Bochum-Dahlhausen. Noch ein Händler hat den Wochenmarkt in Bochum-Dahlhausen verlassen. Das sorgt für Bedauern - der Markt ist nun noch kleiner. Wie es weitergeht.
Es ist ein tristes Bild, das man an diesem Mittwoch auf dem Wochenmarkt in Bochum-Dahlhausen sieht. Nur vereinzelt stehen Kundinnen und Kunden vor den Ständen, kaufen Eier, Kartoffeln, Honig oder Kleidung. Ende Oktober hat sich auch der Metzgermeister Kruse zurückgezogen, andere Händler sind in den vergangenen Jahren nach und nach verschwunden. Es bleiben drei Stände – und eine unsichere Zukunft.
„In der Corona-Hochphase war es hier sehr belebt“, erklärt Reiner Botterbusch, der seit etwa fünf Jahren Honig verkauft. Die Leute hätten es geschätzt, draußen einkaufen zu können – es habe Warteschlangen gegeben. Das habe sich geändert, es kämen mittlerweile deutlich weniger Kundinnen und Kunden.
Wochenmärkte: In Linden ist es voll, in Dahlhausen bleiben die Kunden aus
Das bestätigt auch Günter Perlit, der Eier und Kartoffeln anbietet und seit Beginn auf dem Wochenmarkt steht. Er hat den Vergleich, verkauft auch in Linden und Herne. „In Linden ist es voll um diese Uhrzeit, hier wartet man auf die Kunden.“
Doch auch, wenn die Zahl der Kunden übersichtlich ist, die Menschen im Stadtteil schätzen es, dass sie vor Ort einkaufen können. „Ich hole hier jede Woche meine Eier“, erzählt eine ältere Dame.
Händler Perlit weiß aber auch: „Den Menschen fehlen hier die anderen Stände, wenigstens ein Metzger.“ Das sieht Reinhard Specht (74) ebenso. Er kauft selbst regelmäßig auf dem Wochenmarkt ein, ist außerdem einer der Mitbegründer des Marktes aus dem Stadtteilverein „Pro Dahlhausen“. 27 Jahre ist es her, dass der Wochenmarkt, der sich am Otto-Wels-Platz befindet, ins Leben gerufen wurde.
Wochenmarkt in Dahlhausen geht es schlechter – mehrere Gründe
Woran liegt es, dass es um den Wochenmarkt in Dahlhausen immer schlechter steht? Es gibt mehrere Gründe. Zum einen die Veränderung des Wochentages vom Donnerstag auf den Mittwoch vor zwei Jahren, die für weniger Besucher sorgt. Seit Bochum Marketing den Wochenmarkt in Linden von Mittwoch auf Donnerstag verschoben hat, mussten die Dahlhauser reagieren und verlegten ihren Markt umgekehrt. Doch: Der Mittwoch sei generell kein guter Markttag, das zeige sich auch woanders, machen die Händler deutlich.
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Hinzu kommt der finanzielle Aspekt: „Es ist für mich eine komplett wirtschaftliche Entscheidung, die mir wirklich sehr schwergefallen ist. Ich habe lange gerungen, was ich machen soll“, erklärte beispielsweise Bernd Kruse zu seinem Rückzug gegenüber dem Stadtteilmagazin „Vor Ort“. Der Fleischermeister war am Mittwoch auf Anfrage der WAZ nicht erreichbar.
Nachmittagsmarkt als Lösung?
Ein weiterer Grund: „In Dahlhausen leben viele junge Familien, oft arbeiten beide Elternteile“, so Sprecht. Es fehle die Zeit, am Vormittag auf dem Markt einzukaufen. Eine Idee hat der 74-Jährige: „Ein Nachmittagsmarkt.“ Diesen könnten auch Berufstätige besuchen. Ob das auch etwas für die Händler wäre? „Mir ist das im Grunde egal“, sagt Reiner Botterbusch, angesprochen auf eine mögliche neue Uhrzeit.
Im Gegensatz zu anderen Wochenmärkten betreibt Bochum Marketing den in Dahlhausen nicht. „Ein solcher Markt muss auch für Bochum Marketing mindestens kostendeckend betrieben werden können“, erklärt Pressesprecher Christian Krumm. Die Rahmenbedingungen mit einem an Dahlhausen angrenzenden, sehr guten Einzelhandelsstandort Linden, seien indes schwierig.
Dafür würde allerdings die Attraktivität des Platzes sprechen. Bochum Marketing sei schon in mehreren Stadtteilen bestrebt, Treffpunkte für die Bewohnerinnen und Bewohner zu entwickeln. Gerade ein Wochenmarkt sei die Keimzelle zur Entwicklung von Plätzen mit Spielgeräten für Jung und Alt, Sitzgelegenheiten, Grünflächen und WC-Anlage.
Bochum Marketing bietet Stadtteil Unterstützung an
„Unabhängig davon können wir als Stadtmarketing der Dahlhauser Bewohnerschaft, den dortigen Vereinen und Verbänden, Unterstützung anbieten, wenn es darum geht, bürgerschaftlich entwickelte Ideen voranzubringen“, so Krumm weiter. Um den Platz zu einem Treffpunkt für die Bewohnerinnen und Bewohner zu entwickeln. „Bochum Marketing hält dafür zum Beispiel den ,Bochum Fonds’ der Stadt Bochum vor.“
Noch bis Jahresende kümmert sich Fleischermeister Bernd Kruse um die Organisation auf dem Wochenmarkt in Dahlhausen – zum Beispiel um die Absprachen mit Stadt und Stadtwerken in Sachen Standgebühren und Stromversorgung. „Danach übernehme ich“, sagt Reiner Botterbusch.
Denn: Weitermachen wollen er, Günter Perlit und Badda Singh erst einmal. Was bleibt, ist der Wunsch, dass künftig wieder mehr Händler in Dahlhausen ihre Ware verkaufen – zum Beispiel ein neuer Metzger, ein Bäcker oder ein Florist. „Aber die sagen auch, dass sich das nicht lohnt und fragen, was sie auf einem Geistermarkt sollen“, berichtet Perlitz. Die Zukunft für den Wochenmarkt auf dem Otto-Wels-Platz in Dahlhausen bleibt ungewiss.