Bochum. Bei Eickhoff in Bochum herrscht gedrückte Stimmung in der Belegschaft. Die Windkraftsparte steht unter Druck. Ein Krisenmanager ist im Haus.

Die Energiewende verheißt eigentlich einen Boom für die Anbieter von Windkraftanlagen und ihren Zulieferern. Die Inflation und galoppierende Kosten für Strom und Gas setzen viele Unternehmen der Branche aber seit einigen Monaten mächtig zu. Das gilt auch für die Eickhoff-Gruppe in Bochum.

Bedrückende Stimmung in der Belegschaft

Von einer bedrückenden Stimmung bei dem Traditionsunternehmen berichten Insider. Sie sei auf dem Tiefpunkt. Die Belegschaft rechne mit dem Schlimmsten.

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Mächtige Windkraftgetriebe werden bei Eickhoff gebaut (Archivbild). Zusehen ist hier eine sogenannte
Mächtige Windkraftgetriebe werden bei Eickhoff gebaut (Archivbild). Zusehen ist hier eine sogenannte "Planetenstufe" © FFS | Ingo Otto

„Ja, die Lage ist angespannt“, bestätigt Betriebsratsvorsitzender Volker Naurath. „Und das wird auch Folgen für uns haben.“ Alles Weitere bleibe abzuwarten.

Eickhoff-Gruppe ist vom veränderten Marktumfeld betroffen

Ähnlich verhalten reagiert die Geschäftsführung: „Die gesamte Windindustrie befindet sich aufgrund steigender Energie- und Produktionskosten in einer Krise, von der sowohl Windkrafthersteller als auch deren Zulieferer betroffen sind“, heißt es in einer Stellungnahme auf Anfrage dieser Redaktion. „Die Windkrafthersteller befinden sich durch die energieintensive Produktion von Turbinen in einer wirtschaftlich schwierigen Situation, sodass auch die Zulieferer ihre gestiegenen Kosten nicht weitergeben können. Hinzu kommen massive Abkündigungen von Aufträgen sowie die langen Projektlaufzeiten in der Windindustrie, die zusätzlich dazu führen, dass die heutigen Projekte auf einer nicht mehr rentablen Kostenkalkulation aus der Vergangenheit beruhen. Auch die Eickhoff-Gruppe als Zulieferer von Getrieben für die Windindustrie ist von diesem veränderten Marktumfeld betroffen.“

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Zwei Drittel der Belegschaft arbeitet in der Windkraftsparte

Die Krise platzt mitten in die anstehenden Verhandlungen über den Haustarifvertrag. In der bereits angelaufenen Runde für die Branche verlangt die IG Metall einen Lohnanstieg in Höhe von acht Prozent. Ähnlich hoch sind die Erwartungen der Belegschaft bei Eickhoff.

Von den knapp 1070 Beschäftigten der Gruppe am Stammsitz Bochum arbeiten etwa zwei Drittel für die Windkraftsparte, weitere 200 Mitarbeiter sind im sächsischen Klipphausen tätig. Dazu kommt das erst vor fünf Monaten eröffnete Montagewerk in Indien. Auch das ist von der Branchenflaute betroffen.

Eickhoff holt sich einen Sanierer ins Haus

Als erste Maßnahme hat das Unternehmen sich externen Rat ins Haus geholt. Der Sanierungsexperte Stephan Maas aus Köln wird, wie es heißt, zunächst in Verhandlungen mit Kunden und Zulieferern über Änderungen bei den Vertragsmodalitäten sprechen. „Als Sanierungsexperte und Interimsmanager für die operative Führung betreut er Unternehmen außerhalb und innerhalb von Krisen oder Insolvenzverfahren“, heißt es auf der Homepage der Unternehmensberatung Ziems & Partner, für die Maas tätig ist. Von einem „Krisenmanager“ ist hinter vorgehaltener Hand im Unternehmen die Rede. Das Wort „Restrukturierung“ fällt – und damit verbunden die Frage, ob Arbeitsplätze in Gefahr sind.

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Zweites Standbein neben dem Bergbau

Mitte der 1980er Jahre hatte der Bergbauzulieferer Eickhoff begonnen, sich mit der Windkraftsparte ein zweites Standbein aufzubauen. Als Hersteller von Getrieben spielt er dabei auf dem internationalen Markt eine gute Rolle. Mal mehr, mal weniger. Mehrfach hat es seitdem Kurzarbeit und auch Entlassungen gegeben, zuletzt im Sommer 2019. Der damalige Geschäftsführer Paul Rheinländer hatte damals die Frage nach einer möglicherweise existenzbedrohenden Lage für das Unternehmen, mit „Nein“ beantwortet. Tatsächlich ging es danach wieder aufwärts. Schon 2014 hatte sich Eickhoff von 140 Mitarbeitern getrennt, 2016 mussten weitere 184 gehen.

Geld verdient wird derweil wieder in der Bergbau-Branche, die auch weiterhin als das Rückgrat des Unternehmens gilt. Weil Kohle gefragt ist wie nie, ist auch die Nachfrage nach dem Bergbaumaschinen made in Bochum groß.