Bochum. Bochum hat ein Problem: Die Gewerbeflächen werden knapp. Nun bricht ein aufstrebendes Unternehmen seine Zelte ab und zieht in die Nachbarschaft.
Ein aufstrebendes Unternehmen kehrt Bochum den Rücken. Die Campwerk GmbH, nach eigener Darstellung der deutsche Marktführer für Zeltanhänger und Auto-Dachzelte, bricht seine Zelte in Wattenscheid ab. Es verlegt seinen Hauptsitz nach Velbert.
Campwerk ist in Bochum aus den Nähten geplatzt
Schweren Herzens, wie es heißt. „Leider blieb die intensive Suche nach einem passenden Standort in Bochum erfolglos“, sagt Gründer und Geschäftsführer Michael Krämer. „Wir freuen uns jedoch, dass wir in Velbert ein in der Größe und Ausstattung hervorragend passendes Gelände in guter räumlicher Nähe zu Bochum gefunden haben“, so der 37-jährige Informatiker und Mediengestalter, der 2010 den Sprung in die Selbstständigkeit wagte.
14.000 Quadratmeter groß ist die neue Immobilie. Zusammen mit dem Außengelände bietet der neue Standort eine Fläche von etwa 20.000 Quadratmetern für Werkstatt, Lager und Logistik, Verwaltung und Stellplätze. Deutlich mehr als am bisherigen Standort im Gewerbegebiet Wattenscheid-West, wo die Firma auf jetzt 1335 Quadratmetern aus allen Nähten zu platzen drohte.
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Wirtschaftsentwicklung hat kein passendes Grundstück
Krämer hat sich auch in Bochum lange nach einem alternativen Firmensitz umgesehen. Vergeblich, wie es heißt. Die Wirtschaftsentwicklungsgesellschaft (WEG) Bochum stand in Kontakt mit Campwerk. „Unmittelbar konnten wir der Firma aber keinen Platz in dieser Größe vermitteln“, sagt WEG-Sprecherin Stefanie Bersin. Campwerk sei auf die Interessenlisten aufgenommen worden, die die WEG führe.
Nun kann der Zelthersteller, der erst 2018 aus Mülheim nach Bochum gezogen ist, von diesen Listen gestrichen werden. Er ist bald weg. Das ist Wasser auf die Mühlen aller jener, die sagen, Bochum habe nicht mehr genügend Gewerbeflächen, um aufstrebenden Firmen aus der Stadt und möglichen Interessenten aus der Fremde geeignete Flächen anzubieten. Nachdem die Vermarktung von Mark 51/7 beinahe abgeschlossen ist, gibt es nur noch wenige Optionen. Umso mehr sind WEG und Stadt darauf bedacht, neue Gewerbeflächen zu erschließen bzw. neu zu nutzen. Dazu gehört etwa eine großes Areal westlich der Innenstadt. Nach einem Flächentausch mit dem Bahnzulieferer Bochumer Verein Verkehrstechnik stehen dort 62.000 Quadratmeter Land zur Entwicklung bereit. Allerdings: Vorher müssen alte Werkshallen auf dem Gelände abgerissen werden, um Platz für Neues zu schaffen.
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50 Arbeitsplätze wandern in die Nachbarschaft ab
Auf mehr als 40 Messen vertreten
In Deutschland präsentiert Campwerk, seine Produktwelt aktuell auf etwa 40 Messen im Jahr, in Showrooms in Dörzbach, Halle/Saale, Schwarzenbek und Rommelsried.
Der bisherige Showroom in Bochum wird durch den zukünftigen Hauptsitz in Velbert ersetzt. Eine niederländische Vertretung befindet sich in Tynaarlo.
Für Campwerk kommt das zu spät. Anfang 2023 zieht die Firma mit ihren 50 Beschäftigten weiter nach Süden an den Rand des Ruhrgebiets. Von Velbert aus hat die Firma, die nach eigenem Angaben in jüngster Zeit stark gewachsen ist, Großes vor. Das Ziel sei es, „zukünftig den Fokus noch stärker auf der Entwicklung innovativer Produkte wie dem jüngst vorgestellten Dachzelt Good Vibes zu legen.“ Das Hartschalen-Dachzelt wurde im Sommer als Prototyp auf der Leitmesse Caravan Salon in Düsseldorf vorgestellt. 2023 soll es auf den Markt kommen. Der neue Standort Velbert biete genügend Raum, um weitere Innovationen umzusetzen.
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Campwerk will auch international wachsen
Von Velbert aus will Campwerk außerdem international wachsen. In Frankreich, Schweden und Großbritannien möchte die Firma Fuß fassen. Und: Dort seien die logistischen Rahmenbedingungen für den Warenfluss in die Hauptmärkte Deutschland, Österreich, Schweiz und die Beneluxstaaten optimal.
„Zelten war früher, jetzt ist clever Campen“, lautet das Motto des Geschäftsführers. Gründer Krämer preist seine Produkte mit dem Hinweis an, sie seien deutlich günstiger als Wohnmobile und Wohnwagen, trotzdem komfortabel, geräumig und robust. Eine Botschaft, die er künftig nicht mehr aus Bochum, sondern aus Velbert in die Welt sendet.