Duisburg. Auf dem Duisburger Bauernhof Mosch gibt’s genug Gänse – bei den Restaurants wird’s trotzdem teurer. Worauf sich Feinschmecker einstellen müssen.

Die Martins- oder Weihnachtsgans ist in diesem Jahr knapp und teuer. Rund 80 Prozent der Tiere, die als Braten auf dem Teller landen, kommen aus Polen oder Ungarn – dort grassierte in den vergangenen Monaten die Vogelgrippe. Hinzu kommen die gestiegenen Energiekosten, die jedes Kilo ebenfalls verteuern. Die Duisburger Gastronomen, die nun ihre Festtagskarten schreiben, berichten von enormen Schwierigkeiten, Ware zu bekommen und Preise zu kalkulieren.

Seit Jahren bezieht das Team um Thomas Tramp und Kai Wergener vom Restaurant Küppersmühle die Gänse aus dem Oldenburger Land. „Es ist dieses Jahr ganz schwer, der Preis ist exorbitant gestiegen, um 50 Prozent. Wir haben uns das erste Mal gefragt, ob wir Gans anbieten wollen, wir wollen schließlich ein gutes Produkt aus Deutschland.“

Aber die Nachfrage bei den Gästen sei dennoch groß, berichtet Wergener. Deshalb habe man sich entschieden, „aus Tradition“ das Gericht auf die Karte zu setzen – und „schweren Herzens“ den Preis entsprechend zu erhöhen.

Duisburger Gastronom: „Wir haben uns das erste Mal gefragt, ob wir Gans anbieten wollen“

Kai Wergener führt das Restaurant Küppersmühle mit Thomas Tramp.
Kai Wergener führt das Restaurant Küppersmühle mit Thomas Tramp. © FUNKE Foto Services | DANIEL ELKE

46,50 Euro kostet der Teller mit Rotkohl und Knödeln. „Das ist natürlich eine Ansage und tut einem selbst weh. Aber viele haben schon einen Tisch ab 11. November reserviert.“ Für Weihnachten können Feinschmecker eine „Gans to go“ vorbestellen. Die Speisen werden so vorbereitet, dass man sie zu Hause nur noch in den Ofen schieben muss. Ein Anleitung liegt bei. 40 Euro muss man pro Person für ein Stück Brust und ein Stück Keule samt Klößen, Apfelrotkohl und Bratapfel rechnen.

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Die Küchen-Crew vom noch recht neu eröffneten „Home“ serviert ebenfalls passend zur Saison herbstliche Gerichte – auch Wild ist darauf zu finden. „Uns ist Regionalität wichtig und wir haben deshalb bei Landfleischereien am Niederrhein angefragt. Allerdings hat man uns dort gesagt, dass man höchstens zwei Gänse pro Woche liefern kann“, beschreibt Michaela Hares vom „Home“ das Dilemma.

Mit so einer geringen Menge lasse sich keine Wochenkarte kalkulieren. Deshalb gibt es nun fest gelegte Gänse-Abende, für die man sich anmelden muss und bei denen ein Menü aufgetischt wird. 38,50 Euro kostet das Menü mit Vorspeise und Nachtisch.

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Auch der „AV Concept Store“ der Werkstatt für Menschen mit Behinderung hat spezielle Termine für Gänse-Essen im Programm. Beim „Wilden Wiener“ und „Wilden Kaiser“ wird das Geflügel nur auf Vorbestellung angeboten. 35 Euro kostet das Tellergericht hier.

„Wir haben hin und her gerechnet, wir überlegen, dass wir dieses Jahr auf die Gans verzichten“, erklärt Roland Jahn vom „Finkenkrug“. Zwar sei noch Ware zu bekommen, allerdings müsste er eine kleine Keule für 29 Euro anbieten – und das mit Schwierigkeiten. „Wir sind eine Studentenkneipe, ich kann kein Gericht für 35 Euro anbieten“, sagt er. Einen Trost hat er für alle, die es vorweihnachtlich mögen: „Wir haben noch genügend Weihnachtsbier im Angebot. Da bleiben die Preise gleich.“

Vor allem Duisburger Hobby-Köche gehören zu den Kunden von Landwirt Mosch

Bei den Restaurant-Gästen sind vor allem Brust und Keule von der Gans gefragt.
Bei den Restaurant-Gästen sind vor allem Brust und Keule von der Gans gefragt. © FUNKE Foto Services | Stephan Eickershoff

Hobby-Köche, die selbst brutzeln wollen, bekommen auf dem Bauernhof Mosch im Duisburger Süden frisch geschlachtete Tiere. Doch auch hier sind die Preise gestiegen. „Es gibt gar nicht den einen Grund, warum es teurer wird“, sagt Marita Mosch. Die Familie aus Mündelheim ist seit Jahren spezialisiert auf Gänsemast. Gekauft werden die Küken bei einem Züchter in der Nähe von Bremen. Sie sind gerade mal einen Tag alt, wenn sie in Duisburg ankommen. Für die Kleinen gibt es Wärmelampen und auch die größeren Tiere mögen es mit 35 Grad gerne „muckelig warm“.

Gerupft und geschlachtet wird vor Ort – das minimiert den Stress für das Geflügel. Anschließend geht’s zur Fleischreife ins Kühlhaus. Jede Etappe ist energie-intensiv. Hinzu kommen noch die Kosten für Futter.

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„Unsere Gänse gehören einer alten schwere deutschen Rasse an. Die Gastronomie möchte gerne Tiere haben, die um die vier Kilo wiegen. Unsere haben aber in der Regel fünf Kilo oder noch mehr drauf“, erklärt Marita Mosch, warum eher Hobby-Köche zu den Kunden zählen. Zumal im Restaurant am liebsten Brust oder Keule verzehrt werden.

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Mit 18,90 Euro schlägt das Kilo in diesem Jahr zu Buche. „Momentan ist es noch ruhig, aber es gibt schon ein paar Vorbestellungen von Stammkunden“, weiß Marita Mosch. Mit Blick auf den 11. November und Weihnachten wird es tendenziell mehr. Komplett ausverkauft sind die Tiere, die momentan noch auf der Weide unterwegs sind, nicht. Geschlachtet wird wöchentlich auf Bestellung.

Früher mochte die Landwirtin übrigens selbst keine Gans. „Irgendwann hat mein Mann dann gesagt, dass ich es doch mal ausprobieren sollte. Er hatte Recht. Es ist eine Delikatesse.“