Bochum. Viele Familien verzichten dieses Jahr auf die Weihnachtsgans. Wie Fleischereien mit steigenden Preisen umgehen und was es für Alternativen gibt.
Bochum. In den Fleischereien haben die Vorbereitungen auf die Festtage begonnen. Die Auswahl ist groß - wer einen besonderen Braten zubereiten möchte, sollte jedoch vorbestellen. Der klassische Gänsebraten dahingegen wird immer seltener. Steigende Preise und eine knappe Verfügbarkeit lassen die Weihnachtsgans in diesem Jahr von vielen Festtagsmenüs verschwinden.
Geringe Bestände sorgen auch in Bochum für hohe Gänsefleisch-Preise
„Die Preise für Gänsefleisch haben sich nahezu verdoppelt“, sagt Bernd Kruse. Er ist Geschäftsführer der Fleischerei Kruse und seit vielen Jahren mit den Weihnachtsvorbereitungen vertraut. Viele Kunden seien vom Gänsebraten auf Alternativen wie Rinderbraten ausgewichen, einen generellen Bestellrückgang erlebe er jedoch nicht. Als Grund für die teuren Gänse nennt Kruse die sich ausbreitende Geflügelpest. Es habe eine „enorme Marktverknappung“ stattgefunden, frische Freilandgänse seien nur noch gering verfügbar. Auf die Weihnachtsgans zu verzichten, halte er jedoch für nicht so schlimm: „Für viele ist Weihnachten ja auch hauptsächlich ein Zusammensein im Kreise der Familie. Dann muss es nicht zwingend die große Gans sein.“
Fleischereien wollen den Gänsebraten trotzdem anbieten
Zusammen mit seinem Team habe er anfangs sogar überlegt, ob er das teure Fleisch überhaupt anbieten solle. Sie seien jedoch zu dem Schluss gekommen, auch in diesem Jahr Gänsebraten wieder im Sortiment anzubieten. „Wer das bestellt, erfragt auch den Preis. Und wenn der abgenickt wird, wollen wir den Weihnachtswunsch auch nicht verwehren“, sagt Kruse. Um die Verfügbarkeit zu gewährleisten, sei es allerdings wichtig, vorzubestellen.
Generell hält Kruse es für sinnvoll, die Weihnachtsbestellung so früh wie möglich aufzugeben. Zwar seien andere Fleischsorten nicht so knapp wie der Gänsebraten, er rät trotzdem zu einer frühzeitigen Anmeldung: „Dann können wir für den Kunden die besten Stücke reservieren." Am besten solle bis Mitte nächster Woche vorbestellt werden, um das gewünschte Produkt erhalten zu können.
Spezielle Fleischstücke müssen frühzeitig bestellt werden
Sollte jemand völlig versäumt haben, sich um das Weihnachtsmenü zu kümmern, habe er in seinen Filialen aber immer auch noch Last-Minute-Optionen. „Sowas wie Schweinefilet oder den klassischen Rinderbraten haben wir immer da“, sagt er. Für besondere Spezialitäten wie gefüllte oder gespickte Braten brauche die Fleischerei etwas Vorlaufzeit, normale Filetstücke seien aber immer auch noch an Weihnachten erhältlich.
Fertige Menüs bestellen für wenig Stress an den Weihnachtstagen
Neben dem rohen Fleischsortiment bietet Fleischerei Kruse auch ganze Menüs für die Feiertage an. Dabei können die Kunden aus vier Hauptspeisen wie Rouladen, Hirschragout oder Sauerbraten sowie jeweils zwei Vor- und Nachspeisen wählen. Bis zum 14. Dezember nehme er Bestellungen an. „Dafür brauchen wir einfach Zeit zum Planen“, sagt Kruse. Um die Gerichte frisch zubereiten zu können, fange sein Team morgens um 4.30 Uhr an zu kochen. Mithilfe des sogenannten „Cook and Chill“-Verfahrens werde das Essen heruntergekühlt und müsse vom Kunden nur wieder aufgewärmt werden. Am 22. und 23. Dezember liefert die Fleischerei die Menüs nach Hause, an Heiligabend können die Kunden ihre Bestellung in der Filiale abholen. Für Familien, die sich den Stress des selber Kochens nicht machen möchten, sei das die perfekte Alternative, um trotzdem ein hochwertiges Festessen zu genießen.
Das Festtagsmahl lässt sich zur Not auch noch Last-Minute besorgen
Das Wurstwarengeschäft Krümmel hingegen liefert nicht, sie nehmen Bestellungen auch nur ab einer bestimmten Größe an. In ihrem Laden können Kunden auch noch an Heiligabend einkaufen. Seit 35 Jahren ist Geschäftsführer Ralf Krümmel im Familienbetrieb mit dabei: „Dann weiß man auch einzuschätzen, wie das Weihnachten läuft.“ Für die Festtage habe die Fleischerei ein breites Sortiment anzubieten. Gänse gibt es allerdings nicht. „Wir haben das Normalprogramm vom Rind, Schwein und so weiter“, sagt Krümmel. Dabei komme es anders als bei den Gänsen zu keinen Lieferschwierigkeiten, die Preise hätten sich auch nur gering erhöht.
Viele Kunden weichen auf günstigere Alternativen aus
Eine Veränderung des Kaufverhaltens stellt Ralf Krümmel dennoch fest. „Die Leute kaufen gezielter ein“, erzählt er. Besonders die bereits fertig angebotenen Eintöpfe hätten deutlich an Beliebtheit gewonnen. Frische Frankfurter, Wiener Würste, fertige Salate wie Kartoffelsalat und Roastbeef seien immer noch Klassiker für die Weihnachtstage.
Diese häufig gekauften Waren habe der Betrieb immer vorrätig, ein Last-Minute-Einkauf für die Festtage sei also hier kein Problem. „Bei den Edelteilen kann es aber schonmal vorkommen, dass da was vergriffen ist“, sagt Krümmel. Gerade Rindfleisch werde vor Weihnachten viel gekauft. Wer also keinen Stress um sein Festtagsmahl haben möchte, besorge sich also am besten vor den Stoßzeiten kurz vor Heiligabend seine Lebensmittel.