Bochum-Langendreer. Bei der Stadtteilkonferenz in der Lutherkirche steht die Arbeit der Gesellschaft Bochum-Donezk im Mittelpunkt. Der Ukraine-Krieg packt die Gäste.
Ungewöhnlich nah kamen die aktuellen Ereignisse in der Ukraine den Teilnehmern der Stadtteilkonferenz im Luther-LAB in Bochum-Langendreer. Der Verein „Langendreer hat’s“ hatte als Referenten des Abends in der Lutherkirche Monika Grawe und Pastor Ivan Stuckert aus dem Vorstand der Gesellschaft Bochum-Donezk gewonnen. Die Entfernung schrumpfte förmlich bei den Schilderungen aus dem Kriegsgebiet und packte die gespannten Zuhörer.
Ukraine-Krieg: So kommt die Hilfe aus Bochum in Donezk an
Monika Grawe, Vorsitzende der Gesellschaft, führte nur knapp ein. Seit 35 Jahren bestehe die Sammelstelle für Hilfsgüter in Bochum, nach Ausbruch des russischen Angriffskrieges werde gerade der inzwischen 25. 40-Tonner-Lkw vorbereitet, insgesamt waren es schon 34 Transporter. Stets gesucht würden in der Sammelstelle Töpfe, Geschirr, Kinderkleidung und mit Blick auf den kommenden Winter warme Sachen sowie rezeptfreie Medikamente und medizinische Hilfsmittel.
Ivan Stuckert erinnerte einleitend an „die Zeit, als die Welt noch in Ordnung war: 35 Jahre Freundschaft, Partnerschaft, Austausch, Unterstützung der Leukämiekliniken und Aufarbeitung der Zwangsarbeitergeschichte“, führte er über die 35 Jahre Verbindung von Bochum und Donezk an.
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Seit der russischen Annexion der Krim 2014 sei die Arbeit der Partnergesellschaft praktisch nur im Untergrund möglich. Stuckert: „Wir erleben Verfolgung, Gewalt und Flucht.“ Jegliche Verbindungen zum Westen würden als ideologisch und die Mitarbeiter als feindliche Agenten behandelt.
Viel Programm
Bei der Stadtteilkonferenz wurden auch die Termine für den Rest des Jahres bekannt gegeben. Der Herbstmarkt am Stern soll demnach am 1. Oktober sein, der Koffermarkt im Luther-LAB am 6. November, die nächste Dorfpostille erscheint am 7. November, die nächste Stadtteilkonferenz folgt am 8. November.
Weihnachtsmarkt in Langendreer-Dorf soll am 3. Dezember sein. Auch für 2023 sind schon die ersten Einträge klar: 4. Juni „Bänke raus“ am Alten Bahnhof im Rahmen der Bürgerwoche Bochum-Ost und Herbstmarkt am Stern am 30. September. Alle Termine stehen unter dem Vorbehalt, dass mögliche Corona-Schutzmaßnahmen Veranstaltungen zulassen.
Mit Beginn des Krieges am 24. Februar 2022 sei der russische Angriff nicht mehr nur im Osten der Ukraine, sondern flächig: „Das war die längst Nacht seit 1941 in Europa.“ Etwa acht Millionen Flüchtlinge, vor allem Alte, Frauen und Kinder, habe es seit dem Ausbruch gegeben, dazu noch etwa ebenso viele Binnenflüchtlinge.
Ukraine-Krieg: Einer der ersten Lkw kam aus Bochum
„Die Autoschlangen an der polnischen Grenze sind teilweise 100 oder 200 Kilometer lang“, erzählte Stuckert, „es gilt: Nur weg.“ Der Genozid, der Völkermord rund um Mariupol, habe etwa 86.000 Todesopfer gefordert.
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Die Gesellschaft Bochum-Donezk habe einen der ersten Lkw überhaupt in die Ukraine geschickt, und praktisch jedes Fahrzeug, das entladen wurde, sei mit Flüchtlingen wieder in Richtung Westen gefahren. Viele Lebensmitteltüten würden erst vor Ort bestückt, weil die Waren günstiger zu beschaffen und der Aufwand dadurch auch geringer wäre.
Flüchtlingsdorf und Kriegskinderheim sind an der Grenze entstanden
Inzwischen sei eine regelrechte Siedlung, ein Dorf für etwa 1500 Flüchtlinge entstanden, in einer ehemaligen Schule ein „Kriegskinderheim“ für 300 Kinder. Etwas Stolz mischte sich in die Erzählung, als Stuckert in einem Filmausschnitt zeigt, dass die Produktion von Heiz-Pellets aus Sägespänen für den Winter in einer der 15 Aufnahme-Einrichtungen angelaufen war. „Wir wollen jetzt möglichst bald eine Arztpraxis in einer alten Klinik aufbauen“, blickte er nach vorn.
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Beeindruckende Zahlen nannte er zum Ende: Etwa 1,5 Millionen Euro an Spenden seien inzwischen eingegangen, die Hilfsgüter würden an 800 Orten verteilt und erreichten etwa 450.000 Menschen in der Ukraine. „Durch unsere Koordinierungsstellen ist uns jede Familie bekannt“, unterstrich Stuckert.