Bochum-Hamme. Mit einem Festkonzert feiert der Neue Chor Bochum Jubiläum und blickt zurück auf seine bewegte Geschichte. Der langjährige Leiter geht von Bord.

Die Pandemie hat ihn kurzzeitig aus dem Tritt gebracht, doch jetzt meldet sich der Neue Chor Bochum mit ganzer Kraft zurück: Mit einem festlichen Jubiläumskonzert in der Heimkehrer-Dankeskirche in Bochum soll auf das 75-jährige Bestehen der Sängervereinigung angestoßen werden. Es ist der erste größere Auftritt des Chores seit Corona: „Wir freuen uns, dass es endlich wieder losgeht“, sagt der Vorsitzende Bernhard Kampmann.

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Neuer Chor Bochum besteht seit 75 Jahren

Der Neue Chor gehört zum kulturellen Leben dazu wie Schauspielhaus und Symphoniker. Gegründet 1947 als „Junger Chor der Stadt Bochum“, wurden die ersten Mitstreiter per Zeitungsannonce angeworben. Die Proben fanden im Gasthaus „Mutter Wittig“ in der Innenstadt statt, später diente der Sitzungssaal im Rathaus als Treff.

Jubiläumskonzert in der Heimkehrer-Dankeskirche

Beim Jubiläumskonzert am Sonntag, 4. Dezember, um 17 Uhr in der Heimkehrer-Dankeskirche (Karl-Friederich-Straße 111) in Weitmar erklingt das selten gespielte „Die Geburt Christi“ von Heinrich von Herzogenberg. Mit dabei sind das Düsseldorf Festival Orchester und sechs Solisten. Die Leitung hat zum letzten Mal Sebastian Voges. Karten (12 Euro, für Kinder bis 14 Jahren frei) an der Abendkasse.

Der Neue Chor trifft sich dienstags um 19.45 Uhr im Gemeindesaal der Kreuzkirche (Gahlensche Straße 146-150) in Hamme zu den Proben. Wer mitsingen möchte, ist herzlich eingeladen. Alle Infos: neuer-chor-bochum.de

Zu verdanken war dies vor allem dem Engagement des langjährigen Chorleiters Günter Hildebrandt, der im Januar 100 Jahre alt geworden wäre und die Vereinigung bis 1970 leitete. Bestand das Repertoire zunächst vor allem aus Volksliedern, wurde später das „Offene Singen“ sehr beliebt, bei dem die Besucher nach Herzenslust mitsingen durften. Etwa dreimal im Jahr fanden zudem Auftritte mit den Bochumer Symphonikern statt – diese enge Zusammenarbeit existiert noch immer.

Gemeindesaal beginnt bei den Proben zu leuchten

Auch heute ist es vornehmlich die anspruchsvolle geistliche Chormusik vom 16. bis zum 20. Jahrhundert, mit denen sich die Mitglieder beschäftigen. Zwei bis drei Auftritte pro Jahr waren vor Corona die Regel. Die Proben finden im Gemeindesaal der Kreuzkirche in Hamme statt, der sprichwörtlich zu leuchten beginnt, wenn die Sängerinnen und Sänger gemeinsam zur Tat schreiten. Aus 50 Mitgliedern besteht der Neue Chor aktuell: „Einige haben wir während Corona verloren und hoffen jetzt sehr darauf, wieder neue Sänger gewinnen zu können“, meint Bernhard Kampmann (Bass).

Der langjährige Chorleiter Sebastian Voges nimmt Abschied: Beim Festkonzert am 4. Dezember leitet er den Neuen Chor zum letzten Mal.
Der langjährige Chorleiter Sebastian Voges nimmt Abschied: Beim Festkonzert am 4. Dezember leitet er den Neuen Chor zum letzten Mal. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Wie viele andere Sängervereinigungen hat auch der Neue Chor damit zu kämpfen, dass die Chorkollegen immer älter werden. „Unser Durchschnittsalter liegt etwa bei Mitte 60, und viele sind schon seit vielen Jahren dabei“, sagt Kampmann. So schloss sich etwa Anne Kempe-Heinrich (Sopran) dem Chor an, als sie 1989 nach ihrer Heirat nach Bochum kam: „Ich suchte damals ein neues Hobby in einer neuen Stadt und habe es nie bereut, dem Chor beigetreten zu sein“, erzählt sie.

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Jubiläumskonzert ist das Ende einer Ära

Ebenso lang dabei ist Anke Baß (Tenor), die gern an die vielen Exkursionen denkt, die sie mit dem Neuen Chor erlebt hat. „Wir waren mit den Symphonikern schon in der Jahrhunderthalle, lange bevor sie für die Ruhrtriennale umgebaut wurde“, sagt sie. „Das war total spannend.“

Der langjährige Chorleiter Günter Hildebrandt gehörte zu den Gründervätern des Neuen Chores, der damals noch „Junger Chor Bochum“ hieß. Hildebrandt wäre in diesem Jahr 100 geworden.
Der langjährige Chorleiter Günter Hildebrandt gehörte zu den Gründervätern des Neuen Chores, der damals noch „Junger Chor Bochum“ hieß. Hildebrandt wäre in diesem Jahr 100 geworden. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Das Jubiläumskonzert Anfang Dezember bedeutet für den Chor gleichzeitig das Ende einer Ära: Nach 26 Jahren gibt der Chorleiter Sebastian Voges an diesem Abend zum letzten Mal den Takt vor. „Ich werde bald 70 Jahre alt und wohne in Monheim bei Düsseldorf, da wurde mir die Fahrerei einfach zu viel“, sagt er. Der Abschied fällt ihm sichtlich schwer, denn die vielen Chorkollegen, die er teils seit Jahrzehnten kennt, sind dem ehemaligen Kantor sehr ans Herz gewachsen. „Doch jetzt ist der Zeitpunkt genau richtig“, meint er. „Während Corona hätte ich den Chor unmöglich hängen lassen können, dann wäre er womöglich auseinandergefallen.“

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Suche nach Nachfolger läuft

So traurig dies für den Neuen Chor auch ist: Die Suche nach einem Nachfolger läuft. „Wir haben schon einige vielversprechende Bewerbungen bekommen, die wir uns jetzt genau anschauen wollen“, sagt Kampmann. Die Zeit im Chor ist für ihn das schönste Hobby der Welt: „Gemeinsames Singen schüttet Glückshormone aus. Das ist sogar wissenschaftlich erwiesen.“