Bochum. In Kriegs- und Krisenzeiten wächst die finanzielle Not vieler Menschen. Für Spenden fehlt vielfach das Geld. Doch in Bochum gibt es auch Gewinner.
Auf Bochum kann Pater Martin Maier zählen. Die Zeichen stehen gut, dass am Adveniat-Verkaufsstand auf dem Weihnachtsmarkt wie zuletzt 20.000 Euro Erlös erzielt werden. Allgemein sei das Spendenaufkommen aber rückläufig, erklärt der Hauptgeschäftsführer des Lateinamerika-Hilfswerks der katholischen Kirche in Deutschland. Damit steht Adveniat nicht allein. Doch es gibt auch Gewinner.
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Die Deutschen gelten als Spenden-Weltmeister. Mehr als zehn Milliarden Euro werden jährlich für wohltätige Zwecke bereitgestellt. Die Folgen des Ukraine-Krieges lassen das Spendenvolumen 2022 mutmaßlich sinken. Grund: Vor allem einkommensschwache Bürger und Familien müssen jeden Euro zusammenhalten, um in Zeiten sprunghaft steigender Energie- und Lebensmittelpreise über die Runden zu kommen.
Spenden in Kriegs- und Krisenzeiten: Weniger Geld für Flüchtlingsarbeit
„Wie vielen gemeinnützigen Organisationen fällt es auch uns zunehmend schwer, neue Spender zu gewinnen. Das wird sich auf unser Ergebnis auswirken“, sagte Adveniat-Chef Maier am Donnerstagabend bei einem Besuch am Adveniat-Stand auf dem Boulevard. Nach dreijähriger Corona-Pause bietet der 2018 gegründete Verein „Blickpunkt Nächstenhilfe“ wieder Glühwein, Kakao und Schmalzstullen auf dem Weihnachtsmarkt an. 60 Ehrenamtler sind im Drei-Schicht-Betrieb Einsatz. „Es läuft gut. Wir sind zuversichtlich, an die Vor-Corona-Zahlen anzuknüpfen und die Adveniat-Projekte in Lateinamerika nachhaltig unterstützen zu können“, berichtet Vorsitzender Richard Kommorowski.
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Deutlich bergab geht es hingegen beim „Kollektiv“. Der Bochumer Verein organisiert Hilfsaktionen für Flüchtlinge u.a. im nordfranzösischen Calais und auf der griechischen Insel Lesbos. „Unsere größeren Partner halten uns die Treue. Doch Kleinspenden ab zehn Euro bleiben nahezu komplett aus“, schildert „Kollektiv“-Aktivistin Judith Büthe. Auch Kleiderspenden seien rar. Für einen erneuten Transport zum Jahresende nach Calais musste Winterkleidung hinzugekauft werden.
Tierschutzverein: Spenden fallen vielfach geringer aus
Auch beim Tierschutzverein Bochum, Hattingen und Umgebung gebe es spürbare Rückgänge, sagt der 2. Vorsitzende Julian Behrmann. „Die Zahl der Spender ist konstant. Doch schon seit Corona wird weniger gespendet. Das hat sich in diesem Jahr verstärkt. Wo früher 20 Euro in die Spendendose geworfen wurde, sind es jetzt fünf oder zehn Euro.“ Zwar sei der Etat des Vereins nicht auf Spenden aufgebaut. „Aber bei einzelnen Anschaffungen für unser Tierheim müssen wir nun sehr genau nachschauen, ob wir uns das leisten können.“
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Vor einem schwierigen Winter stehen die Tafeln. Die Zahl der Bedürftigen nimmt zu, das Spendenaufkommen geht zurück. Eine „Krise“ konstatiert Petra Jung, Sprecherin des Landesverbandes NRW. Auch bei der Tafel in Bochum und Wattenscheid haben die Geldspenden nachgelassen.
Rotes Kreuz verzeichnet Spenden-Plus von 23 Prozent
Keine Einbußen verzeichnet der St.-Vinzenz-Verein als Träger der Kinder- und Jugendhilfe. „Wir pflegen enge Beziehungen zu unseren Spendern und Förderern. Sie wissen, dass alle Gelder eins zu eins in unsere Projekte und Gruppen fließen. Diese Strukturen haben sich bewährt“, erklärt die Leiterin Petra Funke.
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Ein Spenden-Plus von 23 Prozent im Vergleich zu 2021 macht Christian Seibel, Sprecher des DRK-Kreisverbandes, aus. Als Grund vermutet er den Ukraine-Krieg. Zahlreiche Bürgerinnen und Bürgern sei es ein Anliegen, die DRK-Arbeit für die Flüchtlinge zu unterstützen.
Gesellschaft Bochum-Donezk mit Rekord bei Geldspenden
Die stadtweit größten Zuwächse gibt es bei der Gesellschaft Bochum-Doneszk. Seit Ausbruch des Ukraine-Krieges im Februar wurden mehr als 600.000 Euro gespendet. Das ist beispiellos in der mehr als 40-jährigen Geschichte des Partnervereins. Auch dank der finanziellen Unterstützung konnte in diesen Tagen der 34. Sattelschlepper mit Hilfsgütern ins Kriegsgebiet starten.