Bochum. BVV, Wabtec, Eickhoff. Mehrere Industriebetriebe in Bochum stecken in Nöten. Nun kommt ein Weiterer dazu. Das Insolvenzverfahren ist eröffnet.

Bahnzulieferer Wabtec verlegt seine Produktion nach Italien und entlässt bis Ende 2023 einen Großteil seiner Beschäftigten, Windkraftzulieferer Eickhoff leidet unter der Flaute in der Branche und hat einen externen Sanierungsexperten im Haus, Bahnzulieferer BVV plagen finanzielle Sorgen. Und nun steckt ein weiterer namhafter Industriebetrieb in Bochum in Schwierigkeiten. Am Donnerstag, 1. Dezember, wurde wegen Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung ein Insolvenzverfahren über die Breuer Motoren GmbH in Riemke eröffnet.

Breuer Motoren betreibt Insolvenz in Eigenverwaltung

Bereits im August hatte das Unternehmen einen Insolvenzantrag gestellt und hat nun einen Sachverwalter zur Seite gestellt bekommen. Die Insolvenz kann es in Eigenverwaltung betreiben und bleibt somit die handelnde Akteurin im Verfahren.

Auch interessant

Geeinigt hat sich die Firma in Verhandlungen mit der IG Metall und dem Betriebsrat über einen Interessenausgleich und Sozialplan. 30 der etwa 100 Beschäftigten verlassen das Unternehmen, 22 von ihnen wechseln in eine Transfergesellschaft. „Wir sind gerade vor dem Hintergrund der Situation auf dem Fachkräftemarkt zuversichtlich, dass alle bald eine neue Beschäftigung finden und das Unternehmen sich auch mit der kleineren Belegschaft am Markt wieder behaupten kann“, sagt Gewerkschaftssekretär Marc Schneider. Unter den gegebenen Umständen spricht er von einer guten Lösung. Die Vereinbarung mit Breuer schließe auch eine weitgehende Übernahme des jüngsten Tarifabschlusses in der Metallbranche mit ein. Seit drei Monaten haben die Beschäftigen Insolvenzausfallgeld erhalten.

Auch interessant

Export in viele Länder der Erde

Dem Vernehmen nach haben mehrere Umstände die finanzielle Schieflage hervorgerufen: ein schwieriges wirtschaftliches Umfeld, Verwerfungen in einigen Exportländern und die Folgen der Corona-Pandemie.

„Der Weg der Eigenverwaltung wurde eingeschlagen, da die mit der Corona-Pandemie verbundenen negativen Auswirkungen auf das globale Wachstum, eine volatile Rohstoffpreisentwicklung sowie die negativen Nachfrage- und Lieferketteneffekte die Geschäftsentwicklung des Unternehmens seit 2021 stark beeinträchtigt haben“, erklärt Unternehmenssprecher Thomas Feldmann. Der Geschäftsbetrieb laufe ohne Einschränkung weiter.

Die Trennung von einigen Beschäftigten sei erforderlich gewesen, „um dem Unternehmen und den verbleibenden 68 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eine Perspektive zu ermöglichen“, so der Sprecher. Die Geschäftsführung arbeite eng mit dem Restrukturierungsbevollmächtigten sowie dem gerichtlich bestellten Sachwalter zusammen. Der Insolvenzplan soll Anfang 2023 mit den Gläubigern abgestimmt werden. Das Ziel sei es, das Eigenverwaltungsverfahren im Frühjahr 2023 zu beenden.

Erst Exporthändler, dann Bergbauzulieferer

Die 1877 als Kohlenexporthandel gegründete Firma ist seit Ende des 19. Jahrhunderts ein Zuliefererbetrieb für den Bergbau und hat sich in den vergangenen Jahrzehnten als Motorenlieferant für die Segmente Drilling, Öl und Gas, Tunnelbau, Stahl- und Zementwerke, Prüfstände und Sonderfahrzeuge einen Namen im Bereich Sondermaschinenbau gemacht. Heute liefert sie Motoren in viele Teile der Welt und bietet ihren Service auf allen Kontinenten an. Kundendienstansprechpartner gibt es etwa in China, Russland, den USA, Südafrika und in vielen Ländern Europas.

Auch interessant

Rahmenbedingungen haben sich durch Corona verschlechtert

Bereits 2020 war für die Breuer Motoren GmbH ein schwieriges Jahr. Laut Jahresabschluss erzielte das Unternehmen Verluste in Höhe von 417.000 Euro, nach einem Überschuss von 722.000 Euro ein Jahr zuvor. Die Rahmenbedingungen hatten sich, wie es heißt, „bedingt durch die Pandemie, aber auch wegen der gesunkenen Preise für fossile Brennstoffe, verschlechtert“. Dennoch heißt es in dem im April 2021 erstellten Chancen- und Risikobericht: „Eine Bestandsgefährdung unseres Unternehmens sehen wir u.a. wegen der guten Eigenkapitalausstattung nach wie vor nicht.“ 18 Monate später hat sich die Lage aber offenbar deutlich verschlechtert.