflohmarkt Büchern und Editionen aus dem Bestand des Kunstmuseums statt. Die Preise liegen zwischen einem und vier Euro
„Der Grundgedanke war eher, wie heutige Künstlerinnen und Künstler von dem Schaffen Leonor Finis beeinflusst wurden und wie sie künstlerisch darauf reagieren“, sagt die Kuratorin Lisa Klosterkötter, die die Werkschau gemeinsam mit Alicia Reymond auf den Weg gebracht hat. So haben mit Rosanna Graf, Paulina Nolte, Frederik Vium und Mayara Yamada gleich vier Gegenwartskünstler ganz eigene und durchaus eigenwillige Beiträge zur Fini-Schau geliefert.
Ausstellung lädt zum Wohlfühlen und Verweilen ein
Entstanden ist dabei ein Raum (entworfen von dem Bühnenbildner Jakob Engel), der die Besucher zum Wohlfühlen und längeren Verweilen einlädt. Dunkle Vorhänge schirmen den Ausstellungsbereich gut ab, die Besucher betreten die Ausstellung durch einen langen Schlauch wie durch ein Portal. Auf riesigen Matratzen mit blauen Kissen darf man es sich sogar gemütlich machen, was ganz im Sinne von Leonor Fini wäre: „Auch sie schätzte das Häusliche und eine angenehme Umgebung ungemein“, erzählt Lisa Klosterkötter. Mit 36 Katzen lebte Fini lange in Paris: „Ihnen fühlte sie sich oft näher als den Menschen.“
Relativ furchtlos schuf die Künstlerin zu ihrer Zeit ein Gesamtkunstwerk, das ihren Vorstellungen von einer „Theatralik des Lebens“ gleichkam. Statt sich der Gruppe der Surrealisten um den Dichter André Breton anzuschließen, deren Einladung sie ausschlug, hielt sie lieber Distanz und widmete sich ihren eigenen künstlerischen Vorstellungen von einem „magischen Realismus“, in der die Wirklichkeit mit Träumen und Halluzinationen verschmilzt. „Ihre Kunst erforscht Geschlechternormen ebenso wie Erotik und Humor.“
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Kostüme und Bühnenbilder für die Pariser Oper
Ein Video, das in der Ausstellung in französischer Sprache läuft, zeigt ein längeres Gespräch mit Leonor Fini und bietet tiefere Einblicke in ihr umfangreiches Schaffen, zu dem auch Bühnenbilder und Kostüme für die Pariser Oper gehörten. „Es ist schön, ihre Stimme durch den Raum hallen zu hören“, meint Lisa Klosterkötter.
Eingerahmt wird die Ausstellung von zwei Tanzperformances, die auch die große Fensterfront und den dicht bewachsenen Gartenbereich hinter dem Kunstmuseum mit einbeziehen. „Die Entfaltung“ von Rosanna Graf und Pauline Nolte war zur Vernissage bestens besucht. „Der Rückgang“ folgt zum Ende der Ausstellung am Samstag, 11. Februar, um 16 Uhr.