Bochum. Bahnzulieferer Wabtec verlegt seine Produktion von Bochum nach Italien. Beschäftigte verlieren deshalb ihren Job. Sie hatten bis zuletzt gehofft.
Ein weiterer Industriebetrieb kehrt Bochum den Rücken. Der Bahnzulieferer Wabtec verlegt seine Produktion nach Italien. 213 Beschäftigte verlieren ihren Arbeitsplatz. Alle Versuche von Betriebsrat, Belegschaft und Gewerkschaft, die Verlagerung zu verhindern, sind gescheitert. Vor gut einem Jahr waren die Schließungspläne bekannt geworden.
Wabtec Bochum entlässt 213 Beschäftigte
„Das ist schon sehr enttäuschend“, sagt die Betriebsratsvorsitzende Tanja zum Dohme. Sie und ihre Mitstreiter hatten gehofft, das Unternehmen in Verhandlungen, mit Protestaktionen und mit einem Gutachten davon zu überzeugen, dass ein Standortwechsel sich wirtschaftlich gar nicht rechne. Vergebens. „Offenbar reicht eine sehr gute Umsatzrendite dafür nicht aus“, so Mathias Hillbrand, Zweiter Bevollmächtigter der IG Metall IG Metall Ennepe-Ruhr-Wupper. Zum Dohme: „Wabtec macht aus unserer Sicht hier immer noch gute Gewinne, aber die reichen dem Konzern offenbar nicht. Für uns ist dieser Schritt immer noch nicht nachvollziehbar.“ Dem Vernehmen nach betrug der Umsatz in Bochum 2021 etwa 135 Millionen Euro.
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Am Ende habe es keine Chance gegeben, die Entlassungen zu verhindern. Die Vereinbarungen über einen Interessenausgleich, einen Sozialtarifvertrag und die Gründung einer Transfergesellschaft seien bereits unterschrieben. 15 Beschäftigte haben das Unternehmen bereits verlassen. Nach und nach werden Maschinen abgebaut und weitere Mitarbeiter die Firma verlassen; die meisten von ihnen zwischen April und Dezember 2023. Bleiben werden in Bochum lediglich 76 Beschäftigte der Verwaltung.
Bremsenhersteller war erst 2021 nach Bochum gezogen
Von 2024 an wird Wabtec seine Eisenbahnbremsen und -kupplungen ausschließlich in Italien und Indien fertigen. Erst 2020/21 war das Industrieunternehmen von Witten nach Bochum gezogen, um auf dem Gelände des ehemaligen Opel-Werks in Laer – Mark 51/7 – einen größeren und moderneren Standort zu beziehen. Zuvor hatte der US-amerikanische Konzern das Wittener Unternehmen Faiveley übernommen und umfirmiert. Bei der Grundsteinlegung für den neuen Standort hatte der Präsident des Geschäftsbereichs Transit Brakes & Safety von Wabtec, Christopher Antes noch gesagt, „diese neue Anlage wird den Raum bieten, den wir benötigen, um höchste Produktivitäts- und Qualitätsstandards sowie eine zukunftsorientierte Arbeitsumgebung für unsere Mitarbeiter zu schaffen.“ „Das war offenbar gelogen“, so Gewerkschafter Hillbrandt.
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Dem Vernehmen nach soll die 9200 Quadratmeter große Produktionshalle plus 5100 Quadratmeter Lagerfläche untervermietet werden und die Verwaltung (5600 Quadratmeter) am Standort bleiben. Das sei jedenfalls der gegenwärtige Stand der Dinge.
Stimmung der Belegschaft ist am Boden
Die Stimmung in der Belegschaft ist derweil am Boden. „Alle sind frustriert“, so Hillbrandt und zum Dohme unisono. Vor allem die älteren Beschäftigten machten sich Sorgen um ihre Zukunft. Immerhin. Die Lage auf dem Arbeitsmarkt eröffne den Facharbeitern in der Region gute Möglichkeiten. Und: Die vereinbarte Abfindungsformel bezeichnet die Betriebsratsvorsitzende als „gut“. Es sind Trostpflaster für eine 213-köpfige Belegschaft, die jetzt abgewickelt wird.